Die Abläufe in der Blocher-Hildebrand-Affäre werden konkreter: Die «Weltwoche» bringt belastende Details, der «Tages-Anzeiger» hat Erklärungen dazu.

Die «Weltwoche» schreibt in einer Vorabmeldung, dass Philipp Hildebrand zwischen März und Oktober 2011 «über die Devisenbörse Foreign Exchange (Forex)» (so die Formulierung) mehrere Dollar- und Euro-Käufe und Verkäufe abgewickelt habe: «Allein im März hat er für 1,1 Millionen Franken US-Dollar erstanden.»

Dabei habe Philipp Hildebrand die Aufträge zum Kauf und Verkauf von Devisen übers Sarasin-Konto jeweils persönlich erteilt, heisst es weiter.

Dies deckt sich mit einer Information, die der «Tages-Anzeiger» heute publiziert hat. Unter Berufung auf eine Person in Hildebrands Umfeld schreibt die Zeitung, der SNB-Präsident habe bereits Anfang des Jahres Dollar gekauft: Die Mittel dazu stammten aus dem Verkauf seines Ferienhauses in Gstaad. Das Anwesen habe sich zu weit weg von Zürich befunden und sei darum kaum benützt worden.

Welche Rolle spielte Kashya Hildebrand?

Der Umwandlung eines Teilbetrags in Dollar zu Jahresbeginn sei erfolgt, weil die Familie Hildebrand  «ihre liquiden Mittel grundsätzlich immer hälftig in Dollar und Franken» anlegte, so der «Tages-Anzeiger». Im Communiqué, das der Bankrat der Nationalbank vor Weihnachten veröffentlichte, war denn auch explizit die Rede von zwei Immobilientransaktionen, die bei der Überprüfung von Hildebrands Geschäften ins Auge gefasst worden seien.

Weiter meldet die «Weltwoche» heute, dass das Sarasin-Konto, über das die Devisentransaktionen gelaufen sind, Philipp Hildebrand und nicht seiner Frau Kashya gehöre. Kashya Hildebrand selber sagte dazu gestern gegenüber «10 vor 10», dass das entsprechende Konto auf den Familiennamen gelaufen sei – «ganz im Sinne der Transparenz» (hier eine Zusammenfassung ihrer Aussagen).

War es ein Kundenberater oder ein IT-Mann?

Die Blocher nahestehende «Weltwoche» erhielt offenbar Einblick in die Unterlagen des Sarasin-Whistleblowers. Sie beziffert Summe der bereits bekannten Devisenwechsel vom 15. August respektive 4. Oktober ebenfalls mit gut 500'000 Dollar und kommt aber zum Schluss, dass der Gewinn 75'000 Franken betragen habe.

Bemerkenswert ist dabei, dass die «Weltwoche» von einem Kundenberater der Bank Sarasin spricht – während Sarasin gestern schrieb, ein Mitarbeiter im IT-Support habe die Daten entwendet und einem Anwalt übergeben, welcher der SVP nahesteht. Der Kundenberater  habe sich selbst angezeigt und zugleich Strafanzeige eingereicht «wegen Verletzung des Börsengesetzes (Insider-Handel)».

Hat Blocher noch mehr?

Sollten dies alle Informationen sein, die Blocher gegen Hildebrand hat, würde dies eher das Urteil des Bankrats bestätigen, dass die Transaktionen des SNB-Präsidenten korrekt waren. Entscheidend ist freilich die Frage, ob noch weitere heikle Transaktionen stattfanden – und was die internen Richtlinien für SNB-Mitarbeiter verlangen.

Wie die Bank Sarasin am Dienstagabend meldete, hat einer ihrer Mitarbeiter Bankdaten weitergegeben – «unrechtmässig». Der Angestellte sei im IT-Support tätig gewesen und habe inzwischen gegenüber Sarasin «sein kriminelles Fehlverhalten offengelegt».

Devisengeschäfte stiessen sauer auf

Konkret habe der Mann Informationen zu Devisentransaktionen der Familie von Philipp Hildebrand weitergeleitet – und zwar an einen der SVP nahestehenden Anwalt. Dieser wiederum habe ein Treffen mit Christoph Blocher arrangiert, das am 11. November 2011 stattfand. Wie bekannt, informierte der SVP-Politiker Mitte Dezember der Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey über seine Unterlagen: Sie sollen den Verdacht nahelegen, dass Nationalbankpräsident Hildebrand Insidergeschäfte getätigt habe.

Der Mitarbeiter hat sich am vergangenen Sonntag der Kantonspolizei Zürich gestellt, meldet Sarasin weiter. Dies bestätigte ein Zürcher Staatsanwalt gegenüber dem «Tages-Anzeiger»: Danach handelt es sich beim Verdächtigen um einen rund 40-jährigen Schweizer, «der vermutlich aus persönlichen Motiven handelte, weil ihm die Dollar-Deals des Ehepaars Hildebrand vor und nach dem Kurssprung Dollar/Schweizer Franken sauer aufstiessen.»

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