Die Notenbanken öffnen die Schleusen: Diese Woche gabs Anschauungsunterricht, was das für Banken und Versicherungen heisst.

Die Bundestresorerie stockte diese Woche zwei bestehende Anleihen auf:

  • Eine mit einer Laufzeit bis 10. Juni 2015, mit der sie trotz einem Preis von fast 110,75 Prozent 656 Millionen Franken aufnahm.
  • Von der knapp 12-Jährigen mit Laufzeit bis 2024 zum Preis von 105,25 Prozent wurde hingegen nur für 278 Millionen Franken verkauft.

Wer sind diese Investoren?

Nach der Auktion stellt sich folgende Frage: Wer kaufte in derart grossem Stil Anleihen mit Negativrendite von -0,208 Prozent und einer knapp dreijährigen Laufzeit?

Laut einem beteiligten CS-Händler waren bei dieser Auktion viele ausländischen Investoren dabei.

Die Antwort von der Zürcher Kantonalbank lautet: «Interessant ist vor allem für die Investoren, die keinen Zugang zur Schweizerischen Nationalbank (SNB) haben.» Dort lässt sich Geld zumindest mit 0 Prozent Zins parkieren.

Auch Banken kaufen Bundesanleihen fürs eigene Buch

Doch auch Schweizer Banken würden ihr Geld immer öfter in kurzlaufende Bundespapiere stecken, weiss man beim Genfer Bondhandelshaus Bridport. Denn die SNB goutiere das Horten grosser Bargeldbestände auf ihren Konten immer weniger.

«Die Negativ-Verzinsung ist eine Art Versicherungsprämie, die die Investoren in Zeiten der allgemeinen Verunsicherung zu zahlen bereit sind», beobachtet man bei der Bundestresorerie.

Investoren rechnen mit längerer Phasse der Unsicherheit

Diese Investoren seien bisher schon als Käufer unter-einjähriger Bundespapiere aufgetreten, die schon länger eine Negativ-Verzinsung aufwiesen, erklärt ihr Leiter, Urs Eggenberger. Jetzt würden sie sich offenbar darauf einrichten, dass die Phase der Unsicherheit noch länger anhält.

Bei der Bundestresorerie gibt man sich jedoch unwissend, wer diese Investoren sind. Aufgrund der Marktsondierungen bei den marktmachenden Banken im Vorfeld spricht Eggenberger lediglich von einem «Marktbedürfnis», dem man ausgleichend entsprechen wollte.

Bundestresorerie bediente bisher vor allem die Versicherungen

«Wir haben unseren Schwerpunkt bisher 2012 auf die langen Laufzeiten gelegt. Dabei hatten vor allem die Bedürfnisse der Versicherungsunternehmen vor Augen. Damit wollten wir ihnen das Asset-&-Liability-Matching erleichtern. Die durchschnittliche Laufzeit der dieses Jahr emittierten Anleihen lag bei 19 Jahren.»

Natürlich sei das zugleich auch ein taktisches Vorgehen gewesen, meint der Leiter der Bundestresorerie, um von den sehr tiefen Zinsen lange zu profitieren.

Bundestresorerie will Situation nicht ausreizen

Warum der Bund die Situation nicht ausnützt, um die Preise noch mehr nach oben zu treiben, für die Sicherheit, die er bietet, erklärt Eggenberger mit der volkswirtschaftlichen Verantwortung, die der Bund letztlich trage. Beinflussen doch die in den monatlichen Auktionen festgelegten Preise als Referenzgrösse indirekt den gesamten Finanzmarkt.

So zeigt diese Auktion zweierlei: Das Bedürfnis nach ganz langen Laufzeiten scheint allmählich gesättigt. Oder umgekehrt gesagt: Die Furcht vor dem Wertverlust, wenn der Zins dann steigt, überwiegt auch bei immer mehr Versicherungsunternehmen und Pensionskassen. Da ihre langfristigen Garantien und Verpflichtungen höher sind als der Zins, den sie mit den langlaufenden Bundesanleihen erzielen können, wächst ihre Zurückhaltung.

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