Christina_Bck_100Naturkatastrophen haben nichts mit der Konjunktur zu tun. Darum verbessern so genannte Cat Bonds die Effizienz eines Portfolios deutlich, sagt Christina Böck.

Christina Böck ist Head of Investment Solutions Switzerland bei AXA Investment Managers. Sie schreibt ab sofort eine monatliche Kolumne für finews.ch.

Katastrophenanleihen (Cat Bonds) sind eine recht junge Anlageklasse, die erst in den neunziger Jahren nach dem verheerenden Orkan Andrew geboren wurde.

Seitdem hat der Markt sich ständig entwickelt und jede Naturkatastrophe hat mehr Versicherungen dazu gebracht, ihre Risiken auf diese Art an den Finanzmarkt abzugeben. Der Orkan Katrina im Jahre 2005 sorgte noch einmal für eine Beschleunigung, indem 2006 knapp 5 Milliarden Dollar an Katastrophenbonds emittiert wurden – das Doppelte des Volumens von 2005.

Minimale Gegenparteirisiken

Allerdings ist 2005 auch der erste «Marktunfall» aufgetreten: Ein Cat Bond konnte nicht zurückgezahlt werden. Allerdings lag dies nicht daran, dass die Katastrophe die Versicherung zum Wanken gebracht hätte, sondern weil eine in die Struktur involvierte Bank ausfiel.

Seitdem werden nur noch stringente Strukturen genutzt, die mit hochqualitativen Sicherheiten unterlegt werden, damit die Gegenparteirisiken minimal sind. Doch wie funktioniert eine Katastrophenanleihe?

Regelmässig Prämie

Eine Zweckgesellschaft (SPV) wird gebildet, in die der Investor sein Kapital einbringt. Dieses wird in Titel allererster Qualität investiert (nur AAA-Staatsanleihen), die als Sicherheit dienen. Gleichzeitig geht die Zweckgesellschaft einen Vertrag (Total Return Swap) mit der Versicherung ein, in dem diese eine regelmässige Prämie an den SPV zahlt.

Im Gegenzug trägt der SPV die versicherten Risiken aus den Naturkatastrophen. Bis zur Fälligkeit gibt die Zweckgesellschaft den grössten Teil der Prämie an die Investoren in Form eines Coupons weiter.

Überdurchschnittlich hohe Prämie

Bei Fälligkeit erhalten die Investoren ihr Nominal zurück abzüglich der über die Laufzeit aufgetretenen Verluste. Sollte die definierte Katastrophe nicht eingetreten sein, erhält der Investor sein gesamtes Kapital zurück.

Für die Versicherung ist der Cat Bond eine Option, um sich vor einem sehr unwahrscheinlichen Ereignis abzusichern, das allerdings die Existenz der Versicherung gefährden könnte. So ist sie bereit, eine im Vergleich zum durchschnittlich erwarteten Verlust recht hohe Prämie zu zahlen.

Komplexe Strukturen

Ausserdem erlauben Cat Bonds dem Versicherer, seine Rückversicherungskosten über längere Perioden, meist drei Jahre, zu fixieren, wohingegen Rückversicherungsverträge jährlich neu verhandelt werden müssen.

Da die Strukturen von Katastrophenanleihen sehr komplex sind und gründlich analysiert werden müssen, sind nur wenige Investoren in der Lage, die Preisentwicklung von Cat Bonds zu modellieren. Auch für diese Komplexität zahlen die Versicherer einen höheren Zinssatz – eine «Analyseaufwandsprämie».

Niedrige Korrelation

In der Tat ist die Performance zwischen Januar 2002 und Januar 2011 6,9 Prozent p.a. gewesen – einiges mehr als klassische Anleihen oder Aktien. Und dies bei einer Volatilität von nur 3 Prozent.

Aber der interessante Faktor ist die extrem niedrige Korrelation mit anderen Märkten, was man intuitiv versteht : Das Eintreten einer Naturkatastrophe hat a priori nichts mit dem Wirtschaftszyklus zu tun – so verbessern Cat Bonds die Effizienzgrenze eines Portfolios signifikant. Allgemein kann man von einer Rendite von Libor + 5 Prozent ausgehen.

Cat Bonds sind gut für die Diversifikation – aber man sollte auch sie diversifizieren, da jede Anleihe eine sehr spezifische Risiko-Verteilung hat.

Vier verschiedene Ansätze

Die Möglichkeiten sind vielfältig: von Stürmen in Europa über Taifune in Japan bis hin zu Erdbeben in den Vereinigten Staaten und eine ganze Reihe von Varianten im Nahen Osten, Mittel- und Südamerika, Australien und Neuseeland. Auch der vertragliche Schadensauslöser, der für jeden Bond festgelegt ist, sollte diversifiziert werden.

Dabei unterscheidet man vier Ansätze: Den tatsächlichen Verlust der Versicherung, den Ansatz des Branchenindizes (Verlust wird von einer anerkannten Agentur bestimmt), den Modell-Ansatz (die Parameter der Katastrophe werden in einem vorher definierten Modell verwendet, um den Verlust zu bestimmen) und den parametrischen Ansatz (der Verlust ist direkt eine Funktion von Parametern wie zum Beispiel der Windgeschwindigkeit).

Nach Katrina sind die grossen Schäden erst auf Grund der Deichbrüche eingetreten. So hätte ein parametrischer Bond mit dem Kriterium der Windstärke angesichts der moderaten Stärke von Katrina kaum Verluste erlitten, hingegen waren die tatsächlich erlittenen Verluste vieler Versicherer enorm.


 

Christina_Bck_PortraitChristina Böck (Bild) bildete sich an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster zur Diplom-Kauffrau aus, bevor sie einen Master in Management (Finance) an der H.E.C. in Paris erlangte.

Nach verschiedenen Praktika war sie ab 1994 bei der Dresdner RCM Gestion in Paris tätig. Später wechselte sie zur Allianz-Pimco-Gruppe, wo sie vier Jahre im Asset Management (internationale Anleihen) arbeitete.

Zu AXA Investment Managers in Paris stiess sie im April 2001. Seit März 2007 arbeitet Christina Böck in Zürich als Head of Investment Solutions Switzerland und ist dabei verantwortlich für die Versicherungsanlagen des CHF Fixed Income Team.

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