Automatische Handelssysteme, die Trends verfolgen, feiern eine Renaissance, sagt Christoffer Dahlberg, Managing Director von Estlander, zu finews.ch.

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Herr Dahlberg, wie hat sich die Hedge-Fund-Industrie in den letzten Jahren entwickelt?

Das Umfeld ist für Hedge-Funds allgemein schwieriger geworden, aber vor allem für Dach-Fonds. Seit 2008 haben Strategien, die keine grosse Korrelation mit den Märkten aufweisen und über eine hohe Liquidität verfügen, an Gewicht gewonnen. Meines Wissens gibt es keine Strategie, die diesen Anspruch so gut erfüllt wie Managed Futures.


«Wir können den ganzen Fonds in 48 Stunden liquidieren»


Was heisst das konkret für den Anleger?

Sie können das Risiko ihres Portfolios diversifizieren und absichern, indem sie in Managed Futures investieren. Über 20 Jahre haben wir mit unseren Fonds eine jährliche Rendite von 12 Prozent erreicht bei einer sehr tiefen Korrelation zu traditionellen Märkten.

Zudem bieten wir tägliche Liquidität. Wir handeln mit Futures, einem der liquidesten Instrumente, die es gibt. Im Notfall könnten wir den gesamten Fonds innerhalb von 48 Stunden liquidieren – natürlich mit entsprechenden Abstrichen.

Bei Managed Futures läuft fast der ganze Handel computerisiert ab. Was steht hinter Ihrem Anlagesystem?

Unsere Gründer waren Optionenhändler und haben während mehreren Jahren immer wieder beobachtet, wie menschliche Faktoren den Markt beeinflussten. Auch wir wissen, dass Menschen auf unterschiedlicher Weise Informationen aufnehmen und diese verarbeiten.


«Wir müssen Ereignisse erkennen, die eine historische Relevanz haben»


Das bedeutet, dass sich Trends im Markt entwickeln. Wenn es einem gelingt, diese Muster zu definieren, kann man daraus ein Computerprogramm generieren, das diesen Trends folgt.

Welche Rolle spielt da noch der «Humanfaktor»?

Unsere Trader haben eine Überwachungsfunktion. Interessanter sind die Portfolio-Manager, die gleichzeitig auch Research betreiben. Sie entwickeln Modelle, indem sie neue Faktoren und deren Einfluss auf die Märkte erkennen. Ihre Aufgabe ist es, jene Ereignisse auszumachen, die sozusagen eine «historische» Relevanz haben.

Wie geht ein solches Programm mit neuen Informationen um?

Wir erhalten täglich über 20'000 Datenpunkte, die automatisch vom System verarbeitet werden und schliesslich, anhand vorprogrammierter Entscheidungspunkte Investitionen auslösen. Was die einzelnen Manager über gewisse Marktsituationen denken, ist dabei irrelevant, da ihre Entscheidungen nichts mit dem Anlageprozess zu tun haben.


«Das Ur-Verhalten des Menschen wird sich nicht ändern»


Wie lange geht es, bis Ihre Systeme einen Trend erkennen?

Trends werden unterschiedlich schnell erkannt und wir halten dann unsere Positionen im Schnitt 30 bis 35 Tage. Dies bedeutet, dass man keine drei- bis viermonatigen Trends braucht, um Geld zu verdienen. In gewissen Trends sind wir nur einige Tage drin, in anderen mehrere Monate.

Wie schätzen Sie die Marktsituation heute ein?

Vor einem Jahr hatten wir ein sehr schwieriges Umfeld. Wir beobachteten Trends, die sich während einiger Tage entwickelten, bis dann ein Politiker mit seinen Aussagen den Markt beeinflusste und der Trend abbrach. Kein Wunder, dass dann sofort die Stimmen der Pessimisten da waren, die behaupteten, dass es nun keine Trends mehr gebe. Wir sind jedoch überzeugt, dass es auch weiterhin Trends geben wird, denn das Ur-Verhalten der Menschen wird sich nie ändern.


Christoffer Dahlberg ist seit mehreren Jahren mit Schwerpunkt Hedge-Fonds in der Fondsbranche tätig. Im Jahr 2003 zog er als Mitbegründer einer unabhängigen Gesellschaft nach Zurich, die Single Fonds und Dachfonds für institutionelle Investoren in der Schweiz und Skandinavien vertrieb. In dieser Funktion lancierte er den ersten kommerziellen europäischen Mikrofinanz-Fonds. Vor seinem Eintritt bei Estlander & Partners 2011, war er als Head of Nordic Institutional Investors bei der Union Bancaire Privée (UBP) tätig.


Estlander & Partners verfügt als Commodity Trading Advisors (CTA) über verschiedene Fonds und Managed Accounts. Das Unternehmen verwaltet Vermögen von rund einer Milliarde Dollar und beschäftigt in Helsinki, Vaasa, München und Zürich mehr als 50 Mitarbeiter. Das Research erfolgt am Hauptsitz in Vaasa, während die europäische Kundenbeziehungen von Helsinki und Zürich aus koordiniert werden.

Mit seinem Research direkt aus Finnland heraus verfügt das Unternehmen gemäss eigener Einschätzung über zwei Vorteile: Erstens verhilft die enge Zusammenarbeit mit finnischen Hochschulen zu neuen, innovativen Ideen in der Finanzanalyse und zweitens ist Estlander & Partners nicht dem Brain-Drain der grossen Finanzzentren wie London ausgesetzt. Dies führt dazu, dass die Estlander-Angestellten ihrem Arbeitgeber vergleichsweise lange treu bleiben.

 

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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