Christina_Bck_100Langfristig könnten Pensionskassen durchaus bessere Risiko-Rendite-Verhältnisse erzielen, ist AXA-Investment-Expertin Christina Böck überzeugt.

Christina Böck ist Head of Investment Solutions Switzerland bei AXA Investment Managers. Ihre Kolumne für finews.ch erscheint monatlich.

Wir dürfen wir uns nicht täuschen – auch mit einer viel breiteren Diversifikation wäre die Performance 2008 oder auch in diesem Jahr kaum besser ausgefallen – aber langfristig könnten Pensionskassen durchaus attraktivere Risiko-Rendite-Verhältnissen erzielen.

Die Resultate diverser Studien zeigen: Einerseits haben Schweizer Pensionskassen rund 5,1 Prozent ihrer Gelder in alternative Anlagen (Immobilien, Rohstoffe) investiert. Andererseits ist der Anteil von Pensionskassen, die alternative Anlagen halten, immerhin auf 71,7 Prozent gestiegen.

Beschränktes Anlageuniversum

Viele kleinere Pensionskassen mit Vermögen bis 50 Millionen Franken beschränken ihr Anlageuniversum auf Aktien, Obligationen und meist rein schweizerische Immobilien.

Bei mittleren Pensionskassen (mit Vermögen zwischen 50 und 250 Millionen Franken) treten Fund of Hedge Funds häufiger auf. Dabei stelle ich regelmässig fest, dass das Verhältnis von Rendite zu Volatilität bei diesen Fund of Hedge Funds zu den allerbesten gehört.

Nur wenn man die risikoadjustierte Rendite mit anderen Indikatoren misst, wie etwa dem erwarteten durchschnittlichen Verlust (Konzept der Conditional VaR) können die Ergebnisse kurzfristig weniger positiv ausfallen.

So greift der Diversifikationseffekt

Wenn möglich sollte man einer ALM-Analyse, d.h. der Bestimmung der Entsprechung von Anlagen und Verbindlichkeiten, die Zahlen eines tatsächlich existierenden Portfolios zugrunde legen. Denn man kann ein Hedge-Fund-Portfolio sehr konservativ ausrichten, indem man dem Manager die entsprechenden Anlagerichtlinien setzt – etwa einen grossen Teil marktneutraler oder sogar anti-zyklischer Hedge Funds vorschreibt.

Hier kann der berühmte Diversifikationseffekt noch verstärkt greifen, und so lassen sich auch höhere Allokationen von rund 5 Prozent einsetzen.

Glaubenskrieg im Rohstoffbereich

Relativ häufig trifft man heute auf Rohstoffinvestitionen. Ihr Rendite-Risiko-Verhältnis ist jedoch meist nicht sehr vorteilhaft, und ihre Korrelation mit dem Wirtschaftszyklus und Aktien recht hoch. Dabei beobachtet man auch eine Art Glaubenskrieg, weil Rohstoffe nicht eine Rendite im Sinne einer Dividende abwerfen.

Immer noch bescheiden sind die Anteile von Private Equity. Ich empfehle regelmässig Private Equity mit einer Allokation nicht weit unter derjenigen von Fund of Hedge Funds, also von 3 bis 5 Prozent.

Argumente für Private Equity

Natürlich hängt diese Empfehlung von einigen Parametern ab, die einer Pensionskasse eigen sind, und es dürfen auch keine pauschalen Empfehlungen gelten. Doch sobald eine Pensionskasse die Illiquidität und den Rechercheaufwand akzeptieren kann, sollte sie Private Equity unbedingt als Anlageklasse in Erwägung ziehen.

Weitere Anlagen wie Wandelanleihen oder verbriefte Versicherungsrisiken (Katastrophenbonds, Cat-Bonds) sind zu berücksichtigen, genauso wie Hochrendite-Anleihen (High Yield), die unter ihrem negativen Image (Junk Bonds) leiden.

Vieles wird vernachlässigt

Ihr Rendite-Risiko-Verhältnis ist allerdings langfristig interessant, besonders bei Anleihen mit kurzfristigen Laufzeiten. Die Prämien für Illiquidität und Marktineffizienzen bieten attraktive Möglichkeiten.

In den USA, wo die Kreditkrise nicht dermassen wütet wie in Europa, und die Unternehmensbilanzen gesünder sind, sollten Pensionskassen eine solche Investition strukturell, aber gerade auch angesichts der momentanen Bewertungen durchaus in Betracht ziehen.

Weiter werden Infrastrukturinvestitionen und das so genannte Secured Funding (mit Wertschriften unterlegte Darlehen, insbesondere an Banken) zu sehr vernachlässigt. Kurzum: Die Diversifikation hat sich wohl verbessert, doch es besteht noch einiges an Optimierungspotenzial.


Christina_Bck_PortraitChristina Böck (Bild) bildete sich an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster zur Diplom-Kauffrau aus, bevor sie einen Master in Management (Finance) an der H.E.C. in Paris erlangte.

Nach verschiedenen Praktika war sie ab 1994 bei der Dresdner RCM Gestion in Paris tätig. Später wechselte sie zur Allianz-Pimco-Gruppe, wo sie vier Jahre im Asset Management (internationale Anleihen) arbeitete.

Zu AXA Investment Managers in Paris stiess sie im April 2001. Seit März 2007 arbeitet Christina Böck in Zürich als Head of Investment Solutions Switzerland und ist dabei unter anderem für das Team CHF Fixed Income verantwortlich.

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