Die Schweizer Privatbanken leiden. Betrug die Eigenkapitalrendite vor fünf Jahren noch 16 Prozent, liegt sie nun bei 4 Prozent. Mehr als ein Dutzend Häuser suchen einen Käufer.

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Dies sind zwei alarmierende Erkenntnisse aus einer neuen Studie, welche das Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG in Zusammenarbeit mit der Universität St. Gallen erarbeitet hat.

Die Schweizer Banken sind heute bereits einer enormen Belastungsprobe ausgesetzt. Doch der Druck dürfte noch erheblich zunehmen, sagt Daniel Senn, Finanzexperte und Geschäftsleitungsmitglied von KPMG Schweiz, denn neben den politischen Einflussfaktoren, die das Bankgeheimnis praktisch schon zunichte gemacht haben, wachsen auch die wirtschaftlichen Probleme.

Massive Konsolidierung im Anzug

Zahlreiche Institute sind den steigenden Kosten und den gleichzeitig sinkenden Margen nicht länger gewachsen. Gleichzeitig sind die Kunden zunehmend verunsichert; die Marke «Swiss Banking» leidet im Ausland mittlerweile enorm. Bereits droht den Schweizer Banken ein ähnliches Schicksal wie dem Telekom-Unternehmen Nokia: Mitte der neunziger Jahren noch der Marktleader in der Mobiltelefonie, ist die Firma mittlerweile von der iPhone-Erfolgswelle regelrecht überrannt worden.

Trotz der massiv gesunkenen Rentabilität konnten viele Finanzinstitute in den letzten zwei Jahren dank hoher Eigenkapitalbestände überleben, doch allmählich wird es eng. Unter der Oberfläche tobt bereits eine massive Konsolidierung. «Mit Sarasin und Clariden Leu haben wir bereits zwei grosse Veränderungen gesehen», sagt Daniel Senn, «doch ich weiss von mindestens 10 bis 15 kleineren Instituten in der Schweiz, die ebenfalls eine Lösung suchen.»

Nur wenige Käufer

Allerdings ist die Situation schwierig. Denn bis vor zwei Jahren gab es auch noch genügend Interessenten für solche Banken. Inzwischen hat sich die Lage auf Grund der wirtschaftlichen wie auch politischen Veränderungen dramatisch gewandelt. Die Preise sind eingebrochen. «Und angesichs der vorherrschenden Unsicherheit gibt im Moment kaum noch Käufer», sagt Senn.

Tatsächlich müssen die Schweizer Privatbanken ihre Geschäftsmodelle von Grund auf überdenken. «Die Privatbanken sind zur Fokussierung gezwungen», sagt Daniel Senn und unterstreicht damit eine Erkenntnis aus der KPMG-Studie. Allerdings sei die Dringlichkeit dieser Pendenz offenbar noch nicht in allen Köpfen, stellt Senn fest. Weiterhin würden viele Schweizer Finanzhäuser auf das Bankgeheimnis und die damit verbundene Kultur setzen, was heute aber nicht mehr ausreiche.

Dringlichkeit noch nicht erkannt

Interessant ist in diesem Zusammenhang sicherlich die Erkenntnis aus der Studie, dass nur 26 Prozent aller befragten Banken es sich zumuten, innert eines Jahres auf eine klare Weissgeld-Strategie umzuschwenken. Im Vergleich dazu geben bereits 71 Prozent der luxemburgischen Banken an, innert zwölf Monaten diesen Schritt vollziehen zu können.

Aber selbst im Verlauf der nächsten fünf Jahre trauen es «nur» 70 Prozent aller befragten Schweizer Institute zu, eine steuertransparente Strategie zu fahren, während es in Luxemburg dann 92 Prozent sind. «Was aber machen die verbleibenden 30 Prozent an Schweizer Banken, die in fünf Jahren noch immer keine Weissgeld-Strategie fahren», fragt sich Daniel Senn.

Gestiegene Anforderungen an die Kundenberater

Wie schon in der letzten KPMG-Privatbankenstudie (2010) angedeutet, nehmen zudem die Anforderungen an die Kundenberater stark zu. Von ihnen wird kein Produktverkauf mehr erwartet, und Kunden verfügen heute selber über grundlegendes Wissen über Performances und Marktentwicklungen.

Von den Beratern wird viel mehr erwartet, dass sie über alle wichtigen regulatorischen Veränderungen im Bild sind – wozu auch steuerliches Fachwissen gehört – und dass sie fähig sind, den Kunden die Konsequenzen der Marktentwicklungen auf deren finanzielle und wirtschaftliche Situation aufzuzeigen.

In diesem Zusammenhang setzen die Schweizer und auch die übrigen europäischen Privatbanken in der Kundenpflege immer weniger auf Events, Sponsorings und Marketingpublikationen, dafür immer stärker auf Direktkontakte und zielgruppenspezifische Fachinformationen.

Europa im Rückstand

In Asien setzt vor allem die technikversierte, jüngere Generation stark auf Mobile- und Internet-Banking. Entsprechend sehen 54% der Privatbanken diese Technologien als Chance. In Europa nimmt deren Bedeutung zwar ebenfalls laufend zu.

Gleichwohl setzen Schweizer Privatbanken immer noch stark auf traditionelle Kundengespräche, sei es aus Angst vor möglichen Risiken der IT, sei es, weil sie vor den nötigen Investitionen zurückschrecken. Dabei eröffnete das Mobile- und Internet-Banking wesentlich mehr Flexibilität in der Kundenberatung – in räumlicher wie auch zeitlicher Hinsicht.

Bislang betrachten aber erst 35 Prozent der Schweizer Privatbanken die neuen Technologien als Chance. Diese werden jedoch entscheidend sein, wenn es darum geht, eine neue Generation von Privatbankenkunden zu gewinnen – in der Schweiz, vor allem aber auch in den Wachstumsmärkten Asiens.

Weitere Informationen zur neuen KPMG-Private-Banking-Studie unter diesem Link.

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