Jetzt nimmt das Geschäftsmodell der Zürcher Vermögensverwalter Metropol Partners Gestalt an. CEO Anthony Cagiati exklusiv im Gespräch mit finews.ch.

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Als die Credit Suisse (CS) im vergangenen Jahr beschloss, die Privatbankentochter Clariden Leu in den Konzern zu integrieren, war manchen Private Bankern schnell einmal klar, dass sie diesem Plan nicht folgen würden. Dafür arbeiteten sie zu lange in kleinen, unternehmerischen Einheiten, als dass sie sich fortan in einen Grosskonzern eingliedern würden.

Den Verantwortlichen der Credit Suisse war ebenfalls klar, dass nicht alle bisherigen Clariden-Leu-Mitarbeiter einem Wechsel ins Mutterhaus Folge leisten würden. Vor diesem Hintergrund war die Grossbank an pragmatischen Lösungen interessiert, die den Vorstellungen aller Beteiligten entsprächen. Unter diesen Prämissen ist Metropol Partners entstanden.

Mehr als 700 Jahre Bankenerfahrung

Anthony_Cagiati_2Metropol Partners ist nicht irgendein weiterer Vermögensverwalter auf dem Platz. Vielmehr vereinigt er die Crème de la Crème der früheren Senior Private Banker, die im Sold der Clariden Leu standen – in der Branche auch «Untouchables» genannt – sowie einige weitere, hoch erfahrene Leute von der Credit Suisse. Total sind es 35 Mitarbeiter, davon 15 Partner (hier die Liste), die am Aktienkapital von 3 Millionen Franken beteiligt sind.

«Insgesamt bringen wir mehr als 700 Jahre Bankenerfahrungen mit», sagt der gebürtige Amerikaner Anthony Cagiati (Bild), Initiant und CEO von Metropol Partners, der – wie seine wichtigsten Mitstreiter – auf eine mehr als 20-jährige Karriere bei Clariden Leu respektive der Credit Suisse zurückblickt.

Rund 1'000 Kunden mit 4 Milliarden Franken

Operativ geht Metropol Partners per Anfang Oktober 2012 an den Start. Das Unternehmen wird zunächst gut 4 Milliarden Franken an Vermögen von rund 1'000 Kunden verwalten, wie Cagiati gegenüber finews.ch erklärt.

«Unsere Klientel stammt vorwiegend aus Zentral- und Osteuropa sowie aus Lateinamerika. In diesen Märkten verfügen unsere Partner über beste Beziehungen und eine profunde Erfahrung», ergänzt der 54-jährige Cagiati. Im Gegensatz zu manch anderen Akteuren in der Branche hegt Metropol Partners keinerlei Ambitionen in Asien. «Dort haben wir nicht das nötige Netzwerk», sagt Cagiati.

Depots bleiben bei der Credit Suisse

«Das Modell Metropol Partners ist insofern bemerkenswert, weil es in enger Zusammenarbeit mit der Credit Suisse entstanden ist», sagt Markus Angst, Managing Director, External Asset Managers (EAM) bei der Credit Suisse. Anstatt auf Konfrontationskurs mit den abgehenden Kundenberatern zu gehen, bot die Grossbank in verschiedenster Weise Hand, dass Metropol Partners entstehen konnte.

So verblieben die angehenden Unternehmer in den Räumlichkeiten der CS an der Börsenstrasse und arbeiteten selbst in der Aufbauphase von Metropol Partners im angestammten Umfeld weiter. Im Gegenzug verpflichteten sie sich, die Kundendepots bei der Credit Suisse zu belassen.

Umzug in diesen Tagen

«Neben der Credit Suisse werden wir allerdings auch noch andere Custodian-Banken haben», betont Cagiati, zumal dies von der schweizerischen Finanzmarktaufsicht auch vorgeschrieben werde.

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Die Beziehung zur Credit Suisse bleibt indessen noch in anderen Belangen bestehen: Die Metropol Partners werden ihre Geschäftsräumlichkeiten gleich neben dem Zürcher Kongresshaus an der Claridenstrasse 19 haben, wo frühere einzelne Geschäftsbereiche von Clariden Leu untergebracht waren. Sogar das Mobiliar konnte Metropol Partners von der CS kaufen, wie Cagiati ergänzt. Der Einzug erfolgt dieser Tage.

Modellcharakter für die ganze Branche

Das Vorhaben hat zweifelsohne Modellcharakter in einer Branche, die sich in einem epochalen Wandel befindet. Die frischgebackenen Unternehmen starten sozusagen mit der Expertise aus ihrer CS-Vergangenheit und werden dies auch künftig so handhaben, gerade was beispielsweise die Compliance, das Portfolio-Management oder das Controlling angeht – für viele unabhängige Vermögensverwalter heute ein grosses Problem. «Wir kommen absolut fit in den Markt», sagt der ursprünglich aus Boston stammende Cagiati.

Auch für ihn ist es ein ganz neues Kapitel, das er da aufschlägt, und das angesichts der vielen Hiobsbotschaften, die in letzter Zeit über den Schweizer Finanzplatz hergezogen sind, nicht ohne Risiken ist.

«Die Schweiz bleibt eine Insel in Europa»

Doch Cagiati ist überzeugt, dass die Schweiz als eigentliches Kompetenzzentrum für Wealth Management auch in Zukunft gute Karten haben wird. «Zahlreiche, vor allem grössere Schweizer Banken haben bereits viel unternommen, um das Legacy-Business loszuwerden», sagt Cagiati.

Die inzwischen verbliebene Klientel sei der Schweiz entsprechend eng verbunden und bleibe dem Standort treu. Diese Kunden würden Stabilität, Sicherheit, Zuverlässigkeit genauso wie die Kompetenz der einzelnen Mitarbeiter und ihre Mehrsprachigkeit mehr denn je schätzen. «Es ist banal, aber die Schweiz bleibt eine Insel in Europa», sagt der schweizerisch-amerikanische Doppelbürger Cagiati.

Rund um die Uhr für den Kunden da sein

Der Metropol-Partners-CEO sieht seine Zunft aber auch selbstkritisch und warnt davor, allzu sophistiziert zu werden. «Es geht nicht nur um Performance und Portfolio-Management», sagt er. Ausschlaggebend für den Erfolg seien letztlich nachhaltige Kundenbeziehungen, die sich über viele Jahre entwickeln würden.

«Man muss 24 Stunden da sein für den Kunden», sagt Cagiati, «und wenn das der Fall ist, entsteht mit der Zeit eine enge, sozusagen dauerhafte, geradezu freundschaftliche Beziehung, so der Metropol-Partners-Chef und: «Das Private Banking ist an sich kein kompliziertes Geschäft.»

Wie ein Gourmet-Restaurant

Am ehesten sei Metropol Partners mit einem Gourmet-Restaurant zu vergleichen, wo der Gastgeber auf die individuellen Wünsche der Kunden eingehen könne, sagt Cagiati. «Wir wollen langsam und beständig anfangen, wehrt der CEO allzu ehrgeizige Expansionspläne schon am Anfang ab.

«Natürlich wollen wir in sechs Monaten schon mehr Depots verwalten, doch das alles nach der Devise: You have to learn to walk, before you run», hält Cagiati fest.

Ex-Rothschild-Banker wird VR-Präsident

Prominente Unterstützung erhält Metropol Partners auch im Verwaltungsrat. Neben Cagiati (ex Bank Leu), Bruno Lienhard (ex Clariden), Christian Sieber (ex Bank Leu) und dem Anwalt und ehemaligen Banker Christian Brunner von der Zürcher Kanzlei Brunner & Decurtins stösst per 1. Oktober 2012 auch noch der Schweizer Guy Wais zum Gremium.

Der 1942 geborene Wais war bis Ende April 2012 im Verwaltungsrat der Genfer Banque Privée Edmond de Rothschild und bis Ende Juni 2012 auch im entsprechenden Gremium der Rothschild Bank in Zürich. In seiner gut 40-jährigen Karriere in der Finanzwelt arbeitete er unter anderem auch bei der Zürcher Traditionsbank Guyerzeller, die vor einigen Jahren im britischen HSBC-Konzern aufging.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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