Christina_Bck_100Darlehen sind die sicherste Komponente in der Kapitalstruktur einer Firma. Darum seien sie auch eine attraktive Anlagemöglichkeit, findet Christine Böck, von AXA Investment Managers.

In der Vergangenheit wurden die meisten Darlehen von Banken vergeben, aber über die letzten dreissig Jahre – dank sei der Disintermediation – haben die Banken ihre Darlehens-Portfolios immer weiter reduziert und so anderen Investoren Platz gemacht.

Und da diese Instrumente auf keinem organisierten Markt gehandelt wurden, war es schwierig, sie zu handeln. Aber die aktuelle Krise und die Entwicklung der Regulierung (Basel III, etc.) beschleunigen nun die Disintermediation dramatisch.

Geringe Ausfallquoten

Somit erscheinen die europäischen und auch schweizerischen Behörden mittlerweile bestrebt, Darlehen zugänglicher zu machen. In diesem Umfeld eröffnen sich für Investoren attraktive Opportunitäten.

Die Charakteristika von Darlehen im Sinn von Sicherheit und Performance entsprechen den Bedürfnissen von institutionellen Kunden gut. Die Ausfallquoten waren noch nie so gering, und auch ihre ökonomische Performance dürfte sich auf Grund des momentanen Standes im Wirtschaftszyklus noch weiter verbessern – trotz Volatilität der Märkte.

In schwierigen Zeiten sicher

Die in der Vergangenheit realisierte Performance ist der von Hochrendite-Anleihen recht ähnlich. Hinzu kommt, dass Darlehen meist an physische Aktiva adossiert sind, was bei Ausfall dafür sorgt, dass man einen grossen Teil seines Geldes zurückerhält.

In den Vereinigten Staaten sind Darlehen schon eine eigene Anlageklasse – und sollten es auch in Europa werden. In den USA machen sie so einen grossen Teil des Zinsmarktes aus. Die Stabilität und die Liquidität des Sekundärmarktes erlauben es, die assoziierten Risiken in dynamischer Art und Weise zu verwalten.

Attraktives Risiko-Rendite-Verhältnis

Diese Marktaktivität hat mittlerweile eine recht hohe, tägliche Liquidität geschaffen. Damit ist der amerikanische Markt viel reifer als der europäische Darlehensmarkt und bietet ein attraktives Risiko-Rendite-Verhältnis, vergleichbar mit Hochrendite-Anleihen und besser als Aktien.

Die hauptsächlichen Investoren sind momentan noch Institutionelle, die in diesen Markt durch Fonds oder auch durch CLOs (Collateralised Loan Obligations) investieren. Amerikanische Versicherungen halten knappe 10 Prozent ihrer Bilanzen in diesen Aktiven (in der Eurozone liegt dieser Teil bei 1 Prozent, in der Schweiz wahrscheinlich irgendwo zwischen diesen beiden Werten).

Den Obligationen vorrangig

Aber auch die amerikanischen Kleininvestoren sind hier schon unterwegs und nutzen Darlehensfonds fast wie Geldmarktfonds.

Warum sollte man sich nun für Darlehen interessieren? Einmal hat die Krise von 2008 gezeigt, dass diese Instrumente doch recht liquide und vor allem in der Performance robust sind. Auf Grund der Position von Darlehen in der Bilanz der Unternehmen (vorrangig vor Obligationen) komplettieren sie sich sehr gut mit Kreditanleihen.

Anlageklasse auf dem Vormarsch

Ausserdem sind Darlehen durch ihre Vertragsklauseln und den hohen Teil der Betreibung noch sicherer. Die gute fundamentale Situation amerikanischer Unternehmen bei gleichzeitig hoher Volatilität der Märkte macht die Bewertung von US-Darlehen momentan besonders attraktiv.

Auf längere Sicht bin ich überzeugt, dass sich dieses Phänomen auch in Europa weiter entwickeln wird, wo die Banken ja auch massiv ihre Bilanz verkürzen müssen – dann wird diese Anlageklasse auch hierzulande für Privatinvestoren eine weite Verbreitung finden.


Christina_Bck_PortraitChristina Böck (Bild) bildete sich an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster zur Diplom-Kauffrau aus, bevor sie einen Master in Management (Finance) an der H.E.C. in Paris erlangte.

Nach verschiedenen Praktika war sie ab 1994 bei der Dresdner RCM Gestion in Paris tätig. Später wechselte sie zur Allianz-Pimco-Gruppe, wo sie vier Jahre im Asset Management (internationale Anleihen) arbeitete.

Zu AXA Investment Managers in Paris stiess sie im April 2001. Seit März 2007 arbeitet Christina Böck in Zürich als Head of Investment Solutions Switzerland und ist dabei unter anderem für das Team CHF Fixed Income verantwortlich.

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