In der Schweiz werde man umdenken müssen, erklärt Bankierpräsident Patrick Odier, und laut Botschafter Jacques de Watteville stehen nicht alle Anliegen hierzulande mit denjenigen der Banken in Einklang.

Sergio_Ermotti_1Die Veränderungen, denen die Schweizer Finanzbranche ausgesetzt ist, sind enorm. Dies zeigt sich immer deutlicher und unterstreicht gleichzeitig, mit welchen fundamentalen Problemen die Banken noch auf Jahre hinaus konfrontiert sind.

Zusätzlich erschwerend erweist sich dabei, dass die Geldbranche in der Politik derzeit kaum Gehör findet. «Unser Wort hat leider nicht viel Gewicht. Die Politik geht auf Distanz zu uns», sagt UBS-CEO Sergio Ermotti (Bild links) am Wochenende in der «Sonntagszeitung».

Populistische Politiker

Die Banken, so Ermotti weiter, würden von populistischen Politikern rechter und linker Couleur gerne als Prügelknaben missbraucht. Als Folge fliesse Geld aus der Schweiz ab. «Viele Kunden wollen ihr Vermögen von der Schweiz weg auf andere Finanzplätze wie Singapur, London oder Miami diversifizieren», sagte Ermotti.

Vor diesem Hintergrund und mit der Einführung der Abgeltungssteuer werde die Schweiz über die kommenden Jahr bis zu 25 Prozent ihrer Vermögen verlieren, prognostiziert der Chef der grössten Schweizer Grossbank und schätzt weiter, dass rund 20 Prozent der Job, also 20'000 Arbeitsplätze verloren gehen werden.

Versteuerte Gelder sind mobil

Alfredo.GysiAuch aus Sicht des Verbands der Auslandsbanken in der Schweiz (VAS), der am vergangenen Freitag seine 40. Generalversammlung in Lugano abhielt, stehen die grossen Veränderungen in der Bankenlandschaft noch an. Im Zentrum stehe dabei die Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Finanzplatzes, betonte Verbandspräsident Alfredo Gysi (zweites Portrait von oben): «Versteuerte Gelder sind mobil. Sind die Rahmenbedingungen nicht attraktiv, fliessen die Vermögen ab.»

Die unmissverständliche Botschaft des VAS-Präsidenten unterstreicht klar, unter welchem Druck sich der hiesige Finanzplatz mittlerweile befindet. Die Schweiz übe bis heute zwar eine gewisse Anziehung auf ausländische Banken aus, so Gysi weiter. Ob aber die Schweizer Grundwerte Stabilität, Dauerhaftigkeit und Zuverlässigkeit auch in Zukunft bestehen würden, hänge je länger je mehr von der Positionierung im internationalen Wettbewerb ab.

Alle werden umdenken müssen

Patrick_Odier_1Dass im Bankenland Schweiz inzwischen ein anderer Wind weht, räumte auch der Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg), Patrick Odier (drittes Portrait von oben), am letzten Freitag ein. Die Vielfalt des Finanzplatzes in einer Stimme zusammenzufassen, das sei die grosse Herausforderung sowohl zu Hause als auch im Ausland, sagte der Genfer Privatbankier.

Vor diesem Hintergrund betonte Odier, wie wichtig die Verhandlungen mit dem Ausland seien, um die Wertschöpfung des Finanzplatzes von rund 10 Prozent des Bruttoinlandprodukts auch in Zukunft zu sichern. «Alle werden umdenken müssen: Banken, Behörden, Kunden und Mitarbeiter», so der Bankierpräsident.

Nicht immer im Einklang mit den Banken

Watteville_3Welchen Graviatationskräften die Banken hierzulande ausgesetzt sind, unterstrich schliesslich auch der Schweizer Botrschafter Jacques Watteville (Bild unten). Er betonte in Lugano, dass der Finanzplatz zwar 10 Prozent zur Wertschöpfung betrage, aber andere bedeutende Wirtschaftszweige auch ihre Anliegen hätten. Und diese stünden nicht immer mit jenen der Banken im Einklang.

Die grosse Herausforderung für die Regierung liege darin, diese Vielfalt in einer Stimme zusammenzufassen, so de Watteville.

Gegenkampagne der Branche

Viel Gegenwind erhielten die Schweizer Banken in den letzten Wochen, zumal Finma-Chef Patrick Raaflaub die Eigenmittelanforderungen an die Banken weiter anheben will. Vor diesem Hintergrund läuft denn auch eine massive Gegenkampagne der Branche, wie finews.ch bereits berichtete.

 

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