Christina_Bck_100Nach den jüngsten Krisenerfahrungen sollten Anleger nicht länger dem Herdentrieb von Indizes folgen, die sich einzig nach der Kapitalisierung richten, findet AXA-Strategin Christina Böck.

Christina Böck ist Head of Investment Solutions Switzerland bei AXA Investment Managers. Ihre Kolumne für finews.ch erscheint monatlich.

In den dreissig Jahren bis zur Jahrtausendwende boten praktisch alle Anlageklassen so hohe und regelmässige Renditen, dass Investoren bloss mit der Flut zu schwimmen hatten. Doch in den Krisen des letzten Jahrzehnts sind die Nachteile der klassischen Indizes so offensichtlich geworden, dass nun manche Anleger kapitalisierungsgewichtete Indizes in Frage stellen.

Kritik an den Indizes

So kritisieren sie bei Aktien-Indizes, dass die Gewichte durch die Aktienkurse mitbestimmt werden – das heisst, dass eine überbewertete Aktie im Index stark vertreten ist. Insbesondere beim Platzen der Internetblase im Jahre 2000 wurde dieses Phänomen deutlich.

Bei Obligationen-Indizes ist das Hauptproblem, dass von zwei ansonsten gleichen Unternehmen das stärker verschuldete ein grösseres Gewicht im Index erhält. Somit ist die durchschnittliche Kreditqualität im Index weniger gut, als sie ein vorsichtiger Investor in seinem Portfolio haben möchte.

Diese «Über-Repräsentation» stark verschuldeter Unternehmen oder Staaten hat in der Finanzkrise zu einer schlechten Performance klassischer Obligationenindizes geführt.

Kapitalisierung wichtig

Daher denken jetzt viele Investoren über alternative Anlage-Konzepte nach. Dabei sollten sie allerdings zwei Dinge klar trennen: Einerseits die Beobachtung und Messung der Performance eines Marktes allgemein, und andererseits die Art, in einen Markt zu investieren.

Für die Marktbeobachtung ist die Kapitalisierung weiterhin richtig: Sie bietet den Vorteil, dass die Berechnung transparent ist und grosse, von vielen Anlegern gehaltene Aktien im Index stark vertreten sind.

Ale Titel gleichgewichtet

So besehen sind diese Indizes auch höchst repräsentativ für den Gesamtmarkt. Ich bin fest davon überzeugt, dass die «guten alten Indizes», zu denen sowohl der Swiss Bond Index (SBI) für Obligationen als auch der Swiss Market Index (SMI) für Aktien gehören, weiterhin ihre Bedeutung behalten werden.

Auf Grund der eingangs erwähnten Nachteile diskutieren manche Fachleute mittlerweile aber auch eine Vielzahl alternativer Indizes. Beispielsweise solche, in denen alle Titel gleichgewichtet sind – oder die Gewichte so bestimmt werden, dass das Gesamtrisiko minimiert wird.

Ureigene Bedürfnisse erkennen

Natürlich hat jede Methode ihre Vor- und Nachteile, wahrscheinlich wird sich über die Zeit auch ein neuer Standard herausbilden. Doch in meinen Augen bietet sich nun eine gute Gelegenheit, seine ureigenen Bedürfnisse zu erkennen.

Ein Investor mit einem kurzen Investitionshorizont braucht Liquidität. Er kann folglich nicht auf Index-Typen setzen, in denen kleine, wenig liquide Titel genauso stark vertreten sind wie grosse Unternehmen.

Umschichtung kostet

Hat der Investor hingegen einen längeren Investitionshorizont, so nimmt die Bedeutung des Risiko-Rendite-Verhältnisses zu. Auch die Grösse ist wichtig: Ein grosser Investor kann Länder nicht gleich gewichten – die Märkte der kleinen Länder könnten diese Nachfrage nicht absorbieren!

Ein weiteres Problem kann der Bedarf an regelmässiger Umschichtung sein: Durch die Marktbewegungen variieren die Gewichte der Titel, die man am Anfang einer Periode zum Beispiel gleichgesetzt hat. Also sind Transaktionen nötig, um wieder auf gleiche Gewichte zu kommen. Hierdurch können die Kosten schnell ins Immense steigen.

Abschied von der Herde

So bleibt festzuhalten, dass das «Aufwachen» die Gelegenheit für Investoren sein sollte, über die eigentlichen Bedürfnisse nachzudenken und diese beim Anlegen klar umzusetzen – anstatt der Herde und den kapitalisierungsgewichteten Indizes zu folgen.


Christina_Bck_PortraitChristina Böck (Bild) bildete sich an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster zur Diplom-Kauffrau aus, bevor sie einen Master in Management (Finance) an der H.E.C. in Paris erlangte.

Nach verschiedenen Praktika war sie ab 1994 bei der Dresdner RCM Gestion in Paris tätig. Später wechselte sie zur Allianz-Pimco-Gruppe, wo sie vier Jahre im Asset Management (internationale Anleihen) arbeitete.

Zu AXA Investment Managers in Paris stiess sie im April 2001. Seit März 2007 arbeitet Christina Böck in Zürich als Head of Investment Solutions Switzerland und ist dabei unter anderem für das Team CHF Fixed Income verantwortlich.

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