Er wurde schon als Jetsetter, Lebemann und Internet-Zampano bezeichnet. Nun wird er VR einer Bank. Patrick Liotard-Vogt über seine Pläne mit der Sallfort Privatbank.

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Herr Liotard-Vogt (Bild oben), die Medien bezeichnen Sie als Lebemann, Jetsetter, Swiss Mogul oder als Internet-Zampano. Das alles ist nicht besonders schmeichelhaft.

Solche Beschreibungen sind natürlich sehr einseitig. Doch ich weiss, woher sie kommen. Da meine Investments bisher stark im Unterhaltungssektor angesiedelt waren, hat man mich ausschliesslich mit dieser Welt assoziiert. Das ist natürlich völlig falsch, weil es die harte Arbeit, die nichts mit all den Partys zu tun hat, ausblendet.

Ein Vorwurf lautet, dass Sie mit dem goldenen Löffel im Mund zur Welt gekommen sind und nun einfach mit der grossen Kelle anrühren.

Zugegeben, ich lebe mein Leben in vollen Zügen. Ich bin gern an schönen Orten und mit spannenden Leuten zusammen. Aber es ärgert mich, dass sich die meisten Medien nur dafür interessieren und nicht, was es bedeutet, beispielsweise eine Firma in New York zu kaufen, viermal im Monat dorthin zu jetten, um den Turnaround hinzukriegen und neue Geschäfte anzubahnen.


«Knochenarbeit ist zu wenig glamourös»


Das ist Knochenarbeit und offenbar zu wenig glamourös in einer Erfolgsstory. Darum wird es ausgeblendet.

Nun werden Sie Verwaltungsrat einer kleinen, diskreten Schweizer Privatbank. Kann das gut gehen mit Ihrem Image?

Ich schaue mir die Privatbanken-Szene schon seit einiger Zeit an und habe in den letzten zwei Jahren sogar erwogen, eine eigene Bank zu gründen. Ich habe mir auch diverse Dossiers angeschaut. Doch am Ende kam ich zum Schluss, dass das ganze Prozedere viel zu aufwändig ist und vor allem zu lange dauert. Dann kam die Sallfort Privatbank.

Erzählen Sie.

Die Sache wurde via Mike Baur (ab Oktober Leiter Private Banking bei der Sallfort Privatbank) an mich herangetragen, der ein guter Freund ist. Mir wurde bewusst, dass sich in der Schweizer Bankbranche in den letzten Jahrzehnten wenig verändert hat – wir nun aber vor einem epochalen Wandel stehen. Es wächst eine neue Generation an Kunden heran, die andere Bedürfnisse und Anforderungen hat. Das sehe ich bei mir.

Inwiefern ticken Sie anders?

Mike Baur und ich haben in unserer Freizeit über Monate hinweg Konzepte erarbeitet, wie man das Geschäft anders gestalten könnte. Dabei stellten wir fest, dass jede Privatbank auch nur mit Wasser kocht und austauschbare Dienstleistungen anbietet.


«Die Sallfort Privatbank hat noch die richtige Grösse»


Dabei ist das Banking ein «People's Business», bei dem jeder Kunde Individualität und etwas Besonderes erwartet. Darüber haben wir uns Gedanken gemacht...

...und sind zum Schluss gekommen...

...dass die Sallfort Privatbank noch die richtige Grösse besitzt, um echte Innovationen reinzubringen. Wir können mit dem CEO und Mitbesitzer Johannes Barth reden, und wenn er unsere Ideen gut findet, werden sie schnell umgesetzt und nicht nach Monaten wie bei grossen Banken.

Und was sind das für Ideen?

Next-Generation-Desks fürs Community-Banking oder Social-Media-Innovationen für die Kunden.

Können Sie das auch ins Deutsche übersetzen?

Als Kunde will ich nicht nur 08/15-Finanzprodukte kaufen, sondern ich will eine Bank als Plattform nutzen, um mit relevanten Leuten und Unternehmern zusammen zu kommen und um einzigartige Deals zu strukturieren.


«Kunden wollen einen emotionalen Bezug zur Bank haben»


Dafür bin ich auch bereit, etwas zu zahlen. Ich will mit Unternehmern, die so denken wie ich, beispielsweise in der Mongolei oder in Brasilien investieren und Club-Deals anbahnen. Das hat bis jetzt keine Bank geschafft.

Ihre Visionen wirken immer noch etwas luftig. Könnten Sie Ihre Pläne weiter konkretisieren?

Ok, ein konkretes Beispiel: Von der Bank kriege ich jeweils einen Quartalsauszug. Das ist gut so. Doch künftig will ich das Ganze interaktiv auf meinem Laptop oder Tablett haben, mit Content angereichert und Informationen über die Firmen, in die ich investiert bin. Wir Menschen wollen einen emotionalen Bezug haben, zu allem, was wir tun. Das gilt auch im Banking.


«Das Bankgeheimnis ist dem Untergang geweiht»


Ich habe auch schon Ideen, wie wir das realisieren können, über Content-Delivery-Strukturen, Plattformen und Connectivity. Das Bankgeheimnis ist dem Untergang geweiht, in einigen Jahren wird jeder Kaugummi, den wir irgendwo auf der Welt kaufen, registriert sein, so dass Sie auf neue Geschäftsmodelle im Banking angewiesen sind. Das Modell der Bank als Hort, um Geld zu verstecken und dadurch hohe Margen zu generieren, hat ausgedient. Das alles wird über Communities ablaufen. Banken werden nicht länger in «abgedunkelten» Räumen herumwerkeln können.

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Herr Barth (Bild), passen Herr Liotard-Vogts Image und seine Denkweise zur diskreten Sallfort Privatbank?

Sie werden lachen, aber wir hatten intern lebhafte Diskussionen diesbezüglich, vor allem nach einem Online-Bericht zur Verpflichtung von Herr Liotard-Vogt , der unfair und vor allem schlecht recherchiert war.

Was war denn falsch?

Die Familie Barth ist nicht im Getreide- sondern im Hopfenhandel tätig, ausserdem vertrete ich bereits die 8. und nicht die 3. Generation der Familie. Alles Fakten, die leicht unserer Website zu entnehmen gewesen wären.

Liotard-Vogt: Völlig irrsinnig ist die Behauptung, wonach die Sallfort Privatbank meine Community-Plattform «ASMALLWORLD» kaufen wolle. Ich habe keine Ahnung, woher solche Informationen stammen. Entgegen der Behauptung des Autors läuft auch keine einzige Betreibung gegen mich (ein aktueller, blanker Betreibungsauszug liegt der finews.ch-Redaktion vor).


«Diese Behauptungen sind an den Haaren herbeigezogen»


All diese Behauptung sind an den Haaren herbeigezogen. Dass über mich gemunkelt wird, ist – wie eingangs erwähnt – völlig klar. Doch nur Negatives über mich zu berichten, das nicht stimmt, ist, gelinde gesagt, schon etwas mühsam.

Herr Barth, nochmals, passen Herr Liotard-Vogts-Image und seine Denkweise zur kleinen, diskreten Sallfort?

Natürlich ist es eine Gratwanderung. Als Privatbank sind wir selbstverständlich absolut seriös und diskret, wie sich das im Private Banking gehört. Doch heutzutage kommt man allein damit keinen Schritt weiter. Wenn wir uns differenzieren wollen, dann müssen wir vermehrt die nächste Generation ansprechen. Mit anderen Worten: Wir wollen weg vom Image des verstaubten Bankers und neue Persönlichkeiten entwickeln.

Und Herr Liotard-Vogt ist der Prototyp?

Herr Liotard-Vogt ist einer, der nicht den ewig gleichen Weg geht. Also nicht einfach die HSG absolviert, ein UBS-Internship macht, dann Auslandpraktika in London oder New York, mit dreissig eine Hermès-Krawatte trägt und ab vierzig Vize-Direktor ist. Wir wollen fantasievoller, spritziger sein, und Leute beschäftigen, die sich in der Welt unternehmerisch bewegen und gut vernetzt sind.

Herr Liotard-Vogt, wie hoch ist Ihre Beteiligung an der Sallfort Privatbank?

Das sagen wir nicht. Sie ist aber hoch genug, dass es spannend wird, wenn wir erfolgreich sind, und sie ist gleichzeitig so hoch, dass es mir weh tut, wenn es nicht aufgeht.


«Wir wollen unsere Kundengelder verdoppeln»


Johannes Barth: In unserer Firmengeschichte, die bis ins Jahr 1794 zurückreicht, ist es das erste Mal, dass wir einen Drittaktionär aufnehmen. Wir wollen uns öffnen, als Reaktion auf die fundamentalen Veränderungen in der Schweizer Finanzbranche. Natürlich stehen wir auch weiterhin für die «alte Welt des Private Banking». Doch in den nächsten Jahren sollen junge, vermögende Kunden rund 30 Prozent unserer Klientel ausmachen.

Was heisst das in Zahlen ausgedrückt?

In den nächsten zwei bis drei Jahren wollen wir uns unsere verwalteten Kundendepots auf rund 3 Milliarden Franken verdoppeln. Um dieses Ziel zu erreichen, wollen wir auch personell noch stark wachsen. Derzeit beschäftigen wir 32 Personen.


«Vor allem in Zürich suchen wir noch Leute»


Vor allem in Zürich wollen wir noch ein gutes Dutzend Leute einstellen, entweder durch eine Akquisition oder über die Anwerbung einzelner Mitarbeiter.

Akquisition heisst also, eine andere Bank zu kaufen?

Absolut. Das ist eine Möglichkeit.

Was ist der Stand der Dinge?

Aktuell läuft einiges im Markt. Es ist unruhig, vor allem bei den unabhängigen Vermögensverwaltern, angesichts der verschärften regulatorischen Vorschriften der Finma. Aber auch kleinere Finanzinstitute müssen mit ihrer Cost-/Income-Ratio kämpfen. Wenn es da zu einem Schulterschluss kommt und man die Synergien nützt, ergeben eins und eins schnell einmal drei.

Ist die Sallfort Privatbank von den veränderten Rahmenbedingungen nicht tangiert?

Doch, tangiert schon. Aber wir stellen uns dieser Herausforderung und nehmen diese Challenge auf.

Was suchen Sie für Leute in Zürich?

Da kann ich bei Herrn Liotard-Vogt anknüpfen: unternehmerische Menschen, Banker, die noch Spass haben an ihrem Job haben und über den Tellerrand hinaus denken. Leute auch, die eine gute Kundenbasis haben und neue Ideen einbringen. Teamplayer statt Einzelkämpfer.


«Ich will rasche Antworten»


Patrick Liotard-Vogt: Leute, die die Extrameile gehen für den Kunden, lösungsorientiert und schnell denkend. Ich hasse es, wenn die Dinge dauern. Ich will rasche Antworten. Wir müssen unsere Grösse, die klein ist, ausnützen, um einen Top-Service mit kurzen Entscheidungswegen zu bieten. So können wir uns profilieren.

Sie besitzen die beiden Community-Plattformen «ASMALLWORLD» und «The World's Finest Clubs»; zudem haben Sie sich vor bald drei Jahren mit einer Investorengruppe an Diners Club (Schweiz, Deutschland, Liechtenstein, Frankreich, Benelux, Monaco) beteiligt. Was haben Sie in diesem Kontext mit Sallfort vor?

Es gibt allerhand Synergien, besonders zwischen Diners und Sallfort. Sie können davon ausgehen, dass wir schon in den nächsten Monaten eine Diners-Karte für die Sallfort-Kunden lancieren werden, als Einstieg. Mehr will ich vorläufig nicht sagen, da ich keine überhöhten Erwartungen schüren will.


«Da bietet sich ein enormes Potenzial für Sallfort»


Das Gleiche gilt für «ASMALLWORLD». Die Plattform hat weltweit 750'000 Mitglieder, die ein Durchschnittseinkommen von je 440'000 Dollar im Jahr und rund 1,8 Millionen Dollar pro User an Bankable Assets haben. Klar, dass das ein enormes Potenzial für Sallfort bieten könnte.

Kritiker werfen Ihnen vor, mit Ihren Internet-Plattformen gar kein Geld zu verdienen. Sind das nicht schlechte Voraussetzungen, um mit der grossen Kelle anzurühren?

Hier muss man aufpassen: Ich mache «Early-early-early-stage-investing», das will heissen, ich bin schon bei der Gründung von Firmen dabei und gehe so durch alle Hochs und Tiefs dieser Start-Ups. Kein Zweifel, dass es ein paar Unternehmen nicht schaffen werden. Andere entwickeln sich normal, ein paar super. So läuft das in diesem Geschäft, auch ich bin kein Mr. Perfect.

Nochmals, verdienen Sie Geld oder legen Sie drauf?

Bis jetzt hatte ich Glück. Ich habe noch nie eine Firma in den Sand gesetzt. Doch dieser Zeitpunkt wird kommen, ganz klar. Ich bin 28 Jahre alt, ein Private-Equity-Investment läuft drei bis fünf Jahre.


«Ich arbeite relativ viel»


In der heutigen Zeit vielleicht sogar noch länger. Ich weiss nicht, was bis dahin sein wird. Wenn etwas bachab geht, werde ich der Erste sein, der hinsteht und das zugibt. Da können Sie sicher sein.

Wie viele Investments halten Sie aktuell?

38.

Worauf achten Sie, wenn Sie in eine Firma investieren?

Auf den Initianten, den Gründer und CEO. Oft ist das eine Person. Mich interessiert hauptsächlich der Mensch. Natürlich müssen die Geschäftsideen Sinn machen, aber in erster Linie muss ich mich mit dem Menschen verstehen.


«Ich will den Wandel begleiten»


Ich muss mit ihm ein Bier trinken gehen und ihn nach Hause einladen können. Ich arbeite relativ viel, auch wenn das in den Medien nicht unbedingt rüber kommt – ein Arbeitstag hat für mich oftmals 18 Stunden – und darum will ich mein Leben mit interessanten Leuten verbringen, von denen ich auch etwas lernen kann.

Haben Sie überhaupt Zeit für Sallfort?

PLV_qPrimär ist dieser Job ein VR-Mandat. Natürlich habe ich viele Ideen, aber manche davon werden höchst wahrscheinlich rasch aus Compliance Gründen abgeschmettert werden. Darum möchte ich mich à fonds ins Bankgeschäft einklinken, um es von Grund auf zu verstehen. Ich werde zwar kein Büro nehmen, aber möglichst viele Ressourcen freimachen, um oft in die Bank zu kommen. Ich will den Wandel in die nächste Generation begleiten. Auf diesen Challenge freue ich mich.


Der 28-jährige Patrick Liotard-Vogt hat nach dem Besuch der Sekundarschule in Stäfa und nach einem zweijährigen Aufenthalt im Institut le Rosey in Rolle berufsbegleitend das Handelsdiplom erworben. An der privaten Hochschule für Wirtschaft in Zürich hat er mit dem Bachelor of Arts in Business Administration FH abgeschlossen. Er ist ein erfolgreicher Early-Stage-Investor und ist unter anderem Mehrheitsaktionär und Verwaltungsratspräsident der ASMALLWOLD Capital AG und The World's Finest Clubs AG.

Der 42-jährige Johannes T. Barth ist Mitinhaber und Leiter der Geschäftsführung der Sallfort Privatbank AG sowie Mitglied des Verwaltungsrates der Barth Fruit AG und Verwaltungsratspräsident der Firmen AG Joh. Barth & Sohn und Bunita Holding AG. Er hält einen Master of Law der juristischen Fakultät Basel und war viele Jahre im internationalen Handel und Private Banking im In- und Ausland tätig.

 

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.3%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.9%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.38%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.63%
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