Tiefe Zinsen: An der Risikoschraube zu drehen, mag verlockend sein. Doch in Krisenzeiten ist das gefährlich, findet Reto Tarreghetta von Swisscanto.

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Von Reto Tarreghetta, Mitglied der Geschäftsleitung der Swisscanto Gruppe

Wer seine Gelder auf verschiedene Anlageklassen verteilt und damit seine Risiken diversifiziert, stellt an die einzelnen Anlageklassen ganz bestimmte Erwartungen. Bei den flüssigen Mitteln, zu denen auch die Geldmarktpapiere gezählt werden, stehen die schnelle Verfügbarkeit und möglichst tiefe Risiken im Vordergrund.

Geldmarktanlagen können dazu dienen, Mittel vorübergehend zu «parkieren», bis sich eine andere Anlagemöglichkeit ergibt. Nicht hohe Renditen, sondern der Kapitalerhalt ist somit der wichtigste Zweck von Geldmarktanlagen.

Kurze Laufzeiten

Welche Papiere sind überhaupt dem Segment Geldmarkt zuzuordnen? Ein wichtiges Kriterium ist die Laufzeit, da Anleger diese Gelder bei Bedarf relativ schnell abrufen wollen. Als Geldmarktpapiere werden deshalb in der Regel Titel mit einer Laufzeit von weniger als einem Jahr bezeichnet.

Wer in den Geldmarkt investieren will, hat die Wahl zwischen verschiedenen Formen. Unter anderen sind dies:

  • Certificates of Deposit (CD):

Dies sind von Banken emittierte Inhaberpapiere, die deshalb auch als verbriefte Bankeinlagen bezeichnet werden. Die Laufzeiten dieser Papiere bewegen sich zwischen 30 Tagen und 5 Jahren. Im Vergleich zu Termineinlagen haben Certificates of Deposit den Vorteil, dass sie an der Börse handelbar sind.

  • Floating Rate Notes:

Die variable Verzinsung ist das Merkmal dieser Papiere. Es handelt sich um Anleihen, deren Zinssatz mit einem bestimmten Referenzzinssatz wie etwa dem Libor verbunden ist und an diesen auch periodisch angepasst wird. Dies geschieht in der Regel alle drei oder sechs Monate. Bei Floating Rate Notes handelt es sich somit um zinsindexierte Titel. Eine besondere Eigenschaft dieser Titel ist das vorzeitige Kündigungsrecht durch den Emittenten.

  • Treasury Bills (T-Bills):

Dies sind Schuldverpflichtungen des amerikanischen oder des britischen Staates in Form eines Wechsels. Die Titel werden in abgezinster Form emittiert und bei Verfall zum Nennwert zurückgezahlt.

  • Euro-Commercial Papers (ECPs):

Damit beschaffen sich Banken und andere Unternehmen kurzfristiges Kapital am Markt. Es wird kein Coupon gezahlt, sondern die Titel werden meistens mit einem Abschlag emittiert und der Wert steigt dann bis zum Nennwert am Verfalltag. Die Verzinsung der ECPs richtet sich in der Regel nach einem Referenzzinssatz wie beispielsweise dem Libor.

Zu hoher Preis für etwas mehr Rendite

Bei einem weiterhin tiefen Zinsniveau sind die Erträge von Geldmarktanlagen so gering, dass sie real, also nach Abzug der Inflation, sogar leicht negativ sein können. Dies gilt zurzeit für Papiere von erstklassigen Schuldnern.

Um auch in der gegenwärtigen Situation mit Geldmarktpapieren mehr Rendite zu erzielen, sind deshalb verschiedene Anbieter von Geldmarktfonds höhere Risiken eingegangen.

Steigendes Zinsrisiko

Dies kann grundsätzlich auf zwei Arten geschehen: Entweder durch Anlagen in Papiere mit längeren Laufzeiten, was die durchschnittliche Laufzeit des ganzen Portfolios erhöht. Damit sind zwar höhere Erträge möglich, gleichzeitig steigt aber das Zinsrisiko nach dem Grundsatz: Je länger die Laufzeit eines Papiers, desto grösser der Verlust im Fall einer allgemeinen Zinserhöhung.

Die zweite Art der Renditesteigerung ist die Auswahl von Titeln tieferer Qualität. Schuldner mit einem tieferen Rating müssen naturgemäss höhere Zinsen zahlen. Im Gegenzug steigt dafür das Risiko von Ausfällen. Möglich ist auch, beides zu kombinieren, um auf diese Weise eine Mehrrendite zu erzielen. Was bei Obligationenfonds angebracht ist, weil auf diesem Markt mehr Volatilität herrscht und damit die Chancen auf Kursgewinne höher sind, gilt nach Einschätzung von Swisscanto nicht für einen Geldmarktfonds.

Gerade in schwierigen Marktphasen wie während der Finanzkrise zwischen 2007 und 2009 oder in der andauernden Staatsschuldenkrise zeigen die Erfahrungen, dass sich solche Risiken nicht lohnen.

Unübliche Verluste

Ein Beispiel: Im Herbst 2008, als die Finanzkrise ihren Höhepunkt erreichte, erlitten auch einzelne Geldmarktfonds unübliche Verluste, die auf eine riskantere Strategie zurückzuführen waren. Die vom Finanzinfomationsdienst Lipper erfassten Geldmarktfonds in Schweizer Franken erzielten in jenem Jahr eine durchschnittliche Performance von 1,05 Prozent.

Der entsprechende Fonds von Swisscanto kam auf 1,90 Prozent. Auch eine Analyse der Performance- und Risikokennzahlen während der letzten drei Jahre hat gezeigt, dass die Swisscanto Geldmarktfonds gegenüber der Vergleichsgruppe zwar tiefere Renditewerte, aber eben auch weniger Risiken in Form von Wertschwankungen aufweisen.

Konservativer Ansatz

Swisscanto hat langjährige Erfahrungen im Management von Geldmarktpapieren, wurden die ersten Fonds doch bereits 1991 auf den Markt gebracht. In sämtlichen Fondsportfolios beträgt die durchschnittliche Laufzeit höchstens ein Jahr. Somit wird sichergestellt, dass das Zinsrisiko sehr gering bleibt.

Die Portfolios sind zudem in Bezug auf Emittenten, Sektoren und Anlageformen (Certificates of Deposit, Euro-Commercial Papers etc.) gut diversifiziert. Hinzu kommen Vorgaben, wonach ein Titel, dessen Qualität unter eine bestimmte Einstufung der Ratingagentur Moody's fällt, sofort zu verkaufen ist.

Verwirrend für Anleger

Im Zuge der neuen europäischen Richtlinien von CESR (Committee of European Securities Regulators), die auch die Geldmarktfonds genauer definieren, haben verschiedene Anbieter ihre Geldmarktfonds neu positioniert und umbenannt in «Liquidity Funds», «Short-Dated Bond Funds» oder «Money Funds».

Aus Sicht der Anleger ist dies verwirrend, denn all diese Produkte gehören weiterhin der Vergleichsgruppe Geldmarktfonds an, auch wenn ihre Risiken markant grösser sind als jene konservativ gemanagter Fonds. Swisscanto hält bei den Geldmarktanlagen an der konservativen Anlagestrategie bezüglich Zins- und Kreditrisiken fest.

Kapitalerhalt als oberstes Ziel

Die Erfahrungen von über 20 Jahren mit verschiedenen Zinszyklen und Wirtschaftskrisen zeigen, dass Kapitalerhalt das oberste Ziel von Geldmarktfonds bleiben sollte. Anleger, die im gegenwärtigen Zinsumfeld deutlich höhere Renditen anstreben, müssen auch entsprechend höhere Risiken eingehen.

Absolute-Return-Fonds oder Corporate-Bond-Fonds können dafür geeignete Lösungen sein.

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