In einer weitgehend Polemik freien Rede hat der frühere UBS-CEO Oswald Grübel an der alljährlichen SVP-Albisgüetli-Tagung seine Sicht der Dinge dargelegt.

Nur am Anfang der 24. Albisgüetli-Tagung zollte Oswald Grübel der SVP kurz Lob, als er sagte, sie sei eine Partei, die verlässlich eine konsequente Politik betreibe. Ein Ja, gelte auch später stets als ein Ja, und ein Nein auch. Das bescherte ihm Applaus von den rund 1'500 Zuhörern. 

Weiter brachte der Vollblutbanker seine Freude über die Einladung zum Ausdruck, war dann aber bald schon bei seinem Lieblingsthema, mit dem er sich seit nunmehr fünfzig Jahren befasst: die Banken.

Transparenz statt Vertrauen

Die Banken, so Grübel, stünden heute besser da, als noch vor fünf Jahrzehnten, sie seien besser kapitalisiert und auf Grund der heutigen Transparenz viel besser unter Kontrolle. «Ein Fall UBS wird sich nicht wiederholen», sagte der Banker.

Allerdings tue sich die Gesellschaft schwer noch mit der heutigen Transparenz, weil dadurch das Vertrauen, als sehr wichtiges Gut im Geldgeschäft , nicht unbedingt erhöht werde. «Transparenz ersetzt Vertrauen durch Fakten», so die Folgerung Grübels, und dadurch würden auch viele Lügen aufgedeckt. «Darum tun wird uns auch schwer mit den Fakten», sagte er.

Weiter fragte sich der Banker, ob man beispielsweise von seinem Arzt, wo ebenfalls ein Vertrauensverhältnis bestehe, auch alles wissen respektive die grösst mögliche Transparenz anstrebe. Wohl eher nicht, fand Grübel und näherte sich in seinem Referat so immer näher den Banken selber.

Schrumpfende Banken

Es sei eine Tatsache, dass die Banken schrumpfen werden, sagte er, betonte dabei aber auch, dass dies mit weniger Wachstum in der Wirtschaft einher gehe; vor allem auch vor der Hintergrund der anhaltenden Verschuldungskrise in Europa und den USA. Erwartungsgemäss kritisierte Grübel den Drang, die Banken auf Grund der Krisenerfahrung stärker zu regulieren und unterstrich, welche globale Bedeutung auch die Schweizer Grossbanken hätten.

Mit Blick auf den Schweizer Finanzplatz kritisierte Grübel den Anspruch, heute eine Weissgeld-Strategie zu fahren. Dies lege die Vermutung nahe, «dass wir in der Vergangenheit nur eine Schwarzgeld-Strategie gehabt hätten», monierte Grübel und stellte überdies fest, dass viele Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Bankgeheimnis von daher rührten, dass die Banken wie auch die Kunden unterschiedliche Signale von der Politik erhalten hätten.

Bankgeheimnis kein Verkaufsargument mehr

Heute habe das Bankgeheimnis als Verkaufsargument für die Banken ausgedient, sagte Grübel weiter. «Wir müssen Klarheit schaffen, was das Bankgeheimnis für die Schweiz repräsentiert», erklärte er mit Blick in die Zukunft. Dabei sei sehr viel Ausbildungs- und Aufklärungsarbeit nötig, um klarzustellen, dass die Schweiz nach wie vor der richtige Platz für das Bankwesen sei.

Nach einer Epoche der Globalisierung, die immerhin die Armut weltweit massiv verringert habe, sei man nun in der Weltwirtschaft einen Schritt zurückgegangen, sagte Grübel gegen Ende seiner Rede. Vor diesem Hintergrund liess der Banker auch durchblicken, dass er von der Euro-Untergrenze wenig hält.

Kritik an der Euro-Untergrenze

Auf Dauer sei eine schwache Währung schlechter als eine starke. Dabei verwies Grübel auf verschiedene Länder, darunter auch die USA, wo eine schwache Währung weder die Arbeitslosigkeit noch das Wirtschaftswachstum angekurbelt habe. Unter diesen Prämissen plädierte Grübel für einen starken Franken, der die Unternehmen effizienter und innovativer mache und ihnen die Möglichkeit gebe, im Ausland günstiger einzukaufen.

«Allein schon ein Abwertung des Schweizer Franken um 10 Prozent, reduziert unser gesamtes Vermögen um 300 Milliarden Franken», rechnete Grübel den Zuhörern vor. Daher müsse sich die Schweiz die eingeführte Euro-Untergrenze gut überlegen, denn so drohe diese Massnahme zur grössten politischen Subvention aller Zeiten zu werden.

Kontrast zu Christoph Blocher 

Zur erwartungsgemäss hoch polemischen Rede Christoph Blochers zuvor, kontrastierten Grübels Ausführungen enorm. Sie waren präzis und hielten der Bankbranche auf konstruktive Art und Weise den Spiegel vor. Klare Voten an die Adresse der Politik ergänzten die selbstkritische Rede «des ersten Ausländers», der an einer SVP-Albisgüetli-Tagung auftrat.

Damit dürfte Grübel die Erwartungen seiner Zuhörer allerdings kaum erfüllt haben. Seine Ausführungen waren allzu differenziert und besonnen.

Man darf gespannt sein, in welcher Weise sich Grübel in der Öffentlichkeit weiter engagieren wird. Eine SVP-Tagung allein kann es wohl nicht gewesen sein.

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