Dass sämtliche Bildungs-Aktivitäten des Bundes jetzt zusammengefasst werden, irritiert viele. Zu Unrecht, befindet Matthias Wirth von der Bankiervereinigung.

mattthias_wirthMatthias Wirth ist Leiter Ausbildung der Schweizerischen Bankiervereinigung

Anfangs September hat das Volkswirtschaftsdepartement das Organigramm für das neue Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI veröffentlicht, welches sämtliche Bildungsaktivitäten des Bundes neu in einem Staatssekretariat eines einzelnen Departements zusammenfasst.

Verschiedene Kreise befürchten nun eine Schwächung der Berufsbildung. Dies auch aufgrund diverser Abgänge im Bundesamt für Berufsbildung und Technologie BBT, welches ab 2013 im neuen Staatssekretariat aufgehen wird.

Das Organigramm für das neue Staatssekretariat stellt eine Überraschung dar. Dass verschiedene bisherige Führungsleute des BBT ab Januar 2013 dem SBFI nicht mehr zur Verfügung stehen werden, ist im Grundsatz zu bedauern. Damit besteht die Gefahr, dass wesentliches Know-how aus der (bisherigen) Berufsbildung verloren geht. Gleichzeitig erachte ich die Entwicklung insgesamt jedoch auch als Chance für einen Neustart beziehungsweise eine Weiterentwicklung in der (Berufs-)Bildung, die es zu nutzen gilt.

Vielfältiges Engagement der Banken

Die Banken engagieren sich heute massgeblich auf allen Stufen des schweizerischen Bildungssystems: Jährlich starten rund 1'300 Absolventinnen und Absolventen der Sekundarschule eine duale Banklehre gemäss eidg. Berufsbildungsgesetz mit und ohne Berufsmaturität. Auch schliessen jährlich mehrere hundert Bankmitarbeitende berufsbegleitend eine eidgenössisch anerkannte höhere Fachausbildung oder ein Fachhochschulstudium erfolgreich ab. Darüber hinaus haben die Banken gemeinsam mit Bund und Universitäten das Swiss Finance Institute geschaffen, welches sich international äusserst erfolgreich mit der hochschulorientierten Forschung und Lehre im Bank- und Finanzbereich befasst.

Durch die Zusammenfassung der allgemeinen Bildung und der Berufsbildung einschliesslich höherer Berufsbildung zu einem einzigen Direktionsbereich «Bildung» des neuen Staatssekretariats wird es in Zukunft zum Beispiel leichter möglich sein, neue und kombinierte Wege in der Berufsbildung und Nachwuchssicherstellung zu lancieren.

 Berufsbildung und Allgemeinbildung sind keine Gegensätze

Ich bin überzeugt, dass gerade jene Wirtschaftsbereiche, welche auf hochqualifizierte Nachwuchsleute angewiesen sind, auch in der Berufsbildung auf innovative Lösungen nicht verzichten können. Gleichzeitig wächst mit der Bündelung auch die Chance, dass die Berufsbildung (Lehre, höhere Berufsbildung) und die Allgemeinbildung (Matura, Mittelschule, Hochschule) nicht länger als vermeintliche Gegensätze politisch und sachlich gegeneinander ausgespielt werden. Der vermeintliche Antagonismus Berufsbildung versus Allgemeinbildung hat die Bildungspolitik der letzten zwanzig Jahre geprägt, war aber im Endeffekt für beide Seiten wenig ergiebig und kaum zukunftsgerichtet. Eine vermehrt integrierende, systemische Betrachtung der Bildung kann helfen, produktivere Wege zu erkennen und zu begehen.

In diesem Sinne: Nutzen wir die sich bietende neue Chance im Bildungssystem Schweiz, überwinden wir Althergebrachtes und richten das Bildungssystem Schweiz an den Erfordernissen der nächsten fünf bis zehn Jahren neu und optimiert aus!