Es riecht verdächtig: Gestern Donnerstag liess die Nationalbank die Aktie der Credit Suisse purzeln. Davor gab es regen Handel mit Put-Optionen. Die SNB reagiert.

credit.suisse.mittel«Kommen Bad News von der Credit Suisse?», fragte der Börsenkolumnist des «Tages-Anzeigers», François Bloch, bereits am Mittwoch in seiner Zeitungsspalte.

Ihm war eine ungewöhnlich hohe Nachfrage nach Put-Optionen auf CS-Aktien aufgefallen: Besonders gefragt seien Wertpapiere, mit denen bis auf zum Optionsverfall von heute Freitag auf einen Kurszerfall der Grossbankaktie gewettet wurde.

Ein besonders grosses Handelsvolumen beobachtete er in den Verkaufsanrechten mit Ausübungspreis von 19 Franken.

Am Donnerstag kam es dann tatsächlich zum Schlag: Der Kurs der CS-Aktie stürzte um über 10 Prozent auf 17 Franken ab. Vorangegangen war eine präzedenzlose Aufforderung des Nationalbankpräsidenten, Thomas Jordan, an die Adresse der Bank, ihr Verluste absorbierendes Eigenkapital noch dieses Jahr per Kapitalerhöhung markant zu stärken.

Gut für Optionen-Käufer, schlecht für die Aktionäre

Eine vorderhand schlechte Nachricht für die bestehenden CS-Aktionäre. Diese reagierten umgehend und schickten den Kurs mit Verkäufen auf Talfahrt.

Die von Bloch beobachteten Put-Käufer waren schneller gewesen und konnten sich hingegen freuen. Der Verdacht liegt nahe, dass Insider ein Schnäppchen gemacht hatten. Immerhin hatte die SNB bereits am Montag ausgewählte Journalisten über ihre Einschätzungen im Rapport zur Finanzmarktstabilität vorinformiert – und dabei wurden auch die Warnungen an CS und UBS zum Thema. Rund 25 Medienvertreter erhielten damals die relevanten Informationen.

Auch die Grossbanken selber seien – mit Sperrfristhinweis – vorab informiert worden. Die CS erfuhr obendrein durch anfragende Journalisten, dass sich etwas zusammenbraute. Kurz: Die börsenrelevante Information war bereits zu Wochenbeginn in erheblichem Umfang gestreut. Zumindest in gewissen Kreisen.

Wir haben es doch schon 2011 gesagt...

Die Nationalbank nimmt denn auch inzwischen Stellung: Seit mehreren Jahren präsentiere man Vorabinformationen für Journalisten zum Finanzstabilitätsbericht, teilt die Institution auf Anfrage mit. Die entsprechenden Informationen seien jeweils mit einer Sperrfrist bis zur Medienkonferenz der SNB versehen. Diese Sperrfrist sei bisher immer eingehalten worden.

Aber, so die SNB-Stellungnahme weiter: «Diese Informationspraxis wird einer Überprüfung unterzogen werden.»

Im weiteren habe man bereits im Finanzstabilitätsbericht 2011 bemerkt, dass bei den beiden Grossbanken ein weiterer Aufbau von verlustabsorbierenden Kapital notwendig sei: «Schon in den bisherigen Ausgaben der Finanzstabilitätsberichte sind differenzierte Aussagen zu den beiden Grossbanken gemacht worden», so die SNB heute.

Die Schweizer Börse will sich erst zu möglichen Verstössen gegen Börsenregeln äussern, wenn sie eine offizielle Untersuchung eröffnet.

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