Christina_Bck_100Kann man es sich leisten, Anleihen von Unternehmen völlig zu vermeiden, wie es 30 Prozent der Investoren einer Studie von Bank of America tun? Nein, findet Christina Böck.

Christina Böck ist Head of Investment Solutions Switzerland bei AXA Investment Managers. Ihre Kolumne für finews.ch erscheint monatlich.

Bei einer durchschnittlichen 2-jährigen Unternehmensanleihe in Euro macht der Spread 95 Prozent des gesamten Zinssatzes aus (und noch 81 Prozent bei einer 5-jährigen Obligation).

So kommt der Löwenanteil der Rendite aus den Coupons. Die dadurch schon geringe Gefahr eines Kapitalverlustes durch den Anstieg der Leit- oder Staatsanleihezinsen ist umso kleiner, als die Zentralbanken ihren Willen zur Stabilität der genannten Zinssätze klargemacht haben.

Situation entschärft

Zudem gibt es einen echten positiven Faktor: So stellt die Europäische Zentralbank (EZB) durch ihr Programm «Long Term Refinancing Operation» (LTRO) den Banken grosszügig kostengünstige Liquidität zur Verfügung und kann auf diese Weise einen «Credit Crunch» vermeiden.

So wurde für Banken, aber indirekt auch für Staaten und Unternehmen, die Situation auf den Finanzmärkten entschärft, und sie gewinnen Zeit, um ihre Bilanzen zu verkürzen, wie es die Europäische Bankenautorität und bald auch Basel III fordern.

Stabile Gewinnmargen

Solide Finanzemittenten (besonders niederländische, schweizerische und amerikanische) sind also wieder kaufenswert – aber bei nachrangigen Titeln sollte man noch vorsichtig bleiben, insbesondere bei italienischen und portugiesischen.

Bei den Unternehmen gibt es einige positive Punkte: Die Gewinnmargen sind seit 2006 relativ stabil. Die Firmen sind bei der Verwaltung ihrer Cashflows sehr vorsichtig und bewahren eine strikte Kontrolle ihrer Investitionen und Akquisitionen.

Hohe Liquiditätsbestände

Im Unterschied zu 2008 sind sie «cashflow-positiv». Im Jahr 2008 betrugen die Schulden 2,5 mal den operationellen Gewinn (EBIDTA); heute liegen sie nur noch bei 1,5 mal, und die Unternehmen haben eine positive Autofinanzierung und die meisten erst noch hohe Liquiditätsbestände.

So liegen die Schuldenhebel heute auf langfristig tragbaren Niveaus. In den meisten Sektoren, so zum Beispiel bei den Konsumgütern, Medien und der Automobilbranche sind die Fundamentaldaten heute besser als in den letzten zehn Jahren. Allerdings im Unterschied zu den Branchen Gesundheit, Utilities und Telekom.

Chemie und Konsumgüter zahlen eine Prämie

Auch die technischen Faktoren in den Märkten sind eher positiv: Umschuldungen im Jahre 2011 haben es erlaubt, die Fälligkeiten nach hinten zu verschieben, so dass die Finanzierungsbedürfnisse in diesem Jahre sehr begrenzt sind.

Was die Bewertungen angeht, so sind sie durch die Vorsicht der Investoren generell sehr günstig, aber doch nach Sektoren unterschiedlich: Es sind die typischen defensiven Sektoren wie die Chemie und die Konsumgüter, die eine Prämie zahlen, welche den antizipierten Ausfällen entspricht.

Im Sektorenvergleich ausgesprochen preiswert sind hingegen die zyklischen Sektoren – hier lohnt es, sich zuzugreifen.


Christina_Bck_PortraitChristina Böck (Bild) bildete sich an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster zur Diplom-Kauffrau aus, bevor sie einen Master in Management (Finance) an der H.E.C. in Paris erlangte.

Nach verschiedenen Praktika war sie ab 1994 bei der Dresdner RCM Gestion in Paris tätig. Später wechselte sie zur Allianz-Pimco-Gruppe, wo sie vier Jahre im Asset Management (internationale Anleihen) arbeitete.

Zu AXA Investment Managers in Paris stiess sie im April 2001. Seit März 2007 arbeitet Christina Böck in Zürich als Head of Investment Solutions Switzerland und ist dabei unter anderem für das Team CHF Fixed Income verantwortlich.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.28%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.72%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.92%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.3%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.78%
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