Bock_Christina_Foto-2102«Es gibt Themen, die nicht aus der Mode kommen», sagt die Anlageexpertin Christina Böck von AXA Investment Managers. Hierzu gehöre die Debatte, ob man aktiv oder passiv anlegen soll.

Christina Böck ist Head of Investment Solutions Switzerland bei AXA Investment Managers. Ihre Kolumne für finews.ch erscheint monatlich.

Das heisst, ob man einem Portfoliomanager die Chance lassen soll, selbst die Titel auszuwählen, um zum Beispiel eine Benchmark zu übertreffen, oder ob man schlicht in die Benchmark investieren soll, etwa durch indizierte Fonds.

Hinzu kommt ein sehr grosses Kostenbewusstsein – sicher im Prinzip richtig, aber mittlerweile verzichten institutionelle Kunden lieber auf Fonds, die über lange Jahre kontinuierlich gute Outperformance von zum Beispiel 1 Prozent geliefert haben, nur um drei Basispunkte Gebühren zu sparen. Geht man da nicht zu weit?

Unhaltbare Voraussetzungen

Für passives Anlegen wird gerne die moderne Portfoliotheorie herangezogen: Vereinfacht sagt diese, dass die Finanzmärkte effizient sind in dem Sinne, dass die Preise alle verfügbaren Informationen enthalten und dass es langfristig das Beste ist, das den Markt repräsentierende Portfolio zu halten. Diese Voraussetzungen sind allerdings nicht haltbar, und zwar aus einer Vielzahl von Gründen, von denen ich hier nur einige anführen möchte.

Aber es gibt sehr wohl Portfoliomanager, die kontinuierlich und über sehr lange Fristen ihre Benchmarks schlagen. Hierbei gilt klar eine Regel: Je kleiner, segmentierter und illiquider ein Markt, desto grösser der Anteil der Portfoliomanager, die ihren Index schlagen. Und auch bei Ansicht der KGAST-Performancetabellen sind doch über die längeren Historien immer wieder die gleichen Fonds ganz oben anzutreffen.

Ungeduldige Investoren

Die Ineffizienz zeigt sich auch in der Bildung von Momentum und Blasen. Gründliche, fundamentale Analyse braucht seine Zeit braucht, um Früchte zu tragen. Neueste Recherche zeigt, das in Zwischenperioden Innovationen in den Finanzmärkten (etwa die Internet-Welle 2000) derart die Aufmerksamkeit und die Anlagegelder anzieht, dass die fundamental «guten» Titel zurückbleiben.

Ein Aspekt der Ineffizienz liegt nun gerade im Verhalten institutioneller Investoren: Sie werden ungeduldig und kündigen ihre Mandate mit den Fundamentalanalysten, um es nun doch «der Mode nachlaufend» anzulegen. Wodurch sie die Bewegung noch verstärken und die Innovationen bis zur Blasenbildung überteuern. Bis es nicht mehr geht...

Gefährliche Wechsel

Institutionelle möchten sehr lange Performancenachweise sehen, oft mindestens fünf Jahre, bevor sie sich für einen Portfoliomanager entscheiden. Das ist auch richtig so! Wenn sie sich dann entscheiden, entscheiden sie sich oft auch für einen Anlagestil, und dieser kann zu Zeiten weniger gute Resultate liefern.

In diesem Moment der Unterperformance entsteht eine Asymmetrie: Hier hat kaum ein Investor die Geduld, die Phase durchzustehen, sondern kündigt sein Mandat nach sehr kurzer enttäuschender Periode. Wissenschaftlich belegt ist mittlerweile, dass er beim Wechsel aber dann meist an einen Portfoliomanager gerät, dessen schlechte Phase gerade erst beginnt. Zum Beispiel weil dieser ein Momentum genutzt hat, dass gerade nun zu Ende geht.

Konsequenz tut Not

Die Mühe der Suche nach dem guten, aktiven Manager lohnt sich, aber Konsequenz tut Not: Die vorher bekannten Nachteile müssen vorübergehend akzeptiert werden, um die Ernte auf lange Sicht einzufahren. Der kommerzielle und politische Druck auf Institutionelle ist hier ein grosses Hindernis: eine Pensionskasse sollte langfristig ihre Rendite maximieren und die Portfoliomanager auswählen, und nicht quartalsweise oder auch nur jährlich durch Publikationen von Performance und Deckungsgrad unter Druck stehen.

Aber will man gegen Transparenz sein? Die Quadratur des Kreises!


Bock_Christina_210Christina Böck (Bild) bildete sich an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster zur Diplom-Kauffrau aus, bevor sie einen Master in Management (Finance) an der H.E.C. in Paris erlangte.

Nach verschiedenen Praktika war sie ab 1994 bei der Dresdner RCM Gestion in Paris tätig. Später wechselte sie zur Allianz-Pimco-Gruppe, wo sie vier Jahre im Asset Management (internationale Anleihen) arbeitete.

Zu AXA Investment Managers in Paris stiess sie im April 2001. Seit März 2007 arbeitet Christina Böck in Zürich als Head of Investment Solutions Switzerland und ist dabei unter anderem für das Team «CHF Fixed Income» verantwortlich.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.57%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.15%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.71%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.3%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.27%
pixel