Der Schweizer Börsenexperte hält den Euro für ein Unglück. Europa werde mit viel Leid dafür bezahlen müssen – langfristig am Euro festzuhalten, sei am Ende teurer. 

«Die Politiker haben sich bei Einführung des Euro einer grossen Fantasterei hingegeben – dabei hätten sie besser die Geschichte von Währungsunionen studieren sollen.» So kritisiert der Schweizer Felix Zulauf die Euro-Einführung in einem Interview mit der renommierten «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».

Für Zulauf sei dies die «dümmste Entscheidung seit den Versailler Verträgen von 1919».

Es brauche keine hellseherischen Fähigkeiten, um das Ende der Währungsunion vorauszusehen, sondern gute Kenntnisse in Wirtschaftsgeschichte. Denn wirtschaftliche und kulturelle Unterschiede hätten in der Vergangenheit mit Blick auf die skandinavische Münzunion noch jede Währungsunion zu Fall gebracht, so Zulauf.

Europa ist geschwächt, zerstritten und gespalten

Der Vermögensberater einer Handvoll Superreicher erwartet, dass der Druck im Euroraum in den nächsten zwei Jahren auf Grund von wirtschaftlichen Schwierigkeiten deutlich zunehmen werde. Weil derzeit auch die Konjunktur in starken Ländern wie Deutschland erste Schwächen zeige, sei dies eine gefährliche Mischung, die zu einer neuen Eskalation der Krise führen könne, glaubt Zulauf.

Wenn der Euro zerbrechen würde, wäre das zwar kurzfristig sehr schmerzhaft, aber langfristig ein Segen für Europa. Den Euro künstlich zu erhalten, sei nämlich auf Dauer das viel grössere Unglück.

Staatsanleihen verkaufen

Zulauf empfiehlt sodann auch so genannte sichere Staatsanleihen zu verkaufen. Denn ihr Zinssatz würde durch Inflation und Kaufkraftverluste aufgefressen, so der Geldprofi.

Zudem seien die Renditen von Anleihen 30 Jahre lang nur gesunken, nun zeige der Trend für die nächsten Jahrzehnte in die entgegengesetzte Richtung. Stattdessen sollten Anleger längerfristig auf Sachwerte setzen, also auf Aktien und auf Gold.

Gold langsam wieder aufstocken

Der Moment zum Einstieg sei aber noch nicht gekommen. Zunächst gelte es abzuwarten, wie die Firmen die nächsten sechs bis zwölf Monate überstehen werden. So lange sollten Anleger einen Teil ihres Vermögens in Bargeld halten, empfiehlt Zulauf weiter.

Neben Aktien dürfe man aber im Falle einer lang andauernden Euro-Schwäche Gold nicht vergessen. «Der Goldpreis hat jetzt ein Jahr lang nachgegeben - nun ist der Zeitpunkt nahe, dass Anleger schrittweise wieder aufstocken können», meint Zulauf im Interview.

Krisenprophet Roubini

«Wer unkonventionelle Entscheidungen trifft, hat entweder grossen Erfolg oder grossen Misserfolg – im Moment der Entscheidung ist man allein, und die Kritik der Kunden wie der Mitarbeiter ist zunächst gross», sagt der ehemalige Leiter des Portfoliomanagements der UBS rückblickend auf seine bisherigen Erfolge. Er weiss wovon er spricht: Er hat sowohl den Börsencrash 1987 als auch die Internetblase ohne Verluste überstanden.

«Propheten werden in der Regel wenig geliebt. Da ist es mir ganz recht, dass andere diese Rolle für sich beanspruchen», antwortet Zulauf schliesslich auf die Bemerkung, dass heute eher der Ökonom Nouriel Roubini den Krisenprophet-Titel trägt.

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