Der US-Ratingriese erarbeitete einen Report über die Risiken der Banken – und verteilte die Bestnote. Nur ein anderes Land hat ähnlich sichere Banken wie die Schweiz.

Das «Banking Industry Country Risk Assessment» über die Schweiz erscheint im vollen Wortlaut erst nächste Woche (auf dieser Site); bereits jetzt veröffentlichte Standard & Poor's aber die Kernaussagen der Studie. Und diese Aussagen erscheinen sehr positiv.

Hohe Diversifizierung, hohe Einkommen, hohe Wettbewerbsfähigkeit, flexibles wirtschaftliches Umfeld, robuste Staats- und Kantonshaushalte – all dies trägt dazu bei, dass die S&P-Experten im Schweizer Bankensystem nur sehr geringe Risiken wittern.

Erwähnt sei, dass sich die Erhebung auf den Heimmarkt konzentriert: Die Grossbanken wurden für einmal nicht spezifisch berücksichtigt.

Sup.bicraIn seinen Länder- respektive Branchen-Studien verteilt Standard & Poors jeweils Noten zwischen 1 (sehr tiefes Risiko) und 10 (höchste Stufe) – und die Schweizer Banken fasste nun die Bestnote 1. Lediglich ein weiteres Land kann ebenfalls mit einer 1 aufwarten: Es ist Kanada.

In einem Unternehmensfilm äussert sich Dirk Heise, der Hauptverfasser der Studie, zu den Ergebnissen. Die Stabilität des Schweizer Bankensystems stehe auf drei Hauptpfeilern, so der Analyst: 

  • Erstens weise die Schweiz eine sehr starke Wirtschaftsverfassung auf; dass das Land zu den reichsten der Welt gehöre, wirke auch für Bankensystem stabilisierend.
  • Zweitens herrsche hier eine konservative Risiko- und Schuldenkultur. Dies sei bei den auf den Heimmarkt konzentrierten Instituten selbst in den letzten Jahrzehnten ungebrochen spürbar gewesen – und die konservative Kultur habe denn auch dazu geführt, dass die Kapitalbasis früh wieder hochgefahren wurde.
  • Drittens sei die Struktur der Mittel in den Schweizer Banken sehr gut. Die Aktivitäten der meisten Banken seien zu mehr als 80 Prozent aus den Anlagen ihrer Kunden finanziert – während die Mittelherkunft zugleich sehr breit gestreut sei.
Nachwirkungen des UBS-Problems

Befragt zu Warnsignalen, verwies Dirk Heise – wenig überraschend – auf die hohen Immobilienpreise: Sie seien zwar nicht so steil angestiegen, wie man es schon in anderen reifen Ländern erlebt habe, die dann in eine Krise schlitterten. Aber in einigen Schweizer Regionen gebe es schon Überhitzungserscheinungen, was wiederum Risiken für die Banken enthalte.

Einen weiteren «Tolggen» im Reinheft fanden die S&P-Forscher in der Vergangenheit: Die Tatsache, dass die UBS erst vor wenigen Jahren gestützt werden musste, deute auf gewisse Schwächen bei der Regulierung hin.

Tatsächlich benotet S&P im Schweizer Assessment den Regulierungs-Rahmen nicht mit «very low risk», sondern nur mit «low risk». Die Schweizer Regulierung «agierte in der Vergangenheit eher reaktiv als proaktiv», befand Heise im Gespräch.

Aber man habe immerhin festgestellt, dass die Regulatoren danach eine erheblichen Autorität an den Tag legten: Offenbar habe man eine Lektion gelernt. Die vom Bund beschlossenen Too-Big-To-Fail-Vorschriften werden denn auch positiv beurteilt. 

Zur Medienmitteilung von «Standard & Poors» zum «Banking Industry Country Risk Assessment: Switzerland»

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