Wird das EWR-Abseits zur Falle? Im Bereich der Alternativen Anlagen könnten hunderte Firmen und Milliarden an Assets aus der Schweiz verschwinden.

Weil Liechtenstein eine neue EU-Richtlinie zum Anlegerschutz ungewöhnlich schnell umgesetzt hat, könnten mehrere hundert Manager von Hedge-Fonds oder Risikokapitalgesellschaften aus der Schweiz nach Liechtenstein wechseln: Dies meldet eine vertraulichen Studie der Beratungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers, die jetzt vom deutschen «Handelsblatt» aufgegriffen wurde.

Es geht dabei um die 400 Single-Hedge-Fonds-Manager, die in der Schweiz angesiedelt sind. «Im Markt für alternative Investments werden durch die Richtlinie die Karten neu gemischt», sagte Katja Gey, Delegierte der Liechtensteiner Regierung für internationale Finanzplatz-Fragen, dem «Handelsblatt».

Im Fokus: 870 Milliarden an verwalteten Geldern

Am 21. Juli 2011 trat eine neue Richtlinie des Europäischen Parlaments über die Verwalter alternativer Investmentfonds in Kraft (hier der Text). Sie soll die Anleger besser schützen und betrifft Verwaltung und Vertrieb von Hedge-Fonds, Private-Equity-Fonds, Immobilienfonds, Rohstofffonds, Family Offices u.ä. Ab nächstem Jahr dürfen die Manager in diesen Bereichen nur noch mit einer neuen Zulassung in der EU tätig sein.

Schon im Dezember hatte Liechtenstein einen Gesetzesentwurf dazu – also nur fünf Monate nach Erscheinen der EU-Verordnung. Das Potenzial des neuen Gesetzes wird in Vaduz als gewaltig eingeschätzt. Bis zu 400 Schweizer Vermögensverwalter und Fondsmanager könnten dazu gebracht werden, den Standort zu verlagern. Dabei geht es um geschätzte 870 Milliarden Franken an verwalteten Geldern.

Der Vorteil des EWR

In Bern wird zwar das Fondsrechts derzeit ebenfalls revidiert, die neuen Verordnungen sollen 2013 in Kraft treten zu können. Da die Schweiz aber nicht Teil des EWR ist – so das «Handelsblatt» unter Berufung auf das PwC-Papier – könnte die Richtlinie hier erst 2015 umgesetzt werden.

Liechtenstein sehe nun die historische Chance, die Schweiz kurzfristig als Nummer drei der weltweiten Fondsstandorte abzulösen. Sven Zeller, Partner und Experte für Investmentfonds bei der Kanzlei Clifford Chance, hält die Hoffnung des Fürstentums für begründet: «Ich sehe Liechtenstein als mehr und mehr integrierten Bestandteil der EU, der sich alle Mühe gibt, der Hedge-Fonds-Standort in Europa zu werden», so der Experte im «Handelsblatt».


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