«Big Data» ist das neue Schlagwort in der IT. Wie man damit umgeht, erklärt Peter Nikles, Leader Business Analytics bei IBM, im Hinblick auf das diesjährige «Forum for Finance».


Herr Nikles, zum achten Mal findet am 26. April das «Forum for Finance» der IBM in Zürich statt. Wen wollen Sie damit ansprechen?

Zur Zielgruppe gehören CFOs, Controller, Finanzverantwortliche im weitesten Sinn und dieses Jahr insbesondere auch Manager aus den Bereichen Governance, Risk und Compliance, kurz GRC genannt. Am Forum sollen sich Gleichgesinnte austauschen können, aber gleichzeitig auch einen breiten Überblick über unsere Lösungen rund um das so genannte «Office of Finance» erhalten. Der Anlass, an dem wir 200 Teilnehmer erwarten, ist also keinesfalls nur IT-lastig.

Mit welchen Themen und Trends beschäftigt sich Ihr Zielpublikum derzeit?

Eines der Top-Themen ist das Risiko-Management, dazu gehören Operational-, IT- und Financial Risk, bei letzterem spielt für viele Firmen das Währungs- und Liquiditätsrisiko eine immer wichtigere Rolle.


«Risiken lassen sich nicht mehr einzeln betrachten»


Bei Banken und Versicherungen gehören zweifelsohne noch Regulationen wie Basel III, US-GAAP und Solvency II dazu. Der eingangs erwähnte Bereich GRC erhält damit eine rasant wachsende Bedeutung.

Warum wird GRC immer wichtiger?

GRC umfasst, zu Deutsch, die drei Begriffe Unternehmensführung, Risikomanagement sowie die Einhaltung von Vorschriften bei Geschäftsprozessen. Heute lassen sich die Risiken rund um diese drei Bereiche nicht mehr einzeln betrachten. Sie gehen ineinander über und müssen über einen so genannten Framework-Ansatz in der Informatik, in den Operations und eben auch in der Finanzabteilung erfasst werden.


«Die Legacy muss man stark mitberücksichtigen»


Gerade in den USA ist die Firmenwelt heute einer strikten Governance unterworfen. IBM etwa prüft jährlich, ob sich die Mitarbeiter an die firmeninternen Business Conduct Guidelines halten. Damit soll sichergestellt werden, ob die Beschäftigten auch IT-mässig «compliant» sind und sich an die firmenspezifische Governance halten. Diese Entwicklung hat aber längst auch in europäischen Unternehmen Einzug gehalten.

Die Finanzbranche ist Ihre wichtigste Kundengruppe. Wie unterscheiden sich die Bedürfnisse der Banken von denjenigen der Versicherungen?

Grundsätzlich sind beides Dienstleistungsbranchen, bei denen mehr denn je die Kundentreue im Vordergrund steht und somit der «Customer churn» (dt. Kundenabwanderung) verhindert, respektive minimiert werden soll. Einen erheblichen Unterschied gibt es jedoch bezüglich der Maturität. Versicherungen haben noch viele IT-Lösungen, die sie firmenintern entwickelt haben, und die mittlerweile in die Jahre gekommen sind. Diese Legacy, also dieses Vermächtnis, muss man stark mitberücksichtigen, wenn man mit den Versicherungen neue Lösungen evaluiert.

Wie wirkt sich der anhaltende Konsolidierungsprozess in der Bankbranche auf Ihr Geschäft aus?

Beim Kauf neuer Software wird noch genauer evaluiert. Den Banken geht es dabei nicht primär um die Kosten – die kommen erst an zweiter oder dritter Stelle. Viel wichtiger sind heute die Prozessoptimierung und Unterstützung zwecks Effizienzsteigerung. Es geht also längst nicht mehr um nette «Features & Functions», sondern um die zentrale Frage, ob der Return on Investments (ROI) stimmt.


«Der Investitionsschutz wird immer wichtiger»


Ein wichtiger Entscheidungsfaktor ist immer mehr auch der Investitionsschutz. Fragen wie: Gibt es den Lieferanten in fünf Jahren noch, und wie innovativ ist dieser, wenn es um neue Entwicklungen und Nachhaltigkeit geht? Bei IBM mit seiner mehr als 100-jährigen Geschichte dürfte die Frage des Weiterbestehens eher weniger eine Frage sein...

Das jüngste Schlagwort in der IT-Welt heisst «Big Data». Was versteht man darunter?

Vereinfacht gesagt geht es darum, dass wir heute eine Flut an Daten und Informationen haben, sowohl strukturierte, aber noch viel mehr unstrukturierte.Diese riesigen Datenvolumen gilt es zu managen und in noch kürzerer Zeit zu analysieren und so zu verarbeiten, dass wir sie vernünftig nutzen können und eine noch bessere Basis für unsere Geschäftsentscheidungen erhalten. Dazu wird unser Forschungs- und Entwicklungszentrum in Rüschlikon bei Zürich einen interessanten Vortrag halten.

Warum ist «Big Data» so wichtig.

Die oft zitierte Datenflut besteht aus gigantischen Mengen von Daten (Volume), die in unstrukturierter, vielfältiger Form (Variety) und in hoher Geschwindigkeit (Velocity) anfallen. Man spricht daher auch von den V3-Daten.


«Auch mittelgrosse Firmen wollen von Big Data profitieren»


Lassen sich diese bedürfnisgerecht nutzen, können daraus wichtige Erkenntnisse nicht zuletzt auch zukunftsbezogen gewonnen werden. Daher spricht man von Predictive Analytics – ein Wissensgebiet, bei dem wir gerade einmal an der Oberfläche etwas gekratzt haben, das aber für eine Vielzahl von Geschäftsprozessen, etwa bei der Kundenbindung, Entscheidungsfindung, oder Segmentierung immer wichtiger wird.

Wie stark ist dieses Thema in der Firmenwelt bereits präsent?

Grössere Unternehmen befassen sich damit. Das Thema gewinnt insofern an Maturität, als dass nun auch mittelgrosse Firmen sicherstellen wollen, dass sie davon profitieren können. Allein historische Daten zu sammeln, genügt nicht mehr. Heute geht es darum, diese in den einzelnen Geschäftsbereichen zu nutzen. Dies ist ein weiterer Themenschwerpunkt am diesjährigen «Forum for Finance».


Peter_Nikles_qDer 49-jährige Peter Nikles (Bild) ist Leader Business Analytics bei IBM und in dieser Funktion verantwortlich für die Marktregion «ALPS» (Schweiz, Österreich). Er verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung in der IT-Branche.

Bevor er im April 2011 zu IBM stiess, war er verantwortlich für Verkauf und Marketing im Bereich Business Intelligence & Corporate Performance bei einem SAP Partner. Davor war er drei Jahre bei SAP Schweiz tätig als Sales Director SME verantwortlich für KMUs und Business Partner.

Ausserdem arbeitete Peter Nikles fast zehn Jahre lang für Hewlett-Packard (Schweiz). Er hat ein MBA der Dallas University in Texas sowie einen Bachelor's Degree in Marketing von der Business School Zürich.

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