Schon jetzt zeichnet sich ab, wie 2011 in die Geschichte der Bankbranche eingehen dürfte – als Jahr, in dem am meisten Finanzjobs zerstört wurden.

Die Nachrichtenagentur «Bloomberg»hat die Ankündigungen der grossen Banken dieser Welt zusammengerechnet: Die Agentur befand, dass seit Januar über 200'000 Finanz-Stellen zum Abbau freigegeben wurden – der alte Rekord dürfte damit locker übertrumpft werden.

Zum Vergleich: Im unmittelbaren Gefolge der Finanzkrise 2008 waren es 174'000 Stellen gewesen. Und dabei müssen die Ankündigungen erst noch durchgezogen (respektive ausgebadet) werden.

Auch in der Schweiz wird 2011 als trübes Jahr für Bankexperten in Erinnerung bleiben – selbst wenn die meisten Stellenstreichungen erst in den kommenden Jahren spürbar werden. Gegen 10'000 Positionen haben die hiesigen Banken bislang zur Disposition gestellt.

Zwar sind die meisten davon nicht in hier angesiedelt, sondern in London und New York. Doch auch auf dem Finanzplatz selber tröpfeln die Negativmeldungen zuverlässig ein.

«Es würde mich nicht überraschen»

Die Zeitung «Sonntag» zitierte unlängst ein Konzernleitungsmitglied der CS mit der Aussage, dass 10 bis 20 Prozent der Bankstellen hierzulande wegfallen dürften. Dies wären also im schlimmsten Fall über 20'000 Jobs. Konfrontiert mit dieser Zahl, antwortete Oswald Grübel heute in der «Basler Zeitung»: «Es würde mich nicht überraschen.»

Der Rückbau seit der Finanzkrise nimmt sich dagegen bescheiden aus: Seit 2008 ging die Zahl in der Schweiz von gut 110'000 auf derzeit knapp 108'000 Stellen zurück.

Aber die Faktoren, die schlecht sind fürs Geschäft und den Stellenmarkt – tiefe Zinsen, tiefe Margen, zurückhaltende Kunden, höhere Regulierungsanforderungen, Bankgeheimnis-Druck – werden eben erst schleichend spürbar. 

Ob in der Schweiz, ob weltweit: Da geschieht offenbar etwas Grundsätzliches. Nouriel Roubini, der bekannte Ökonom, kommentierte die «Bloomberg»-Zahlen gestern via Twitter mit der Bemerkung, dies sei «ein Deleveraging und ein Stellenverlust im weltweiten Finanzsektor, der nötig ist».

In London sprach ein Headhunter von einer «once-in-a-generation challenge», und Huw Jenkins, der ehemalige Chef der UBS-Investment Bank, sagte: «Dies ist etwas ganz anderes. Es ist ein struktureller Wandel. Die Branche schrumpft zusammen.»

  • Angekündigte Stellenstreichungen weltweit

Angekündigte Stellenstreichungen weltweit

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