Wie sich die Branche mit der Finanzkrise verändert hat, werde besonders gut an jenen Ländern sichtbar, die viele Firmen im Finanzsektor hätten, sagt Ray Soudah.

Ray_Soudah_500_2

Ray Soudah ist Gründer der Beratungsfirma MilleniumAssociatesIm zweiten Beitrag einer dreiteiligen Serie (Teil 1) auf finews.ch erörtert er die Situation und den Ausblick für Unternehmensfusionen und Übernahmen in Grossbritannien.

Kaum stand früher eine halbwegs anständige Firma zum Verkauf, bekundeten Dutzende potenzieller Käufer ihr Interesse und unterbreiteten anständige Angebote. Brancheninterne Käufer lieferten sich dabei einen erbitterten Wettbewerb gegen Management-Teams mit Private Equity-Unterstützung oder staatliche Investitionsfonds.

Inzwischen ist die Profitabilität der meisten Marktteilnehmer signifikant gesunken. Viele konnten sich nur dank der international geschaffenen Liquidität vor der Verlustzone retten.

Notleidende Verkäufer

Vor diesem Hintergrund haben in jüngster Zeit einige Institute den Besitzer gewechselt, wie beispielsweise die Firma Williams de Broë, die infolge der Übernahme ihrer Muttergesellschaft, dem Brokerhaus Evolution Group, an Investec überging.

Die Integration in das Vermögensverwaltungsgeschäft des neuen Besitzers bot sich zwar an, stellte jedoch faktisch das Beispiel eines notleidenden Verkäufers dar, der sich aus dem Finanzsektor zurückzieht.

Angespannte Lage

Ein anderes Beispiel ist der Verkauf von Quilter an die Private Equity-Gesellschaft Bridgepoint Capital. Es ist das dritte Mal in zehn Jahren, dass Quilter von seinen Eigentümern auf Grund von deren sich scheinbar laufend ändernder Auslandsausrichtung aufgegeben wurde.

Ich erwarte in den kommenden Monaten weitere Verkäufe, wobei viele auf die angespannte Lage der jeweiligen Verkäufer zurückzuführen sein werden; sei es, dass es sich um ausländisch beherrschte Unternehmen handelt, die sich auf ihr Kerngeschäft rückbesinnen, anstatt auf ihre Tochterfirmen mit Fokus Grossbritannien.

Synergiepotenzial nützen

Oder sei es, dass es sich um Töchter von ausländischen Unternehmen handelt, die auf Grund ihres eigenen Kapitalbedarfs ihre internationalen Aktivitäten zurückfahren.

Schliesslich werden einige britische Firmen, die im Inland an zu geringen Volumina und Nachfolgeproblemen leiden, ihre Aktien gegen die eines anderen eintauschen, um vom Synergiepotenzial eines Zusammenschlüsse profitieren können.

Wer sind die Käufer?

Soviel ist klar: Es wird eine Reihe von Transaktionen geben, von denen einige auch schon am Laufen sind. Die meisten davon werden eher Verkäufer-getrieben sein und nicht umgekehrt.

Nur, wer sind die Käufer? Manche Private Equity-Firmen werden versuchen, Nutzen aus der Tatsache zu ziehen, dass nun weniger brancheninterne Käufer auf dem Markt sind. Und sie werden versuchen, ihre unterinvestierten Mittel einzusetzen und lohnende Investitionsziele suchen, beruhend auf der Einschätzung, dass die derzeit niedrigen Bewertungen vorübergehend sind und es Konsolidierungs-Chancen geben wird.

Nur grosse Namen

Einige ausländische Käufer werden versuchen, ihre Präsenz in London auszubauen und aufzuwerten, aber dies werden Einzelfälle bleiben.

Staatliche Investitionsfonds wiederum werden nur von grossen Namen angezogen, wie zum Beispiel Coutts – falls diese Firma je offiziell zum Verkauf stehen sollte. Folglich werden die meisten Transaktionen klein bleiben, und in erster Linie zu Gunsten des Personals mit Kundenkontakt verlaufen, das mit starken Anreizen eingebunden werden muss, um die erworbenen Kundenvermögen zu behalten.

Verlust an Attraktivität

Es ist auch zu erwarten, dass eine Reihe von Firmen zum Verkauf kommen wird, weil deren Aktionäre den britischen Markt, der bis vor kurzem noch als attraktiv galt, aufgeben wollen. So ändern sich die Zeiten.

Für Aktionäre ist es nicht wirklich die beste Zeit zum Verkaufen. Doch die wichtigsten Mitarbeiter wird es nicht berühren, da sie weiter gut entlöhnt werden. Denn letztlich sind es die Kunden und/oder die neuen Inhaber, die ihre hohen Vergütungen und Halteprämien finanzieren.


Ray_Soudah_150x150Ray Soudah zählt zu den vielseitigsten Bankexperten, die aus der Schweiz heraus tätig sind. Der gebürtige Zypriote absolvierte die Harvard Business School sowie die französische Business-Schule Cedep, bevor er Anfang der siebziger Jahre eine steile Karriere in der Finanzwelt einschlug. Er hatte leitende Funktionen bei der Citigroup und Montagu inne.

Von 1998 bis 2000 arbeitete Soudah als Managing Director im UBS Private Banking. Dort gründete und leitete er das Team für strategische Unternehmensakquisitionen und war dabei Mitglied des Executive Board der Private-Banking-Sparte.

Im Mai 2000 machte sich Soudah selbständig und gründete die Millenium Associates, ein Beratungsunternehmen für M&A-Aktivitäten auf globaler Ebene. Dabei konzentriert sich Soudah mit seiner Firma auf Finanzinstitutionen der Private-Banking-, Vermögensverwaltungs- und allgemein der Finanzbranche.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.62%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.48%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.37%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.24%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.29%
pixel