Innert zweier Wochen hat ein Old-Boys-Netzwerk die Spitzenposten in der Schweizer Finanzbranche neu unter sich aufgeteilt. Was bringt das?

Das Muster ist immer dasselbe: Die Reorganisation sei abgeschlossen, die Massnahmen eingeleitet. Darum sei es nun an der Zeit, zurückzutreten. Das liess UBS-Konzernchef Marcel Rohner verlauten, als er seine Demission bekanntgab. UBS-Präsident Peter Kurer erklärte Ähnliches, bevor er das Zepter an Kaspar Villiger weiterreichte, und nun hat auch Peter Forstmoser, bis dato Präsident der Swiss Re, sein Schlusswort gesprochen. In den vergangenen Wochen seien wichtige Massnahmen getroffen worden, um die Swiss Re auf den Weg zu profitablem Wachstum zurückzubringen. Darum sei es nun auch opportun, zurückzutreten.

Das ist gelinde gesagt Schönfärberei. Marcel Rohner war es seit seinem Amtsantritt im Frühsommer 2007 in keiner Weise gelungen, die UBS in eine bessere Position zu bringen und das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen; genauso wenig gelang dies Präsident Peter Kurer in seiner knapp einjährigen Amtszeit. Ein Indiz dafür mag auch der Aktienkurs sein, der am heutigen Montag gar unter neun Franken viel. Und Peter Forstmoser verlässt am 1. Mai das Swiss-Re-Schiff, ohne dass auch nur ein Problem gelöst ist, ausser vielleicht, dass nun Walter Kielholz nicht wie bisher als Schattenpräsident wirkt, sondern als offizieller Präsident die Führung übernimmt. An seiner Seite wird der frühere UBS-Präsident Mathis Cabiallavetta neuer Vizepräsident der Swiss Re.

Möglicherweise werden auch die neuen Akteure an Bord der UBS, CS und Swiss Re überschätzt. Denn letztlich handelt es sich nicht wirklich um neue, unverbrauchte Gestalten, sondern um altgediente Manager, die zu ihrer Zeit ihre Qualitäten hatten, inzwischen aber entweder schon im vorgerückten Alter sind und damit keine langfristige Lösung bieten, oderaber in ihren letzten Jobs nicht unbedingt zu überzeugen vermochten.

Kaspar Villiger muss das Debakel bei der Swiss Re mitverantworten, Hans-Ulrich Doerig war bei der Credit Suisse seit seinem Amtsantritt 1973 nie die grosse Gestalt mit Sendungsbewusstsein, sondern eher der Mann für alle Notfälle, und mit Walter Kielholz tritt bei der Swiss Re ein Mann ins Präsidium, der froh sein muss, wenn er an der anstehenden Generalversammlung überhaupt gewählt wird: Sein Leistungsausweis ist angesichts der desolaten Situation beim Rückversicherer alles andere als berauschend.

Im Filz verfangen

Hinzu kommt, dass es Kielholz gerade in jüngster Zeit versäumt hat, sich aus dem umstritten CS-Swiss-Re-Netzwerk, das man auch als Filz bezeichnen könnte, zu lösen. Davon zeugt auch sein Engagement für den bei der CS gescheiterten Banker David Blumer, der für ein stattliches Gehalt bei der Swiss Re Unterschlupf fand, ferner die geschäftlichen Verstrickungen vonForstmoser, Kielholz und Bechtler: Sie sind im Zeitalter der viel gepriesenen Corporate Governance alles andere als nachvollziehbar.

Tatsache ist, die diversen Sesselwechsel in den letzten Wochen haben zahlreiche Old Boys nach oben gespült. Mathis Cabiallavetta ist 61, Oswald Grübel wird heuer 66 Jahre alt, Kaspar Villiger ist 68 und Hans-Ulrich Doerig ist Ende Februar 69 Jahre alt geworden. Ob das die Elite-Truppe sein mag, die aus den Turbulenzen herausfindet, muss sich weisen. In der Branche macht sich eine gewisse Skepsis bemerkbar. Über die Protagonisten heisst es: Sie tauchen wieder auf, wo man sie gar nicht mehr sehen will.

 

 

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