Christina_Bck_100Die Situation in Europa habe sich etwas geklärt. Darum sei jetzt der Zeitpunkt günstig, bei Hochrenditeanleihen mit geringem Zinsrisiko einzusteigen, findet die AXA-Investment-Expertin Christina Böck.

Christina Böck ist Head of Investment Solutions Switzerland bei AXA Investment Managers. Ihre Kolumne für finews.ch erscheint monatlich.

Mittlerweile ist die Strategie der europäischen Behörden klarer geworden: Keine schnelle Hilfe, um niemanden zu weiterer Nachlässigkeit in der Fiskalpolitik zu verleiten.

Dafür aber der Aufbau von Strukturen und Regeln, die langfristig eine nachhaltige Politik gewähren. Dies ist der richtige Weg auf lange Sicht – er wird uns in Europa aber 2012 eine Rezession bescheren. Doch das Risiko einer erneuten, ausgewachsenen Finanzkrise ist angesichts der verschiedenen Massnahmen enorm gesunken.

Relativ hohe Zinsen

Unter der Bedingung, dass Sie mit dieser These einverstanden sind, wäre heute der ideale Einstiegsmoment in eine weitere, riskante Anlageklasse: Hochzinsanleihen oder auf Neudeutsch High Yield Bonds.

Korrekterweise handelt es sich um Obligationen mit einer Kreditqualität, die die Rating-Agenturen als spekulativ einschätzen – und die daher relativ hohe Zinsen bringen.

Von vielen Investoren gemieden

Mit schlechterer Bonität ist klar, dass Hochzinsanleihen bei schleppender Konjunktur besonders leiden. Denn dann verschlechtern sich die Fundamentaldaten der Emittenten in einem stärkeren Masse, als dies für «bessere» Anleihen der Fall ist und man muss mit steigenden Ausfallquoten rechnen.

Daher wurde diese Anlageklasse in den letzten Jahren von vielen Investoren stark gemieden. Und heute bleiben institutionelle Anleger auf Grund des Regulationsumfeldes (Basel III, Solvency II) inaktiv.

Geringere Verluste

Das Risiko von Hochzinsanleihen zeigt sich besonders am Auf-und-Ab der Katastrophenjahre 2008 und 2009. So betrug in den USA von Juli bis Dezember 2008 die Performance -24,4 Prozent, aber insgesamt in den 12 Monaten bis Oktober 2009 48,8 Prozent.

Beschränkt man sich allerdings auf die Anleihen mit kürzeren Laufzeiten (bis fünf Jahre), so verändert sich das Bild schnell: Fonds mit dieser Strategie hatten hier in der schlimmsten Phase von Juli bis Dezember 2008 eine Performance von -8 Prozent, aber in den 12 Monaten bis Oktober 2009 eine positive Performance von 23 Prozent.

Das heisst, die Verluste in schwierigen Phasen sind viel geringer, aber die Gewinne in positiven Zeiten nicht im gleichen Verhältnis weniger.

Negative Korrelation mit Zinsen

Nur kurze Laufzeiten in Betracht zu ziehen, hat weitere Vorteile: Die Preise von Hochzinsanleihen sind mehr von den Kreditspreads getrieben als von den Zinsen – dies gilt natürlich in verstärktem Masse für Anleihen mit kurzer Duration, also niedrigem Zinsrisiko.

Daher ist die Korrelation mit den Zinsen sogar eher negativ und dies besonders, wenn die Zinsen wie jetzt sehr niedrig sind. Auf die Kreditsituation bezogen ist es sehr viel besser möglich, die Zahlungsflüsse der Emittenten über einen kurzen Zeitraum vorherzusagen, gerade bei Anleihen mit früher Rückzahlungsmöglichkeit, was bei High Yield Bonds oft der Fall ist.

Aus der Krise einiges gelernt

In einem Portfolio von kurzfristigen Hochzinsanleihen findet so ein regelmässiger Liquiditätsrückfluss statt, der laufend re-investiert wird und hilft, die Renditen über die Zeit zu glätten.

Aus der Krise haben die Emittenten einiges gelernt: Die Verschuldung wurde in den letzten drei Jahren extrem reduziert und die Bilanzen und Kapitalstrukturen saniert.

Günstige Bewertung

So kann man die Unternehmens-Fundamentaldaten und die «credit metrics» heute als sehr gut einschätzen. In den USA ist dies besonders der Fall. Die Ausfallraten über die letzten zwei Jahre gehören zu den niedrigsten in der Geschichte und dürften auch in den nächsten Jahren in den USA kaum, in Europa nur leicht steigen.

Durch aktive Refinanzierung in den letzten Jahren sind die Fälligkeiten bis 2014 gering, was das Liquiditätsrisiko der Unternehmen einschränkt.

Zum jetzigen Zeitpunkt besonders günstig ist die Bewertung: Die Spreads kalkulieren heute ein massiv rezessives Szenario ein. Dies entspricht für die USA nicht unserer Prognose.

Zeit zum Aufstocken

So sind die Spreads heute sehr viel höher, als für die Kompensation von realistisch vorhersehbaren Ausfallraten, für die erhöhte Volatilität und geringere Liquidität angebracht wäre. Historisch beträgt die Prämie für Volatilität und Illiquidität von Hochzinsanleihen um die 3 Prozent – heute eher bei 7 Prozent – ein ausgezeichnetes Niveau!

Bei Durchschnittsspreads des Segmentes um die 700 Basispunkte in den USA bräuchte es also eine neue Systemkrise mit der Ausweitung der Spreads auf 1400 Basispunkte, um negative Renditen zu erreichen. Aber das wäre dann definitiv ein Niveau zum Aufstocken!


Christina_Bck_PortraitChristina Böck (Bild) bildete sich an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster zur Diplom-Kauffrau aus, bevor sie einen Master in Management (Finance) an der H.E.C. in Paris erlangte.

Nach verschiedenen Praktika war sie ab 1994 bei der Dresdner RCM Gestion in Paris tätig. Später wechselte sie zur Allianz-Pimco-Gruppe, wo sie vier Jahre im Asset Management (internationale Anleihen) arbeitete.

Zu AXA Investment Managers in Paris stiess sie im April 2001. Seit März 2007 arbeitet Christina Böck in Zürich als Head of Investment Solutions Switzerland und ist dabei unter anderem für das Team CHF Fixed Income verantwortlich.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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