In einer Serie unterhalten sich Christian Katz, CEO der SIX Swiss Exchange, und Claude Baumann von finews.ch über brisante Themen aus der Finanzwelt.

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Herr Katz, was beschäftigt Sie dieser Tage?

Im Zusammenhang mit der Euro-Krise besorgt mich die hohe Arbeitslosigkeit in vielen Ländern. Dies ganz im Gegensatz zur Schweiz. Zu denken gibt mir dabei vor allem die Jugendarbeitslosigkeit in den südeuropäischen Staaten. Es sind beunruhigende Werte, die wir da sehen: 31 Prozent in Italien, 35 Prozent in Portugal sowie mehr als 50 Prozent in Griechenland und Spanien.

Was leiten Sie daraus ab?

Solche Arbeitslosenquoten bergen ein enormes Konfliktpotenzial, das in der laufenden Krisen-Diskussion vernachlässigt wird. Oder anders gesagt: Die Euro-Krise ist nicht nur ein wirtschaftliches und finanztechnisches Thema, sie mutiert zunehmend auch in ein soziales Drama. Letztlich laufen wir Gefahr, dass in Europa eine neue «lost generation» – also eine verlorene Generation – heranwächst.

Was wäre nötig, um eine solche Entwicklung abzuwenden?

Es darf keinesfalls soweit kommen, dass die jungen Leute nicht mehr wissen, was sie mit dem Tag anfangen sollen. Die betroffenen Länder sollten rasch Projekte aufsetzen, vor allem im Bereich von Bau und Unterhalt von Infrastruktur, um jugendliche Arbeitslose in die Wirtschaft zu integrieren. Die Behörden sollten ein Signal aussenden, dass sie nicht bereit sind, die Jugendarbeitslosigkeit hinzunehmen. Sie birgt zu viel Zündstoff.

Die Schweiz konnte sich bisher etlichen Problemen entziehen, die von der Euro-Krise herrühren. Nun erwächst aber aus der im September letzten Jahres beschlossenen Anbindung des Franken an den Euro eine zunehmend gehässigere Kontroverse. Ist die Kritik an der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und der Euro-Untergrenze angebracht?

Bis jetzt hat die SNB die Frankenstärke erfolgreich bekämpft und die negativen Auswirkungen durchaus abfedern können.

Allerdings zu einem hohen Preis, wie dieser Tage bekannt wurde. Allein im Mai waren dafür 65 Milliarden Franken nötig. Könnte dieses Vorgehen auf die Dauer nicht extrem gefährlich werden für die Schweiz?

Ich gebe Ihnen Recht, dass die Entwicklung an den Devisenmärkten im Mai extrem war. Und Währungsschwankungen sind ein starker Indikator von Makro-Krisen. Das illustriert auch die Tatsache, dass der Euro gegenüber dem Dollar im letzten Monat über 5 Prozent an Wert verloren hat. Das ist viel. In diesem Umfeld haben manche Marktteilnehmer auch die Euro-Untergrenze zum Franken erstmals spürbar getestet. Entsprechend musste die SNB substanziell reagieren. Klar ist auch, dass dies mit einem gehörigen Risiko einher geht. Das wird auch kurzfristig so bleiben.

Nochmals, soll die SNB an der Euro-Untergrenze festhalten?

Wie am Stammtisch zum Fussball scheinen im Moment viele Leute eigentliche Nationalbank- respektive Währungsexperten zu sein. Ich persönlich möchte mich da raushalten. Es ist nicht meine Aufgabe, der SNB Tipps zu geben. Wichtig ist, dass die Nationalbank ihre Unabhängigkeit wahren kann und diese auch unterstreicht, besonders wenn der Druck im In- und Ausland noch zunimmt. Nur eine unabhängige Notenbank kann die beste Garantin für eine kohärente und erfolgreiche Geldpolitik sein.

Ein kürzlich lancierter Lösungsansatz geht dahin, dass die SNB sukzessive die Euro-Untergrenze aufgibt. Offenbar soll die chinesische Notenbank ein solches Vorgehen bereits erfolgreich gewählt haben, um ihre Währung aufzuwerten.

Vergleiche mit China finde ich schwierig – aus mehreren Gründen: Erstens ist der Renminbi keine frei konvertible Währung, zweitens gibt es daher noch keine offenen Kapitalmärkte in China und drittens, last but not least, ist die chinesische Notenbank nach westlichem Verständnis nicht wirklich unabhängig von der Zentralregierung. In der Schweiz ist sie das und muss auch als solche respektiert werden.


Christian_Katz_Portrait_qChristian Katz leitet innerhalb der SIX Gruppe den Geschäftsbereich Swiss Exchange. Dieser betreibt die Schweizer Börse SIX Swiss Exchange sowie das Joint-Venture Scoach, die europaweit erste spezialisierte Börsenorganisation für strukturierte Produkte. Zudem verantwortet er den europäisch führenden Indexanbieter STOXX, sowie die Swiss Fund Data.

Vor seinem Eintritt Anfang 2009 führte der 44-jährige Christian Katz das Representative Office von Goldman Sachs in der Schweiz, wo er sich auf das institutionelle Aktien- und Aktienderivatgeschäft fokussierte. Zuvor war er acht Jahre für J.P. Morgan Chase tätig.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.3%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.92%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.37%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.63%
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