Die Wertentwicklung eines Fonds ist für viele Investoren das wichtigste Auswahlkriterium. Dabei wird die erzielte Performance in der Zukunft zumeist nicht gehalten.

Photoart_0046-IPMZVon Andreas Hüsser, der aktuell am Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich (IPMZ) promoviert.

Viele Studien belegen die Irrationalität der Anleger bei Investitionsentscheidungen. Dabei verlassen sich viele Marktteilnehmer allzu oft auf einfache Heuristiken. Will heissen: Je komplexer die Entscheidungsfindung ist, desto wahrscheinlicher wird der Rückgriff auf Daumenregeln. Beispielhaft lässt sich dies bei Fondsentscheidungen aufzeigen.

Die Wertentwicklung ist für manche Investoren ein wichtiges Entscheidungskriterium, um aus der Fülle des Angebotes einen passenden Fonds auszusuchen. Sie ist oftmals auch die einzige Information, anhand derer die Managementqualitäten eines Fondsmanagers beurteilt werden können.

Kein guter Indikator

Zahlreiche Studien belegen jedoch, dass die vergangene Wertentwicklung über die Zeit oftmals nicht gehalten werden kann. Sogar Fonds mit abnormalen Renditen kehren innert einer Zweijahresfrist zum Marktdurchschnitt zurück oder schlagen ihren Benchmark nicht.

Neuere Studien verweisen sogar darauf, dass trotz des expliziten Hinweises, dass die vergangene Wertentwicklung kein Indikator für künftige Ergebnisse ist, Anleger ihre Fondspräferenzen weiterhin auf Grund der vergangenen Wertentwicklung bilden und dabei erst noch die Kosten weitgehend vernachlässigen.

Professionelle Investoren ticken anders

Dieser Verlass auf einfache Heuristiken kann mit einem Mangel an Motivation und/oder der Unfähigkeit erklärt werden, detaillierte Fondsattribute zu verarbeiten (etwa auf Grund eines Informationsüberangebotes oder eines mangelnden Produkteverständnisses).

Gleichwohl ist bekannt, dass professionelle Marktteilnehmer weniger solchen Urteilsverzerrungen durch Heuristiken unterliegen, was wiederum mit einer erhöhten Motivation und Fähigkeit zur Verarbeitung von Informationen erklärt werden kann.

Forschungsprojekt der Universität Zürich

Um nachzuweisen, dass die kognitive Fähigkeit zur detaillierten Informationsverarbeitung den Verlass auf einfache Heuristiken schmälert, wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes an der Universität Zürich ein Online-Experiment mit Investoren durchgeführt.

Dabei wurde die Fähigkeit zur kognitiven Informationsverarbeitung durch die Lesezeit für einen vereinfachten Fondsprospekt experimentell variiert. Alle Teilnehmer erhielten einen Fondsprospekt mit einer durchschnittlichen oder einer überdurchschnittlichen Wertentwicklung sowie fünf schwache oder fünf starke Argumente, weshalb gerade in diesen Fonds investiert werden soll. Die Stammdaten, Kosten und die Risiko-Kennzahlen wurden bei allen Fondsprospekten gleich belassen.

Signifikanter Einfluss

Bei Teilnehmern, die zur Verarbeitung des Fondsprospektes eine Zeitbegrenzung hatten, zeigte sich ein signifikanter Einfluss der vergangenen Wertentwicklung auf die Einstellungsbildung: Bei einer überdurchschnittlichen Wertentwicklung war die Einstellung zum gezeigten Fonds besser als bei einer durchschnittlichen Wertentwicklung.

Bei Teilnehmern ohne Zeitbegrenzung hingegen verschwand dieser Einfluss. Anleger ohne Zeitbeschränkung zur Verarbeitung des vereinfachten Fondsprospektes bildeten ihre Einstellung auf Grund der hervorgebrachten Argumente.

Erhöhte Fähigkeiten

Da die Zeitbegrenzung die Motivation der Teilnehmer zur Verarbeitung der Fondsinformationen nicht beeinflusste, sind diese Unterschiede kausal auf eine erhöhte Fähigkeit zur detaillierten Informationsverarbeitung zurückzuführen.

Interessanterweise vermochte jedoch die Fähigkeit zur detaillierten Verarbeitung den Einfluss der vergangenen Wertentwicklung auf die zukünftige Renditeerwartung nicht vollständig zu eliminieren.

Entscheidungen unter Zeitdruck

Teilnehmer mit Zeitdruck, die einen Fonds mit überdurchschnittlicher Wertentwicklung sahen, schätzten die zukünftige Rendite signifikant höher ein als Teilnehmer mit Zeitdruck, denen ein Fonds mit durchschnittlicher Wertentwicklung gezeigt wurde – trotz des Warnhinweises.

Mit zunehmender Fähigkeit zur detaillierten Verarbeitung schwächte sich dieser Effekt auf die zukünftige Renditeerwartung ab, verschwand aber nicht vollständig. Die vergangene Wertentwicklung als Ankerheuristik scheint insbesondere bei Wahrscheinlichkeitseinschätzungen sehr robust zu sein.

Motivation zählt auch

Für Anleger ergeben sich daraus verschiedene Implikationen: Bei Entscheidungen unter Zeitdruck (etwa beim Day-Trading) läuft man am ehesten Gefahr, solchen Urteilsverzerrungen verstärkt zu unterliegen.

Des Weiteren sollten sich Anleger vor Investitionsentscheidungen über mögliche Quellen der Beeinflussung bewusst werden. Das Bewusstsein alleine reicht jedoch nicht aus. Anleger müssen nicht nur fähig, sondern auch motiviert sein, diese Einflüsse mental zu kontrollieren und auszugleichen.


Photoart_0046-MRZAndreas Hüsser promoviert aktuell am Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich (IPMZ). Seine Forschungsinteressen sind Medieneinflüsse auf Anlegerverhalten sowie die emotionale und kognitive Informationsverarbeitung von Anleger.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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