Der Ausdruck «Weissgeldstrategie» ist schon in aller Munde. Er sei jedoch leer, bedeutungslos und weltfremd, findet der Banker und Ökonom Daniel F. Kohler.

Daniel F. Kohler ist CEO der ZT Zurich Trust.

dan_kohler1Jedes Jahr kürt die Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiessbaden (GfdS) ein «Wort des Jahres» und ebenso ein «Unwort des Jahres». Für einige Jahre finden sich mehrere Ausdrücke auf dieser Liste. Für 2011 waren nebst dem Unwort «Döner-Morde» auch die Unwörter «Gutmensch» und «Marktkonforme Demokratie» auf der Liste der GfdS zu finden.

In 2008 war ein Unwort «notleidende Banken». Vielleicht wurde dieser Ausdruck für 2008 so gewählt weil zumindest nach Ansicht der GfdS, Banken per Definition nicht «notleidend» sein können. Schliesslich haben die Banken all unser Geld und zahlen sich damit happige Boni...

Schwer zu ergründen

Die Beweggründe für die Wahl zum Unwort des Jahres der Intellektuellen in Wiessbaden sind nur schwer zu ergründen. Es scheint aber so als ob die Wahl auf Ausdrücke fällt die einen Missstand verniedlichen oder im orwellschen Sinn das Gegenteil dessen ausdrücken, was eigentlich gemeint ist: «schlecht ist gut», «gut ist böse» etc.

Ebenfalls gute Chancen haben Ausdrücke die einen Widerspruch in sich darstellen wie «freiwillige Ausreise» (Unwort des Jahres 2006) oder «aufenthaltsbeendende Massnahmen» (Unwort des Jahres 1992). Ebenfalls eine wichtige Eigenschaft muss sein, dass der Ausdruck so schwammig ist, dass jeder sich darunter etwas anderes vorstellen kann.

Vorschlag für 2012

Zudem muss das Unwort des Jahres eine weitverbreitete Nutzung über das Jahr hinweg erfahren haben.

Für das Jahr 2012 möchte ich jetzt schon das Wort «Weissgeldstrategie» als Unwort des Jahres nominieren. Obwohl das Jahr noch keine zwei Monate alt ist, ist dieser Ausdruck schon in aller Munde. Er ist offensichtlich leer, bedeutungslos und weltfremd.

Glaubt jemand, der sich zu einer «Weissgeldstrategie» bekennt, wirklich, dass die Schweizer Banken bis heute eine «Schwarzgeldstrategie» verfolgt haben? Bis heute hat noch niemand eine allgemein akzeptierte Definition einer «Weissgeldstrategie» vorgelegt; jeder kann sich darunter vorstellen was er will.

Moralapostel der Weissgeldstrategie

Das macht es einfach und billig, sich zu einer Weissgeldstrategie zu bekennen, da man nicht darauf behaftet werden kann. Von Zeit zu Zeit lichtet sich der Dunst der Nebelpetarden ein wenig, die von den Moralaposteln der Weissgeldstrategie abgefeuert werden, und die Umrisse dessen, was eine Weissgeldstrategie darstellt, werden etwas klarer.

Was ein freiheitsliebender Mensch da wahrnimmt, ist tatsächlich nicht erfreulich. Offenbar erwarten die Verfechter der Weissgeldstrategie, dass die Bank auf irgendeine Weise sicherstellt, dass das ihnen in Obhut gegebene Geld am Steuerdomizil (oder an den Steuerdomizilen!) des Eigners korrekt versteuert wurde.

Soll die Bank haftbar gemacht werden?

Vorschläge zur Implementation variieren, aber im Grundzug läuft es immer darauf hinaus, dass die Bank für die Steuerehrlichkeit ihrer Kunden haftbar gemacht werden soll.

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