Strukturierte Produkte in der Handelswährung Gold? Ist das mehr als nur ein Marketing-Gag? Pedram Payami von EFG Financial Products erklärt.

Pedram_PayamiHerr Payami, EFG Financial Products hat soeben ein Strukturiertes Produkt in der Handelswährung Gold lanciert. Welche Überlegungen stecken dahinter?

Auf Grund der aktuellen Marktlage fällt es vielen Anlegern schwer, Finanzinstrumente zu finden, die ihren Erwartungen entsprechen. Die hohe Staatsverschuldung und die expansive Geldpolitik der Zentralbanken haben dazu geführt, dass viele Investoren in der Zukunft von einer erhöhten Inflation ausgehen.

Die Vergangenheit hat uns gezeigt, dass in einem solchen Umfeld der Goldpreis steigt und es daher zu einer Abwertung der Währungen im Verhältnis zum glänzenden Metall kommt. Aus diesem Grund kann eine Investition in der Handelswährung Gold eine sinnvolle Diversifikation sein.

Viele Anleger zögern trotzdem, in Gold zu investieren, weil das gelbe Edelmetall keine Zinsen abwirft. Stattdessen verursacht es bloss Kosten. Ist das bei Ihrem Produkt anders?

Ein reines Goldinvestment zahlt weder Dividenden (wie bei Aktien) noch Zinsen (wie bei Obligationen). Stattdessen entstehen Kosten für die Einlagerung und andere Gebühren. Strukturierte Produkte in der Handelswährung Gold kombinieren die Eigenschaften aus zwei Welten, nämlich das breite Anlageuniversum an möglichen Basiswerten von Zertifikaten und die Partizipation an der Wertentwicklung des Goldpreises.


«Ein Metallkonto ist nicht zwingend»


Für Ihr Produkt verwenden Sie die neue Unzen-Währung XAU. Worum handelt es sich dabei konkret?

Anleger sind bereits gewohnt, in Strukturierte Produkte zu investieren, die in Fremdwährungen (etwa dem Dollar) denominiert sind. Nach dem selben Muster erfolgt eine Investition in die in der Unzen-Währung XAU denominierten Produkte. Mit anderen Worten: Der Zertifikatpreis wird dabei nicht in Dollar oder in Euro angegeben, sondern in der Handelswährung Gold – also in Unzen).

An welchen Typus von Anlegern richtet sich diese neue Generation von Produkten?

Sie richten sich sowohl an institutionelle Investoren als auch an Privatanleger. Generell sollte aber der Investor eine positive Marktmeinung zur Goldpreisentwicklung haben. Für die Abwicklung ist ein Metallkonto nicht zwingend notwendig. Ein normales, für den Wertpapierhandel geeignetes Konto reicht aus. Wie bei anderen Fremdwährungen wird nämlich die kontoführende Bank wenn notwendig automatisch eine Währungs-Konvertierung vornehmen, um den Wertschriftenkauf abzuwickeln.


«Wir sind mit sieber Produkten gestartet»


Seit letztem Montag (10. Oktober) sind die ersten in XAU denominierten Strukturierten Produkte von EFG Financial Products an der Scoach handelbar. Was planen Sie weiter?

Grundsätzlich können wir sowohl was die Basiswertauswahl als auch die Produktstruktur angeht, sehr flexibel agieren. Ausserdem können wir den Pfandbesicherungs-Mechanismus COSI für die in der Handelswährung Gold denominierten Produkte anwenden. In einer ersten Phase sind wir mit sieben Renditeoptimierungsprodukten (Express-Zertifikate und Worst-of Barrier-Reverse-Convertibles) gestartet und werden in diesem Bereich unsere Produktpalette weiter ausbauen. Wir sind aber auch in der Lage, massgeschneiderte Lösungen für einzelne Investoren zu strukturieren.

Die Finanzmärkte funktionierten in den letzten Jahren eher virtuell. Warum erlebt Gold nun eine Renaissance, und erst noch als Handelswährung?

Die Tatsache, dass der Verschuldungsgrad vieler Staaten steigt, und viele Zentralbanken die Notenpressen anwerfen, beunruhigt viele Anleger. Daher suchen Investoren nach Währungen, die nicht inflationär produziert werden können und dies ist bei Gold der Fall. Insgesamt sind gerade einmal rund 155'000 Tonnen Gold im Umlauf, und das Neuangebot wird vor allem durch die Minenproduktion gestellt. Diese ist aber relativ unelastisch, was soviel bedeutet, dass die Produktion nicht zeitnah in grösserem Umfang erweitert werden kann.

Gold galt als «sicherer Hafen» bis die Erschütterungen der letzten Wochen diese Wahrnehmung geändert haben. Wie beurteilen Sie die weitere Preisentwicklung des gelben Edelmetalls?

Gold konnte in den letzten Jahren eine beeindruckende Preisentwicklung erzielen und erreichte sogar fast die 2'000-Dollar-Marke. Mittlerweile kam es zu einer Korrektur von rund 300 Dollar. Nichtsdestotrotz ist die Nachfrage nach Gold auf einem sehr hohen Niveau.


«Die Goldpolitik der Zentralbanken wird massgeblich sein»


Preisbestimmend für den Goldmarkt ist vor allem die Schmuckindustrie, die für einen Grossteil der Nachfrage verantwortlich ist. Auf der Angebotsseite hingegen wird für die weitere Preisentwicklung vor allem die Goldpolitik der Zentralbanken massgeblich sein: Die meisten von ihnen halten mittlerweile ihre Goldreserven konstant oder sind bereits Nettokäufer von Gold am Markt.

Bleibt Gold ein «sicherer Hafen», oder wird Gold wieder ein gewöhnlicher Rohstoff wie viele andere?

Damit Gold ein gewöhnlicher Rohstoff wird, müssten sich fundamentale preisbestimmende Faktoren ändern. Wie erwähnt wird die Nachfrage für Gold vor allem durch die Schmuckindustrie bestimmt. Bei klassischen Metallen, wie Kupfer oder Aluminium ist hingegen die industrielle Nachfrage der preistreibende Faktor.


«Gold ist ein Beiprodukt bei der Förderung von Industriemetallen»


Geht die Nachfrage auf Grund eines Konjunktureinbruchs zurück, so bemerkt man dies auch an den Preisen dieser Rohstoffe. Ein Faktor, der Gold und vor allem die Industriemetalle jedoch verbindet, ist die Minenproduktion: Gold wird nämlich meistens als Beiprodukt bei der Förderung von Industriemetallen gewonnen.


Pedram_Payami_qPedram Payami ist seit 2010 Leiter der Abteilung Public Solutions bei EFG Financial Products. Er absolvierte sein Studium der Internationalen Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien.

Nach Tätigkeiten bei diversen Konzernen arbeitete er bei der niederländischen ABN AMRO Bank (heute Royal Bank of Scotland) im Bereich Strukturierte Produkte. Erfahrungen konnte er dabei durch Tätigkeiten in London und Frankfurt sowohl im Vertrieb für Privatkunden als auch für institutionellen Kunden sammeln.

Zwischen 2007 und 2010 war Payami für den Zertifikatebereich in Österreich und für die Handelsplattform «marketindex» zuständig.