Der CEO des UBS Wealth Management über seine Ziele beim Anlegen, seine Ambitionen im Job und seine Erwartungen an die Kundenberater.

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Jürg Zeltner, was ist Ihr Ziel beim Anlegen?

Der primäre Fokus im aktuell turbulenten und schwer voraussehbaren Marktumfeld muss klar dem Vermögenserhalt gelten, wobei mittelfristig auch Wachstum drin liegen sollte. Das ist immer auch das Ziel unserer Kundenberater. Um dieses Ziel zu erreichen, werden sie kontinuierlich mit Marktinformationen und aktuellen Einschätzungen von unseren Anlagespezialisten unterstützt.

Wie schätzen Sie den Bereich Aktien ein?

Angesichts der sich abschwächenden Konjunktur in Deutschland und im gesamten Euro-Raum rate ich zu eher defensiven Aktien, also zu Unternehmen aus dem Gesundheits- oder Telekomsektor.

Für Anleger, die langfristig planen, sind vor allem Titel mit einer hohen Dividendenrendite attraktiv, können sie doch eine gewisse Stabilität der Erträge auch in volatilen Zeiten sichern und bieten einen gewissen Schutz vor Inflation.


«Weitere Rückschläge scheinen wahrscheinlich»


Die meisten Investoren sollten aber mit Aktienzukäufen zuwarten, bis sich das wirtschaftliche Bild etwas aufhellt oder sich in Europa erkennbare Fortschritte bei der Lösung der Schuldenkrise abzeichnen. Bei der gegenwärtigen Unsicherheit scheinen weitere Rückschläge wahrscheinlich. In zyklische Titel, wie langlebige Konsumgüter oder Unternehmen aus dem Energiebereich, würde ich jetzt nicht investieren.

Welche Möglichkeiten haben Anleger mit erhöhtem Risikoappetit?

Risikoappetit heisst, die gewohnten Pfade der eigenen Anlagepolitik zu verlassen. Man kann zum Beispiel in Schwellenländer oder in kleinere Industrieländer mit eigenen Währungen investieren. Da bestehen gute Chancen für eine Outperformance gegenüber dem Dollar oder Euro. Bei Aktien sind die Bewertungen durch die jüngste Talfahrt wieder attraktiv geworden.


«Wir haben bedeutend besser gearbeitet»


Sehr langfristig orientierte Anleger sollten hier also interessante Einstiegsniveaus finden. Allerdings müssen sie bereit sein, mögliche kurzfristige Rückschläge hinzunehmen. Auch risikobereite Investoren sollten auf eine gute Diversifikation achten und Zukäufe auch über die Zeit streuen.

Bei UBS sind Sie verantwortlich für das Wealth-Management-Geschäft. Welches ist Ihr vordringliches Ziel?

Im ersten Semester 2011 haben wir im Wealth Management bei der UBS bedeutend besser gearbeitet als viele andere Banken. Wir wollen die Anleger auch weiterhin so beraten, dass sie erfolgreich durch die Marktzyklen navigieren und eine nachhaltige Rendite erwirtschaften. Garantieren können wir dies nicht, aber dies muss das oberste Ziel sein.


«Wir werden mehr Kundengelder anziehen»


Wenn wir dabei erfolgreicher sind als unsere Konkurrenten, wird sich dies auch positiv auf UBS auswirken. Wir werden mehr Kunden und Kundengelder anziehen und die Kunden werden bereit sein, für unsere Dienstleistungen einen fairen Preis zu zahlen. Wenn unsere Kunden zufrieden sind, kommt dies letztlich auch UBS, den Aktionären und den Mitarbeitenden zugute.


«Die Probleme sind in jüngster Zeit komplexer geworden»


Dabei müssen wir unsere Stärken als globaler Vermögens‧verwalter einsetzen, der seinen Kunden zusätzlich Zugang zu Spezialisten aus der weltweit tätigen Investmentbank und der institutionellen Vermögensverwaltung ermöglichen kann.

In welche Richtung hat sich die Branche in den vergangenen Jahren entwickelt?

Die gesamtwirtschaftlichen Probleme sind in jüngster Zeit komplexer geworden, man denke nur an die Schuldenkrise in Europa, den USA und auch in Japan. Gleichzeitig führt die Globalisierung dazu, dass die gegenseitige Abhängigkeit und Beeinflussung der Märkte weltweit enorm zugenommen hat.


«Bei der Umsetzung besteht noch Spielraum»


Zudem sind die Anleger mehrheitlich sehr gut informiert, da der Informationsfluss im elektronischen Zeitalter nahezu permanent geworden ist. Dazu kommt, dass der Finanzplatz Schweiz gewisse Wettbewerbsvorteile eingebüsst hat. Diese Situation stellt hohe Anforderungen an alle Kundenberaterinnen und Kundenberater.

Ihr Fachwissen muss als Basis für die Beratung breit und tief sein. Ich bin stolz darauf, hervorragende Mitarbeitende zu haben, auf die ich mich verlassen kann.

Wo sehen Sie noch Verbesserungsmöglichkeiten?

Bei der Umsetzung besteht immer noch Spielraum. Wir wollen die ersten sein, die ihre Kunden nach wirtschaftlich bedeutenden Ereignissen kontaktieren, um kompetente Einschätzungen abzugeben und Anlagemöglichkeiten zu besprechen.


«Qualität ist eine grosse Herausforderung»


Unsere Kundenberater stützen sich auf Informationen und Empfehlungen, die vom Chief Investment Officer und Wealth Management Research erarbeitet werden. Diese Qualität permanent und nachhaltig sicherzu‧stellen, ist eine grosse Herausforderung. Ich stelle mich persönlich dieser Aufgabe und nehme sie mit Freude wahr.


Jrg_Zeltner_95Der 44-jährige Schweizer Jürg Zeltner wurde im Februar 2009 zum CEO UBS Wealth Management und Co-CEO Wealth Management & Swiss Bank ernannt sowie zum Mitglied der Konzernleitung berufen.

Ein ausführliches Interview mit Jürg Zeltner findet sich im «Investor's Guide» der UBS, der Ende dieser Woche erscheint.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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