Bund und Kantone dürfen mit einer Milliarde Franken an Gewinnausschüttung rechnen. Die Chancen für Thomas Jordan als Nationalbank-Präsident steigen.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) publiziert ihren definitiven Jahresabschluss zwar erst am 8. März 2012. Gleichwohl kommunzierte sie bereits jetzt, anfangs Jahr, ihren voraussichtlichen Jahresgewinn von über 13 Milliarden Franken.

Wie vereinbart wird sie 1 Milliarde Franken an Bund und Kantone ausschütten, kündigte sie am Freitag Morgen in einer Medienmitteilung an.

Gold, Devisen und Stabilisierungsfonds stützen

Der steigende Goldpreis hat im vergangenen Jahr einen Gewinnbeitrag von 5 Milliarden Franken geleistet. Ihr Devisenbestand im Stammbaus trugen weitere 8 Milliarden Franken bei.

Dank des Stabilisierungsfonds soll das Konzernergebnis sogar noch etwas höher als 13 Milliarden Franken betragen, teilte die SNB weiter mit.

Löcher stopfen

Mit dem restlichen Gewinn, nach der Ausschüttung an Bund und Kantone, will die SNB ihre Reserven aufstocken: 3,2 Milliarden Franken sollen den Rückstellungen für Währungsreserven zugewiesen werden.

Weitere 5 Milliarden dienen dazu, die Lücke in der Ausschüttungsreserve zu schliessen.

Politischer Hintergrund?

Man darf gespannt sein, welchen Einfluss das positive Jahresergebnis der SNB die innenpolitische Debatte nach dem Rücktritt von Präsident Philipp Hildebrand zu Beginn der Woche beeinflussen wird.

Am Finanzmarkt verdichten sich die Stimmen, die den 48-jährigen Thomas Jordan, dem bisherigen Vize- und jeztigen Interimspräsidenten, gute Chancen einräumen, definitiv Nachfolger von Hildebrand zu werden.

Mit 99 Prozent

Gemäss Janwillem Acket, Chefökonom von Julius Bär, liegt die Wahrscheinlichkeit dafür bei 99 Prozent, wie er am Freitag gegenüber «Bloomberg» ausführte. 

«Wir brauchen eine makellose Nationalbank, besonders in diesen stürmischen Zeiten», sagte Acket. «Ein externer Kandidat wäre nicht ideal als neuer Präsident. Jordan war an jeder wichtigen Entscheidung beteiligt; er ist perfekt.» 

Bankrat will Wahl beschleunigen

Das prominente Bankrats-Mitglied Gerold Bührer will die Ernennung eines Nachfolgers für Hildebrand beschleunigen.

Bundespräsidentin Eveline Widmer-Schlumpf will sich damit hingegen einige Monate Zeit lassen, «bis April oder Mai» führte sie am Donnerstag vor ausländischen Journalisten in Genf aus.

Bundesrat will Untersuchungsergebnisse abwarten

Der Bundesrat wolle zuerst die Untersuchung zu allfälligen Devisentransaktionen der verbleibenden SNB-Direktoriumsmitglieder und ihrer Stellvertreter abwarten, führte Wider-Schlumpf an.

Auch sie hält Jordan aber zugleich für «eine sehr kompentente Persönlichkeit».

Beschleunigen Devisenspekulanten die Wahl?

«Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir so lange warten», widersprach ihr gleichentags Wirtschaftsführer Gerold Bührer. Er will ein Machtvakuum an der Spitze der Nationalbank verhindern.

Schon gleich nach Hildebrands Rücktritt gab Jordan bekannt, dass er die Franken-Untergrenze gegenüber dem Euro von 1.20 Frnken «mit der grössten Entschlossenheit» verteidigen werde.

Spekulanten kennen keine Schonzeit

Jordan war mit der Ankündigung des Rücktritt von Philipp Hildebrand, am 9. Januar, als interimistischer Präsident ernannt worden.

Bereits scheinen die Märkte gewillt, die Nationalbank zu testen. Dieser Druck wird sich verstärken, prophezeiht UBS-Devisenfachmann Reto Huenerwadel gegenüber «Bloomberg Businessweeek». Solange die Unsicherheit an der SNB-Spitze anhält.

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