Ein neues Ranking reiht Zürich und Genf unter die wichtigsten Finanzplätze. Aber Vorsicht: Gut möglich, dass die Bedeutung der Schweizer Zentren überschätzt wird.

Gewiss, in dieser Woche gab es Grund zur Zufriedenheit: Die Finanzzentren Zürich und Genf erhielten wieder einmal gute Noten. Auf dem neuen «Global Financial Centres Index 2012» erschienen beide in Spitzenpositionen. Die Erhebung, verfasst vom Think Tank Z/Yen Group in London, listete Zürich auf dem fünften Rang der Finanzzentren dieser Welt, wobei die Limmatstadt sogar noch Tokio überholen konnte. 

Auch Genf verbesserte sich deutlich, es überholte Frankfurt, Boston, San Francisco und Toronto – und kam auf Rang 9. Spitzenreiter der Finanzplatz-Stärkenkonkurrenz waren London vor New York, Hongkong und Singapur.

Aufwändig und detailliert

Der Zufall will es nun aber, dass fast zeitgleich ein anderes Finanzplatz-Ranking erschien, ebenfalls veröffentlicht in London, und bemerkenswerterweise weniger beachtet in der Schweiz. Es stammt vom britischen Fach-Magazin «The Banker» und ist ebenso aufwändig wie detailliert. 

Vor allem: Bei diesem neuen «International Finance Centres Ranking» erscheint die Rolle von Zürich und Genf weitaus bescheidener, wenn nicht gar enttäuschend. 

Nur noch im Zufallsbereich

Konkret: Zürich rutschte im globalen Städtewettbewerb erstmals aus der Top-Ten-Position. Sowohl Sydney als auch Amsterdam konnten die Stadt verdrängen – wobei Amsterdam allgemein seine Punktezahl am stärksten verbessern konnte. Sowohl die Bedeutung des Börsenplatzes als auch die an der Amstel verwalteten Vermögen legten deutlich zu.

Auffällig auch, dass Zürichs Vorsprung vor Luxemburg bei der Punktezahl nur noch im Zufallsbereich liegt: Auf 39,56 Punkte für Zürich kamen 39,5 Punkte für Luxemburg.

Unterschiedliche Bemessungskriterien

Die obersten fünf Positionen der internationalen Finanzzentren blieben für «The Banker» diesmal unverändert. New York konnte den Abstand zum zweitplatzierten London sogar noch etwas vergrössern – wohl indirekte Folge von Eurokrise und Libor-Skandal –, dann folgten Singapur, Frankfurt und Hongkong. Dubai schaffte es derweil, Toronto vom sechsten Platz zu verdrängen.

Wo liegt also der Unterschied? Bei der Messung von «The Banker» werden sowohl objektive Kriterien wie Assets under Management, Emissions-Volumina oder die Börsen-Umsätze eines Finanzplatzes gemessen, ferner Faktoren wie «Business-Friendliness», das Steuerniveau oder die Bedeutung für internationale Unternehmen. Der Index der Z/Yen Group hingegen basiert auf einem Online-Poll, bei dem Berufsleute aus der Finanzbranche nach ihrer Einschätzung der wichtigsten Finanzzentren befragt werden.

Grössere Präsenz in der Öffentlichkeit

Ein Verdacht drängt sich da auf: Könnte es sein, dass dies eher Bekanntheit als Bedeutung spiegelt? Dass Zürich und Genf wohl als wichtige Finanzzentren wahrgenommen werden – aber eben auch als wichtiger, als sich dies in den wahren Kennzahlen niederschlägt?

Es wäre dann sogar logisch, dass sich die Schweizer Städte bei der Z/Yen-Group-Umfrage im letzten Jahr sogar verbessern konnten: nämlich als Niederschlag einer grösseren Präsenz; also als indirekte Folge all der Steuerstreitigkeiten.

Immerhin: Genf konnte sich in der Studie von «The Banker» ebenfalls leicht verbessern. Die Rhonestadt überholte Wien und Melbourne und kam auf Rang 19 nach Rang 22 im Vorjahr. In Europa gelangte Zürich damit auf Rang 5 und Genf wird als neuntwichtigster Finanzplatz des Kontinents eingeschätzt.

Die wichtigsten Finanzzentren der Welt

Finanzplaetze

Quelle: «The Banker», International Financial Centres Ranking

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