Dem Präsidenten von Julius Bär ist die wachsende staatliche Überwachung ein Dorn im Auge. Sie sei kein Ersatz für unternehmerische Verantwortung.

An der Generalversammlung der Julius Bär ging Raymond J. Bär mit den Vertretern einer strengen Corporate Governance Regulierung scharf ins Gericht. Ausgehend von den USA seien in den vergangenen Jahren in Europa neue gesetzliche Grundlagen über die Offenlegung und Berichterstattung eingeführt und bestehende Richtlinien  verschärft worden. Mit fraglichem Ergebnis, so Raymond J. Bär.

«Einige der grössten Wirtschaftsskandale, Pleiten und Übertreibungen der vergangenen Jahre haben ihren Ursprung bezeichnenderweise oft in den Vereinigten Staaten. Vor der Sarbanes-Oxley-Gesetzgebung waren es Fälle wie Enron, Worldcom, Tyco und Andersen. Heute erleben wir das Subprime-Debakel und den Fall Madoff. Keines der neuen Überwachungssysteme, keine der Auflagen, die durch den Sarbanes-Oxley-Act aufgezwungen wurden, keine sophistizierte Aufsichtsbehörde, keine Rating-Agentur und keine Zentralbank war in der Lage, die Entstehung der Kreditblase zu verhindern oder auch nur frühzeitig wirksam anzuzeigen», gab Bär zu Bedenken.

«Auflagen sichern Unternehmenserhalt nicht»

In seinen Augen wird der langfristige Erhalt der Unternehmen durch gesetzliche Auflagen nicht gefördert und seien sie noch so umfangreich und detailliert. Im Gegenteil. «Durch den dichter werdenden Dschungel der Auflagen geht die Zeit für grundsätzliche Erörterungen zwischen Verwaltungsrat und Geschäftsleitung verloren. An die Stelle der unternehmenseigenen Überwachung und Führung soll nun immer mehr staatliche Überwachung treten.»

Ein Tipp für die Finma

Bär richtet diesen Appell auch an die Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma), die ebenfalls für eine stärkere Kontrolle durch den Staat eintritt. «Der Verwaltungsrat wird quasi zunehmend durch den Staat hinterfragt. Vor diesem Weg warne ich eindringlich.»Der angestrebte einjährige Wahlrhythmus für die Mitglieder des Verwaltungsrats torpediere die dringend notwendige Kontinuität des Überwachungsgremiums Verwaltungsrat. Mit den kurzen Wahlperioden verkürze sich auch der emotionelle Horizont der Mitglieder.

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