Vor vier Jahren forderte der Ex-Botschafter Thomas Borer eine Task Force für den Finanzplatz, weil eine «Lawine» auf die Schweiz zukommen werde. Er hatte recht.

Thomas_Borer_1

Rückblickend lesen sich die mahnenden Worte Thomas Borers wie eine Vorwegnahme der heutigen Ereignisse. Im März 2008 warnte der frühere Botschaft der Schweiz in Deutschland vor den zahlreichen Gefahren, welche der Schweiz und ihrem Finanzplatz drohten.

In einem Interview mit der «Handelszeitung» sagte er: « Es ist offensichtlich, dass eine grosse Lawine auf unser Land zukommt. Und wir haben nur wenig Zeit, uns darauf vorzubereiten oder sie gar zu verhindern. Angesichts der wirtschaftlichen Bedeutung des Finanzplatzes für uns alle sind die Risiken für die Schweiz gross.

Mit den USA das Gespräch suchen

Thomas Borer betonte damals auch schon, dass die einzelnen Interessensvertreter in der Schweiz zu wenig geeint vorgehen würden und der Bundesrat untätig sei. «Der Bundesrat und die Schweizer Diplomatie sollten mit Regierungsvertretern der USA so rasch wie möglich das Gespräch suchen, bevor wieder einzelne US-Politiker oder ein Senats-Komitee in die falsche Richtung losrennt und eine Kampagne gegen die Schweiz vom Zaun bricht.»

Vor diesem Hintergrund forderte Borer eine Task Force, die eine Gegenstrategie entwickelt, und in der «neben Politikern und Beamten vor allem auch die Banken Einsitz nehmen», wie er damals sagte. «Die Schweizer Regierung muss auf höchstem Niveau bei den involvierten Staaten, vor allem Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, den USA und bei der Europäischen Union, intervenieren», so Borer weiter.

Bloss noch Schadensbegrenzung

Rückblickend ist angesichts der jüngsten Eskalation auf dem Schweizer Finanzplatz wenig bis gar nichts geschehen. Thomas Borer wiederholte in der Folge sogar noch einige Male seine Forderungen. Lesen Sie dazu auch diesen Text. Borer blieb jedoch ungehört.

Heute erweckt die Situation den Eindruck, dass die Betroffenen bloss noch als Einzelkämpfer Schadensbekämpfung betreiben. 

Nirgendwo ein schärferes Dispositiv

Geschlossen könnte die Schweiz den permanenten Attacken jedoch souveräner begegnen. Und sie könnte so auch unterstreichen, dass sie im Umgang mit internationalen Kapitalflüssen führend ist. In keinem anderen Land der Welt müssen Banken grössere Abklärungen treffen, bevor sie einen Kunden akzeptieren können.

Kein anderes Land besitzt ein schärferes Dispositiv gegen Steuerbetrug. Kein anderes Land hat mehr Vorkehrungen gegen die Geldwäscherei getroffen, so dass un- saubere Vermögen längst einen Bogen um die Schweiz machen, während sie in anderen Finanzzentren immer noch willkommen sind.

Kluge Inszenierungen

Ein solches Gremium könnte mit einer Stimme und zeitlich koordiniert die Positionen der Schweiz im In- und Ausland propagieren. Dabei müsste diese Task Force auch bewusst auf der medialen Klaviatur spielen, also nicht nur mit Broschüren oder in langfädigen Exkursen argumentieren.

Sie könnte ihre Vertreter klug inszenieren, etwa in Talk Shows oder indem angesehene Schweizer Bankiers unter ihrem Namen in führenden Zeitungen wie dem «Wall Street Journal», der «Financial Times» oder der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» darlegen würden, was – überspitzt gesagt – Europa oder die USA von der Schweiz alles lernen könnten.

{mijopolls 42}

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.58%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.5%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.34%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.24%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.34%
pixel