Hans-Peter Portmann, Mitglied des Präsidiums des Zürcher Bankenverbands und FDP-Nationalratskandidat, zur Bewegung «Occupy Finanzplatz».

Hans_Peter_Portmann

Herr Portmann, am Samstag werden auf dem Paradeplatz über 1'000 Demonstranten erwartet. Wie blicken Sie dem Anlass entgegen?

Ich bin sehr gespannt. Klar ist, dass die Aktion viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Was mir allerdings fehlt, sind die klaren Botschaften und Forderungen. Als Zürcher Bankenverband sind wir offen für einen konstruktiven Dialog.

Nachdenklich stimmt mich, dass niemand Verantwortung für die Veranstaltung übernehmen will. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit von Ausschreitungen. Wer politisch aktiv ist, muss auch Verantwortung übernehmen können.

Was halten Sie von der Kritik gegenüber dem Bankensystem?

Die Schweiz muss sich mit der Finanzbranche vertieft auseinandersetzen und klar darüber werden, was für einen Finanzplatz sie will. In der Vergangenheit Fehlentwicklungen und Versäumnisse gegeben. Dadurch ist viel Unbehagen in der Bevölkerung gegenüber den Banken entstanden.

Die Banken haben aus der Vergangenheit gelernt – sie sind jetzt daran, die strengeren Regulierungen auf den verschiedenen Ebenen umzusetzen. Ich halte es für verantwortungslos, dass gewisse politische Kreise den ganzen Finanzplatz verteufeln und so die über 200'000 Arbeitsplätze in Frage stellen und den Wohlstand des ganzen Landes aufs Spiel setzen.

Wie kann die Finanzbranche ihren ramponierten Ruf wieder verbessern?

Eine wichtige Massnahme ist die rasche Umsetzung von Reformen und Lehren aus der Vergangenheit. In erster Linie müssen wir die Stärken unseres Finanzplatzes betonen und zeigen, wie wir ihn erfolgreich in die Zukunft führen können. Zudem muss der Finanzplatz – ich beziehe hier auch alle Bankmitarbeiterinnen und -mitarbeiter mit ein – aktiver in Politik und Öffentlichkeit auftreten und die Bedeutung eines starken Finanzplatzes für die Schweiz immer und immer wieder betonen.

Aber der Ball liegt aber auch bei den anderen Wirtschaftsbranchen und der Politik: Alle müssen am gleichen Strick ziehen. Die Stärken der Schweiz dürfen nicht durch unüberlegtes Banken-Bashing gefährdet werden.

Was ist Ihre Einschätzung zur Zukunft des Finanzplatzes?

Der Schweizer Finanzplatz verfügt über weltweit geachtete Qualitäten. Es wird entscheidend sein, wie gut sich die Banken den aktuellen Herausforderungen stellen und sich den geänderten Rahmenbedingungen anpassen können. Die anhaltend tiefen Margen sowie die Kosten für die Umsetzung der Regulierungen stellen aber viele Institute vor Probleme.

Es muss leider davon ausgegangen werden, dass wir um eine Konsolidierung – auch auf dem Bankenplatz Zürich – nicht herumkommen werden. Die aktuellen Gerüchte rund um den Verkauf von Sarasin sind erste Anzeichen dafür.

Der Zürcher Bankenverband, bei dem Sie als Präsidiumsmitglied tätig sind, tritt neuerdings aktiv in der Öffentlichkeit auf. Was ist das Ziel des Verbands?

Wir müssen den Finanzplatzes Zürich nicht nur erhalten, sondern stärken. Wir sehen uns dabei als regionalen "Ableger" der Bankiervereinigung, mit Fokus auf den Zürcher Themen. Der Verband vertritt die Interessen der Banken im Grossraum Zürich gegenüber Akteuren aus Politik, Behörden und anderen Verbänden.

Schliesslich wollen wir auch dazu beitragen, dass sich die Wahrnehmung des Zürcher Finanzplatzes in der Öffentlichkeit wieder verbessert. Wie bereits erwähnt suchen wir dazu auch den konstruktiven Dialog mit unseren Anspruchgruppen.

Als einer der wenigen Politiker setzen Sie sich aktiv für den Finanzplatz ein. Was motiviert Sie dazu?

Ich fühle mich mit Zürich und seinem Bankenplatz sehr verbunden, seit ich vor genau 30 Jahren meine Banklehre beim Schweizerischen Bankverein am Paradeplatz begonnen habe. In einer derart dynamischen Branche zu arbeiten, in welcher der zwischenmenschliche Kontakt zu den Kunden die Basis bildet, ist für mich ein Privileg.

In der Region Zürich ist der Finanzsektor für jeden dritten Wertschöpfungsfranken und jeden fünften Job verantwortlich. Damit ist die Finanzbranche der wichtigste Sektor und das Rückgrat der regionalen Wirtschaft. Dies muss auch künftig so bleiben. Deshalb kämpfe ich – auch politisch – für den Finanzplatz.


Hans-Peter Portmannist als Managing Director und Mitglied der Regionalleitung bei LGT Schweiz tätig. Neben seinem Engagement als Präsidiumsmitglied des Zürcher Bankenverbands ist er in verschiedenen wirtschaftlichen sowie gemeinnützigen Institutionen tätig.

Er ist seit 1995 Mitglied des Zürcher Kantonsrates und präsidiert dort die Kommission für Bildung und Gesundheit. Nebst seinem Einsatz für ein effizientes Staatswesen setzt er sich politisch für gesunde Staatsfinanzen und die Sicherung des Wohlstands in der Schweiz ein.


Podium des Bankenverbands


Hans-Peter Portmann tritt am Freitag, 14. Oktober 2011, zusammen mit Thomas Matter (SVP), Jacqueline Badran (SP) und Dirk Schütz (BILANZ) an einer Podiumsdiskussion zum Thema «Banken, Banker und Bundesbern: Wer vertritt die Bahnhofstrasse?» auf.

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