Die Software-Firma Avaloq übernimmt den IT-Outsourcing-Spezialisten B-Source mit 600 Mitarbeitern – ohne Entlassungen.

Francisco.FernandezAvaloq und BSI  gaben heute an gemeinsamen Pressekonferenzen in Zürich, Genf und Lugano bekannt, dass B-Source, der Spezialist für Prozess- und IT-Outsourcing für Banken und Versicherungen, von der Generali-Tochter zu Avaloq wechselt.

Allerdings bleibt BSI Minderheitsaktionärin und wichtigste Kundin von B-Source.

B-Source hat rund 600 Mitarbeiter und betreibt Niederlassungen in Lugano, Zürich, Nyon, Luzern, Winterthur und Zürich. Avaloq beschäftigt ebenfalls rund 600 Personen; der Standardsoftware-Spezialist hat elf Niederlassungen, davon 5 im europäischen Ausland und 3 in Asien.

Wachstum, nicht Konsolidierung

Entlassungen als Folge des Deals seien keine geplant, hiess es an der Pressekonferenz; vielmehr sei die Fusion von Avaloq und B-Source als Wachstumsschritt samt nachfolgendem Ausbau geplant – nicht als Konsolidierung.

B-Source – bis 2005 Boss Lab SA – wurde in Lugano gegründet und hat dort auch seinen Hauptsitz. Der IT-Dienstleister ist in den Bereichen Business Process Outsourcing und IT Operations für die Private Banking-, Vermögensverwaltungs- und Versicherungsbranche spezialisiert.

Markus.Groeninger

Das Unternehmen ging 1995 aus dem Zusammenschluss des IT-Dienstleisters Techselesta und dem Spin-off der IT-Entwicklungsabteilung der BSI hervor. 2005 stieg die Banca del Gottardo mit einer Quote von 37 Prozent als Mitaktionärin ein. Durch die Fusion der Banca del Gottardo und der BSI kam das Unternehmen wieder vollständig in den Besitz der BSI.

Hemmschuh BSI...

Hier lag auch ein Problem: Als Tochtergesellschaft einer Bank blieben dem Unternehmen bis anhin einige potenzielle Kunden verwehrt. Mit der Übernahme durch Avaloq öffnen sich nun neue Tore für B-Source. Wenn der BPO-Provider in das Softwareunternehmen integriert wird, kann das Unternehmen eine End-to-End-Bankenlösung anbieten – angefangen bei der Bankensoftware von Avaloq bis hin zum Outsourcing von IT-Infrastrukturen.

Dabei verfügen die beiden Unternehmen schon über reichlich Erfahrung, denn 2007 gingen B-Source und Avaloq eine Partnerschaft, bei der genau solche Lösungen schon angeboten wurden.

Der Schweizer Markt ist für B-Source dafür ein chancenreiches Feld. Lediglich ein mageres Prozent der hiesigen Banken setzt bislang auf BPO-Dienste (GB: 52 Prozent, DE/FR: 12 Prozent) – sämtliche anderen Finanzinstitute haben noch Eigenprodukte im Einsatz.

... und Hindernis Bankgeheimnis

Dass es in Zukunft zu einem BPO-Boom kommen wird, darin sind sich die drei Chefs einig – Francisco Fernandez, CEO von Avaloq (Bild ganz oben), Alfredo Gysi, CEO von BSI (unten) und Markus Gröninger, CEO von B-Source (Mitte). Das Betreiben von eigenen IT-Lösungen sei sehr kostenintensiv und werde sich künftig vor allem für kleinere und mittlere Banken nicht mehr lohnen.

Daher setzen B-Source und Avaloq auf Standardisierung. Je mehr Finanzinstitute als Kunden gewonnen werden, desto grösser wird auch die Community und die Möglichkeit, Innovationen mitzugestalten und voneinander zu profitieren, hiess es an der Pressekonferenz.

Alfredo.Gysi2Das grösste Hindernis zu einer standardisierten BPO-Lösung war laut Alfredo Gysi bisher das Bankgeheimnis. In der Branche habe man jedoch schon lange von BPO-Projekten geredet, vor allem nach der Krise 2001. Nun sei jedoch der Zeitpunkt gekommen, da solche Projekte auch umgesetzt werden können, sagte Gysi gegenüber finews.ch.

Mehr Wachstum, mehr Personal

«Den Unterschied machen wir nicht bei der Informatik», so Gysi. Banken können sich durch ihre Dienstleistungen Mehrwert schaffen – eine eigene IT-Infrastruktur bringe nicht den entscheidenden Vorteil. Vielmehr entstünden dadurch steigende IT-Kosten. Zwar kann man diesen mit Entlassungen an anderen Orten entgegenwirken, doch darunter hat schlussendlich der Service der Bank zu leiden.

Der Schweizer Markt bietet sich nun primär für B-Source und Avaloq zur Kundensuche an. Davon könnten auch die Arbeitenden in diesem Sektor profitieren. Denn knapp 50 Prozent der B-Source-Mitarbeiter kommen aus dem Bankenumfeld, sagte Firmenchef Gröninger gegenüber finews.ch. «Wenn unser Geschäft wächst, werden wir auch mehr Leute brauchen.» Und davon geht er aus.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
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  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
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  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
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