Welche Chancen bieten sich den Vermögensverwaltungsbanken heute noch? finews.ch sprach mit Christian Rahn vom Zürcher Traditionshaus Rahn & Bodmer.

Christian.Rahn

Herr Rahn, Ihre Bank ist einzig in der Vermögensverwaltung tätig. Wie setzt sich Ihr Kundenkreis zusammen – gesprochen in Nationalitäten?

Als traditionelle Zürcher Privatbank betreut Rahn & Bodmer viele Kundinnen und Kunden, die in der Schweiz domiziliert sind. Aufgrund der diversen regulatorischen Veränderungen der letzten Jahre ist die Zahl der in der Schweiz ansässigen Kunden gestiegen. Neben dem Schweizer Markt, der anzahl- wie auch vermögensmässig über 50 Prozent ausmacht, sind unsere historischen ausländischen Kernmärkte unter anderem Deutschland, England, Holland und Österreich.


«Die Schweiz ist gross genug»


Akquirieren Sie auch in China und Indien, zwei Länder mit mittlerweile einer hohen Zahl sehr vermögender Personen? 

Aufgrund der Vorschriften betreffend die Erbringung von grenzüberschreitenden Finanzdienstleistungen können wir in diesen beiden Ländern nicht aktiv tätig sein. Aber wir sind überzeugt, dass mit der heutigen Unternehmensgrösse und der klaren Spezialisierung auf das Private Banking unser Hauptmarkt Schweiz genug gross ist, um in der Akquisition von Neukunden erfolgreich zu sein. Auch ist die Konkurrenz in den attraktiven Wachstumsmärkten mindestens so intensiv wie hierzulande.

Wie reagieren Ihre deutschen Kunden auf den politischen Druck in Deutschland? Sind sie wegen der zum Teil gehässig geführten Auseinandersetzung nervöser geworden?

Sehr viele Kunden, die in Deutschland ihr Domizil haben, deklarieren ihr Vermögen bei uns seit Beginn der Bankbeziehung, oder sie sind unserem Rat gefolgt und haben ihre Vermögenswerte offengelegt. Die geführten Gespräche gestalteten sich immer sehr sachlich. Die Kundschaft nimmt unsere Empfehlungen oft an, auch weil wir viele Kundinnen und Kunden seit Jahren betreuen und beraten. Die aktuelle Finanzmarktkrise und hohe Unsicherheit in den Euroländern, wie auch die globale wirtschaftliche Entwicklung, machen unserer Kundschaft und uns wesentlich stärkere Sorgen als der Druck seitens einiger Regierungen.


«Wir ermuntern die Kundschaft schon seit Jahren zur Selbstdeklaration»


Der Begriff «Weissgeldstrategie» ist in aller Leute Mund. Wie hat Ihre Bank diese Strategie umgesetzt? Wie kann Ihre Bank auch die letzten Zweifel auszuräumen?

Rahn & Bodmer hat klare Neugeldrichtlinien, welche die Rückweisung von ausländischem unversteuertem Vermögen vorgeben. Zudem bauen wir seit Jahren unser Fachwissen für steuerliche Aspekte für in- und ausländische Kunden aus und stellen auch für viele ausländische Kundinnen und Kunden die Steuerunterlagen zusammen. Wir ermuntern die betroffene Kundschaft schon seit vielen Jahren zur Selbstdeklaration. Eine absolute Weissgeldpolitik, auch für bestehende Kundinnen und Kunden, würden auch wir spüren – aber viel weniger, als noch vor fünf Jahren. Die Partner von Rahn & Bodmer haben ein grosses Interesse daran, dass die Neugeldrichtlinien konsequent umgesetzt und durch interne Kontrollen geprüft werden.

Den Schweizer Banken wird von bestimmten politischen Kreisen in Deutschland unterstellt, sie würden unversteuerte Gelder unter anderem nach Singapur verschieben. Sehen Sie Anhaltspunkte, welche diese Behauptungen erhärten?


«Es gäbe keinerlei Anreiz, Kundenvermögen nach Singapur zu verschieben»


Rahn & Bodmer unterhält nur an der Talstrasse in Zürich Büroräumlichkeiten, das heisst, wir haben weder weitere Filialen in der Schweiz noch im Ausland. Schon daher gäbe es für uns keinerlei Anreiz dazu, Kundenvermögen nach Singapur zu verschieben. Ich kann mir auch nur schwer vorstellen, dass andere Banken dies aktiv getan haben. Es widerspräche auch getroffenen Vereinbarungen

Welche Zukunft räumen Sie den auf die Vermögensverwaltung spezialisierten Schweizer Banken ein? Welches sind die Stärken, die diese in die Waagschale werfen können respektive müssen?

Die Vermögensverwaltung wird immer eine wichtige Dienstleistung bleiben. Vor allem in unsicheren Zeiten ist eine persönliche Beratung in einem gepflegten Geschäftsmodell gesucht. Das Geschäft soll risikobewusst geführt werden, und man soll den erarbeiteten Stärken treu bleiben. Sicherheit, langfristige Betreuung, Bonitäts- und Serviceüberlegungen werden für die Kundschaft noch mehr ins Zentrum rücken.


«In der Schweiz gibt es grosses Fachwissen für das internationale Investieren»


Mit welchen Argumenten versuchen Sie Bankkunden zu überzeugen, dass eine Schweizer Bank wie die Ihre die bessere Wahl ist als eine Bank in Singapur?

Grundsätzlich stellt sich zuerst die Frage, was die Bedürfnisse und Erwartungshaltung des potentiellen Kunden sind. Für die Schweiz spricht sicher, dass in unserem Lande das Vermögensverwaltungsgeschäft seit Generationen mit Erfolg betrieben wird. Die hohe Professionalität, die starke Währung, die Rechtssicherheit, die politische Stabilität, die gute Servicedienstleistung sowie eine herausragende Ausbildung der Mitarbeitenden sind Merkmale von Schweizer Banken. Auch stellen wir immer wieder fest, dass in der Schweiz ein grosses Fachwissen für das international diversifizierte Investieren vorhanden ist.

Nachdem die Bank Sarasin verkauft worden ist und wohl in Bälde von der Börse verschwinden wird, stellt sich die Frage, wie sich die Bankenszene in der Schweiz weiter verändern wird. Wie wird der Bankenplatz Schweiz in fünf, zehn Jahren Ihrer Ansicht nach aussehen?


«Für dass Privatbanking gibt es keine kritische Grösse»


Bezogen auf die Privatbanken erwarte ich nicht, dass es in den kommenden Jahren eine Zunahme von Privatbankiers gibt. Auch denke ich, dass es mit den bestehenden und sich abzeichnenden regulatorischen Änderungen zu einer Konsolidierung kommen wird. Für das Privatbanking gibt es, entgegen der immer wieder kolportierten Ansichten, keine kritische Grösse. Für Rahn & Bodmer ist es zentral, dass wir uns weiterhin auf das Privatbanking spezialisieren und unseren Stärken treu bleiben.

Eine Prognose zu machen, wie der Bankenplatz Schweiz in zehn Jahren aussieht, ist sehr schwierig. Eine wichtige Herausforderung ist es, dem nicht sehr guten Image der Banken entgegenzuwirken. Der in den Medien herumgereichte Typus des Abzockers und des Bonus-Jägers hat wenig mit der Realität eines Privatbankiers und den allermeisten Bankmitarbeitenden zu tun.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit eine Vermögensverwaltungsbank auch in zehn Jahren noch konkurrenzfähig bestehen kann?

Es braucht ein näheres Zusammenarbeiten der Behörden mit den Unternehmen, um unter anderem die sich abzeichnende Überregulierung zu unterbinden. Die Kundenberater müssen Zeit für Ihre Kunden haben und es sollten maximal 30 Prozent der Arbeitszeit für Compliance bezogene Administrativaufgaben aufgewendet werden. Auch ist es zentral, dass die Schweiz ein wettbewerbsorientierter, transparenter Finanzplatz ist, der für Stabilität und gute Reputation steht.

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