Nicht die Schweiz oder manche Inseln in der Karibik sind die wahren Steuerparadiese, sondern die USA und Grossbritannien, wie eine Studie zeigt.

Mit einem Budget von gerade einmal 10‘000 US-Dollar, dem Internet und seinem Fahrausweis versuchte der Politologe Jason Sharman von der australischen Griffith Univerrsity, in verschiedenen Ländern eine anonyme Briefkastenfirma zu gründen. Die Resultate sind verblüffend, wie das britische Magazin The Economist in seiner neusten Ausgabe berichtet.

Nevada Steueroase

Schluss mit den Klischees von windigen Schweizer Bankiers und den Gnomen von der Bahnhofstrasse. Wer Geld verheimlichen, Steuern hinterziehen und sonst auch schön anonym bleiben will, geht am besten in die USA - zum Beispiel nach Nevada. Dort kann jemand innert einer Stunde eine Briefkastenfirma mit rudimentären Rechnungslegungsvorschriften («limited reporting and disclosure requirements») gründen, wie selbst der offiziellen Internet-Website dieses Bundesstaates zu entnehmen ist. Jason Sharman machte die Probe aufs Exempel und konnte ohne Namensnennung der Aktionäre eine Firma gründen.

Insgesamt 17 mal erfolgreich

Kein Wunder, dass Nevada ganz oben in der Gunst der Steueroptimierer steht. Der Bundesstaat mit einer Gesamtbevölkerung von 2,6 Millionen Menschen ist bereits der Geschäftssitz von 400‘000 Firmen, und jedes Jahr kommen weitere 80‘000 hinzu. Die amerikanischen Steuerbehörden fanden nun auch heraus, dass die Mehrheit der dort registrierten Scheinfirmen bereits anderswo mit dem Gesetz in Konflikt steht.

Doch nicht nur in den USA lässt sich eine anonyme Briefkastenfirma einfach gründen. Jason Sharman führte seinen Test insgesamt 45 mal durch, in 17 Fällen war er erfolgreich, unter anderem 13 mal in OECD-Ländern, also in Mitgliedstaaten jener Organisation, die in den letzten Jahren den grössten Druck auf die Schweiz als Steueroase aufgebaut hat.

Günstiges Grossbritannien

Eindrückliche Erfahrungen machte Jason Sharman in Grossbritannien. Dort gelang es ihm, eine Firma in 45 Minuten über das Internet zu gründen, die Aktienzuteilung vorzunehmen sowie die nötigen Organe zu bestimmen - Kostenpunkt: 515.95 englische Pfund, umgerechnet 844 Schweizer Franken. Sharmans Fazit: Alles ging so einfach über die Bühne, weil das Meiste anonym bleibt.

In anderen Ländern genügte eine Kopie des Autofahrausweises, die er als PDF-File via Email den zuständigen Stellen sandte. Im Gegensatz dazu wurde Sharman in der Schweiz sowie auf den Bermudas aufgefordert, zahlreiche, notariell beglaubigte Dokumente einzureichen. Für ihn ist nach dem Experiment klar: Manche OECD-Länder haben wesentlich laschere Richtlinien bei der Gründung einer anonymen Briefkastenfirma als die einschlägig bekannten Steueroasen. Und: «Die USA schneiden am schlechtesten ab", resümiert Sharman, schlechter als Liechtenstein, schlechter als Somalia.»

 


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