Die Globalance Bank lanciert einen neuen Investmentansatz. Firmengründer Reto Ringger erklärt, wieso nachhaltige Investitionen bessere Chancen haben.

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Herr Ringger, Sie haben einen «Portfolio Footprint» entwickelt. Was ist das genau?

Unsere Methodik analysiert ein Portfolio nicht nur nach den bekannten wirtschaftlichen Faktoren, sondern berücksichtigt auch gesellschaftliche und ökonomische Risiken. So erhält der Anleger eine Übersicht über den «Fussabdruck» seines Portfolios und sieht auf jeder Position, wo er zusätzliche wirtschaftliche, ökonomische und gesellschaftliche Risiken eingeht.

Was bringt diese zusätzliche Bewertung konkret?

Es ergeben sich drei Hauptnutzen: Erstens wird die traditionelle Finanzanalyse durch wichtige gesellschaftliche und ökologische Indikatoren ergänzt. Zweitens werden zuvor nicht-transparente Risiken sichtbar gemacht und minimiert. Zum Dritten – und das ist weltweit neu – zeigt der «Portfolio Footprint» dem Anleger, welche Wirkung seine Geldanlagen in der Welt auslösen.


«Jede Anlage hat konkret auch eine Wirkung»


Eine Anlage bedeutet nicht bloss Rendite und Risiko, sondern hat konkret auch eine Wirkung. Und eine solche Wirkung kann positiv oder negativ sein. Das wollen wir durch unsere Methodik dem Kunden aufzuzeigen.

Was kann sich ein Kunde unter ökologischen und gesellschaftlichen Risiken vorstellen?

Diese Zukunftsrisiken sind in jeder Branche unterschiedlich. Die direkten ökologischen Risiken von Grossbanken beispielsweise sind im Vergleich mit anderen Branchen wie der Zement- oder Luftfahrtindustrie eher tief. Aufgrund der «too-big-to-fail»-Problematik ist jedoch der gesellschaftliche Footprint der Grossbanken sehr relevant und wird von uns als erhöhtes Risiko beurteilt.


«Wir wollen gesellschaftliche Risiken sichtbar machen»


Betrachtet man beispielsweise die grossen Energieversorger mit Aktivitäten im Kohleabbau, so sind sie steigenden ökologischen Risiken ausgesetzt. Im Bereich der CO2-Emissionen sind diese durch zunehmende Regulierungen oder CO2-Steuern steigenden finanziellen Risiken ausgesetzt, was einen grossen negativen Einfluss auf das Eigenkapital haben könnte. Solche gesellschaftlichen und ökonomischen Risiken wollen wir sichtbar und bewertbar machen.

Werden dadurch nicht bewisse Anlagebereiche systematisch ausgeschlossen?

Die Frage ist natürlich, wie man mit Investitionen mit negativem Footprint umgeht. Wertvoll ist zunächst, dass man sich dieser Risiken bewusst wird. Das ist meiner Meinung nach bereits ein grosser Schritt.

Wenn ein Anleger sich mit einer Investition im negativen Bereich befindet, kann er sich überlegen, ob er diesem Risiko ausgesetzt bleiben will, oder ob er die Anlage substituieren kann. Man muss daher nicht alles, was im negativen Bereich ist, gleich eliminieren.


«Wir müssen uns mit Knappheiten auseinandersetzen»


Sie investieren also nicht ausschliesslich in Unternehmen mit positivem «Footprint»?

Wir versuchen die Rendite eines Portfolios unter Berücksichtigung des Footprints zu optimieren. Wenn wir ein Investment mit geringeren ökologischen oder gesellschaftlichen Risiken tätigen können, tun wir dies selbstverständlich. Aber deshalb schliessen wir nicht gleich ganze Branchen aus.

Im Vergleich mit dem Swiss-Market-Index (SMI) schneidet Ihr nach «Portfolio Footprint» optimierter Index besser ab. Dies lässt sich aber nicht auf alle Anlagen übertragen. Wieso bringt ein optimiertes Portfolio trotzdem Mehrwert?

Eine Performance hat immer verschiedene Einflussfaktoren. Der Footprint kann einer dieser Faktoren sein. Insbesondere bei Unternehmungen, also Aktienanlagen kann dieser Einfluss substantiell sein. Wir leben in einer Welt, die sich auf Grund der demographischen Entwicklung mit Knappheiten auseinander setzen muss.

Daher spielen Themen wie Ressourcenknappheit, Energieknappheit eine immer grössere Rolle und haben auch zunehmend Einfluss auf die Bewertung von Unternehmen. Wenn man davon ausgeht, dass sich die Rahmenbedingungen weiter verschärfen, muss man diese Aspekte in eine langfristige Vermögensanlage integrieren.


«Anleger verlangen generell mehr Transparenz»


Ein optimiertes Portfolio ist nicht bloss für das gute Gewissen eines Investors gut?

Anleger verlangen generell mehr Transparenz bei ihren Investments. Das liefert die Footprint-Analyse. Zudem wollen immer mehr Anleger Rendite und Sinnhaftigkeit kombinieren und das ermöglicht diese Art des Investierens. Unser Ziel ist, dass ein optimiertes Portfolio stabiler für die Zukunft ausgerichtet ist und somit auch eine bessere Renditechance aufweist.

Nehmen Sie auch Kunden an, die nicht auf den «Footprint» achten wollen?

Selbstverständlich, aber unsere Anlagephilosophie beruht auf dem Gedanken, dass nachhaltige Unternehmen das bessere Investment sind. Auf Basis dieser Philosophie werden bei uns alle Portfolios verwaltet.

Wie sieht es bei Ihren verwalteten Vermögen aus? Was ist ihr mittel- bis langfristiges Ziel? Wie viel Vermögen soll nach dem Prinzip des «Portfolio Footprints» angelegt werden?

Wir sind nun ein Jahr im Markt und betreuen Assets im tiefen dreistelligen Millionenbereich. Unser Ziel ist, innert fünf Jahren den Break-Even mit Vermögenswerten zwischen 800 bis 900 Millionen Franken zu erreichen.


Reto_Ringger_2Reto Ringger ist Gründer und CEO der Globalance Bank. Zuvor lancierte er 1995 die SAM Group, welche er 2008 an die Robeco-Gruppe verkaufte. Unter seiner Ägide wuchs SAM zu einem der führenden Anbieter für nachhaltige Investments heran.

SAM legte 1997 den weltweit ersten Anlagefonds mit Fokus auf Sustainability-Investments auf. Später lancierte das Unternehmen in Kooperation mit Dow Jones den weltweit ersten Aktienindex für nachhaltige Anlagen. Im Jahr 2001 wurde der global erste Private-Equity-Fonds im Bereich Cleantech aufgelegt.

 

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.21%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
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  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.93%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.42%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.63%
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