Um sich möglichst unbefangen im Web 2.0 und auf sozialen Plattformen zu bewegen, müssten die Banken zuerst intern einen Kulturwandel zulassen.

Peter-KaufmannVon Peter Kaufmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter Kommunikation, Schweizerische Bankiervereinigung

Swatch, Bally, Migros, Nestle und auch Victorinox: fast alle grossen Schweizer Firmen und Marken sind auf Social-Media-Plattformen präsent – vor allem bei Facebook.

Auch die vielen KMUs in der Schweiz nutzen die neuen Kommunikationskanäle, von der Gärtnerei Bachmann in Wiesendangen bis zur Bäckerei Lyner in Winterthur machen sie erste Schritte auf Facebook oder sind schon voll dabei.

Nur die Banken scheinen sich mit den sozialen Netzwerken sehr schwer zu tun. In schöner Regelmässigkeit erscheinen Studien, welche eines ums andere Mal zum Schluss kommen, dass die Schweizer Banken im Internet zu den Schlusslichtern gehören. Die neuste in dieser Reihe ist die «Social-Media-Studie Privatbanken 2012» von Assetinum.

Tücken im Alltag

Über die Gründe dafür lässt sich trefflich spekulieren, wie dies zum Beispiel die «NZZ» machte oder auch dieser Blog mit Bezug auf deutsche Banken. Ein oft gehörtes Argument lautet dabei, dass die Firmenkultur von Banken halt traditionell eher auf Vertraulichkeit ausgerichtet sei und die Finanzbranche es darum schwerer hätte als andere Branchen, sich an die transparente und Dialog-orientierte Welt der Social Media anzupassen.

Anders ausgedrückt: Um sich unbefangen im Web 2.0 und auf sozialen Plattformen zu bewegen, müssten die Banken zuerst intern einen Kulturwandel zulassen. Da könnte etwas dran sein, wenn man bedenkt, dass eine grosse Schweizer Bank zwar auf fast allen wichtigen Social-Media-Plattformen präsent ist, es aber bei der gleichen Bank nicht möglich ist, eine Adressänderung per Kontakformular auf der E-Banking-Plattform zu melden.

Bankiervereinigung übernimmt Vorreiterrolle

Natürlich ist eine solche Öffnung mit Unsicherheiten und möglicherweise auch mit Risiken verbunden, aber die technische Entwicklung wird uns alle irgendwann dazu zwingen.

Bei der Schweizerischen Bankiervereinigung haben wir uns entschlossen, diesen Technologie- und Kulturwandel behutsam aber konsequent anzugehen. Seit fast zwei Jahren sind wir bei Twitter aktiv und seit Januar bei Facebook, und auch unsere Mitarbeiter haben am Arbeitsplatz Zugang zu den erwähnten Kanälen.