Traditionelle Märkte geben nur begrenzte Renditen her. Schwellenländer dagegen bieten enorme Chancen, besonders im Obligationenbereich, wie Michael Mewes im Gespräch mit finews.ch betont.

Michael MewesMichael Mewes (Bild) ist Produktspezialist bei J.P. Morgan Asset Management und betreut unter anderem den «JP Morgan Funds – Emerging Markets Local Currency Debt Fund».

Im Gegensatz zur Situation in Europa, die von der anhaltenden Schuldenkrise geprägt wird, weisen die meisten Schwellenländer beneidenswert gute makroökonomische Kennzahlen auf.

Im letzten Jahr dürfte das wirtschaftliche Wachstum in den Emerging Markets im Schnitt 5 Prozent betragen haben – mit ähnlichen Perspektiven rechnet Mewes für 2012 .

Lieblinge der Rating-Agenturen

Gestützt werden diese Daten durch stabile Staatsfinanzen, also durch hohe Devisenreserven und einer – gemessen am Bruttoinlandprodukt – wesentlich geringeren Staatsverschuldung als in den meisten westlichen Industrienationen.

Das gefällt auch den Rating-Agenturen, die die Bonität von immer mehr Schwellenländern mit Investmentgrade beurteilen werden (Lokalwährung etwa 70 Prozent, Hartwährung etwa 60 Prozent).

Das eröffnet vor allem institutionellen Anlegern wie Pensionskassen und Versicherungen erstmals die Möglichkeit, in solche Anleihen zu investieren. Über entsprechende Fonds werden solche Engagements nun sogar für Privatanleger zu einer prüfenswerten Option.

Attraktive Lokalwährungen

Aus Investorensicht ist überdies interessant, dass mittlerweile auch viele lokale Pensionskassen und Versicherungen in den Schwellenländern Interesse an Anlagen, sprich an Obligationen, im Heimmarkt bekunden. Dies erweise sich als zusätzlich stabilisierender Faktor, betont Mewes.

Das in den Schwellenländern generell höhere Zinsniveau (rund 6,5 Prozent) verhilft zu besseren Anleihenrenditen als in den Industrieländern. Ein Zusatzpotenzial wird last but not least dank der möglichen Aufwertung von Lokalwährungen gegenüber den wichtigsten globalen Leitwährungen freigesetzt.

Tiefe Korrelation

Vor allem aber, erklärt Michael Mewes, würden Schwellenländer-Anleihen in Lokalwährungen eine interessante Diversifikationsmöglichkeiten bieten, da sie eine sehr tiefe Korrelation zu herkömmlichen Obligationenmärkten aufwiesen.

Ganz risikofrei sind die erwähnten Anlagen indessen nicht: Obligationensfonds sind einer ganzen Reihe von Einflüssen ausgesetzt, darunter politische Risiken, Zinssatzänderungen, Bonitätsrisiken sowie Währungsschwankungen.

Was das bedeutet, zeigte sich nicht zuletzt auch während der Finanzkrise der letzten Jahre, als es zunächst die Aktienmärkte, dann aber auch die Anlageklasse der Emerging-Market-Bonds beeinträchtigte: So lagen Lokalwährungsengagements aus Sicht eines Schweizer Investors nur bei der Null-Linie, Hartwährungsanleihen der Schwellenländer schlossen das Jahr dank fallender US Renditen positiv ab (+7 bis 9 Prozent je nach Index).

Restriktive Geldpolitik

Diese Rückschläge lassen sich optimal nutzen, um nun günstig einzusteigen, sagt Michael Mewes. Mit Anleihen in lokaler Währung dürften 2012 Erträge zwischen 10 und 12 Prozent erzielt werden, sagt Mewes.

Selbst die Inflationssorgen mancher Anleger sind zu relativieren, seit verschiedene Notenbanken reagiert haben und eine nötigenfalls restriktive Geldpolitik fahren.

Viele Schwellenländer wollen ihren derzeitigen Vorteil gegenüber der industrialisierten Welt nicht leichtsinnig verspielen. Umso vorsichtiger agieren die Behördenvertreter, die ihre Ausbildung nicht selten an führenden Universitäten in den USA und Europa absolviert haben und mit diesem Wissen ihre Länder in eine neue Ära steuern.

Anlagehorizont drei bis fünf Jahre

Vor diesem Hintergrund eignen sich Fonds mit Schwellenländer-Bonds vor allem für Investoren, die im Bestreben um eine höhere Rendite auch gewillt sind, gewisse Risiken in Kauf zu nehmen.

Wegen der höheren Volatilität von Schuldtiteln und Währungen aus Schwellenländern sollten Investoren denn auch einen Anlagehorizont von mindestens drei bis fünf Jahren haben, betont Mewes.

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