engdal_martin2Neue Regulatorien fordern Investitionen in die IT. Was das für unabhängige Vermögensverwalter bedeutet, erklärt Martin Engdal von Advent gegenüber finews.ch.

Herr Engdal, was bedeuten die neuen regulatorischen Anforderungen für Finanzunternehmen auf der IT-Seite?

Die grösste Änderung liegt in der schieren Menge und Grösse der Daten, die Unternehmen nach den neuen Regulierungsmassnahmen sammeln und lagern müssen. Einerseits müssen viel mehr Informationen gespeichert werden und andererseits müssen diese Daten jederzeit abruf- und lieferbar sein.

Die gespeicherte Menge an Kundendaten ist exponentiell am Steigen. Rund 80 Prozent aller Daten, die Finanzunternehmen heute gespeichert haben, stammen alleine aus den letzten beiden Jahren.

Wie sieht es für Finanzdienstleister in der Schweiz aus?

In der Schweiz geht ja bekanntlich alles etwas länger. Auch mit der Regulation hinkt man hier im internationalen Vergleich etwas hinterher. Im internationalen Vergleich ist der Schweizer Markt für Vermögensverwalter unterreguliert. Den Vermögensverwaltern gibt das einen Vorteil gegenüber ihrer Konkurrenz im Ausland.


«Schweizer Unternehmen müssen in diesem Prozess möglicherweise mehr investieren»


Dieser Vorteil wird aber zunichte gemacht, sobald die neuen Regeln zur Anwendung kommen. Investitionen für Schweizer Unternehmen sind also unumgänglich?

Die Änderungen kommen früher oder später. Wir wissen nur noch nicht, wie sie aussehen. Auf lange Sicht, in bis zu fünf Jahren, wird die Schweiz wohl auf dem Level von Europa sein. Schweizer Unternehmen müssen in diesem Prozess möglicherweise mehr investieren, aber nur, wenn sie noch über keine entsprechende Infrastruktur verfügen.

Mit unseren Lösungen beispielsweise lassen sich regulatorische Änderungen per Update einbinden und sind so nicht mit grossen Mehrkosten verbunden.

Vielerorts ist von Konsolidierungen in der Vermögensverwalter-Branche zu hören. Wann ist mit dieser Konsolidierungsphase zu rechnen und wer genau verschwindet von der Bildfläche?

Branchenexperten rechnen damit, dass rund 40 Prozent der unabhängigen Vermögensberater aufgrund von Zusammenschlüssen oder Übernahmen verschwinden werden. Wer genau verschwindet, hängt von der Art der neuen Regeln ab. Es ist beispielsweise die Rede davon, dass ganz kleine Player nicht davon betroffen werden.

Generell wird man als kleines und mittleres Unternehmen man zwei Möglichkeiten haben. Entweder man spezialisiert sich auf eine Nische oder man schliesst sich mit jemandem anderen zusammen. Als Nischenplayer wird Outsourcing dann zum wichtigen Thema, da sich gewisse Geschäftsprozesse, die unter neue regulatorische Spielregeln gestellt werden, auslagern lassen.


«Für ganz Europa werden die Regulierungskosten auf 33 Milliarden Euro geschätzt»


 

Auf was für Mehrkosten müssen sich Schweizer Unternehmen einstellen?

Dies auf die Schweiz herunterzubrechen ist schwierig. Für ganz Europa werden die Regulierungskosten auf 33 Milliarden Euro geschätzt. Ein Grossteil davon geht aber auf Berater und Anwälte zurück. Der Kostenanteil der IT-Infrastruktur ist gering.

Spürt man den Outsourcing-Trend breits?

Dieser Trend ist klar zu spüren. Wir haben schon einige Anfragen diesbezüglich erhalten und Outsourcing ist sicherlich eine Möglichkeit, die grosse IT-Last, die es zu meistern gibt, zu bewältigen. Outsourcing wird in Zukunft sicherlich ein grosses Thema für Finanzunternehmen sein.


«Mehr Regulierung für zu mehr Transparenz»


Was sind denn die anderen grossen Zukunftstrends?

Neben Outsourcing kommen auch höhere Kundenbedürfnisse auf die unabhängigen Vermögensverwalter zu. Diese wollen nicht mehr einen Bericht alle drei Monate präsentiert bekommen, sondern wollen sämtliche relevanten Informationen jederzeit abrufbar haben.

Zudem wird die Transparenz überall gross geschrieben. Dies kann auch als positive Folge der regulatorischen Anforderungen gesehen werden. Für den Kunden ist dies positiv.

Wieso?

Betrachtet man beispielsweise die Kosten, die ein Kunde tragen muss, sind diese heute teilweise noch stark verschachtelt. Ein Kunde weiss nicht genau, wo er für welche Dienstleistung genau bezahlt. In Zukunft wird dies voll transparent sein. Dann müssen die Vermögensverwalter auch vermehrt ihre Kosten rechtfertigen, weil sie diese nicht irgendwo verstecken können.


Advent Software ist ein global tätiges Unternehmen, welches seit 1983 Softwäre-Lösungen für die Finanzwelt bereitstellt. Weltweit gehören Firmen aus 60 Länder zu den Advent-Kunden. Zu den Advent-Kunden gehören Wealth Manager, Family Offices, Privatbanken, Asset Manager und Hedge Funds. Advent stellt Software zur Betreuung und Verwaltung von Kunden zur Verfügung.


Martin Engdal ist Director of Product Marketing & Business Development, EMEA, bei Advent Software. Er ist seit acht Jahren bei Advent tätig und nun für das Product Marketing, Business Development und die Advent EMEA's Alliance Partners in der Wealth und Asset Management Industrie verantwortlich.

Bevor der gebürtige Däne zu Advent gestossen ist, war er Head of Client Relationships und Portfolio Manager bei der Danske Bank.

 


Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.37%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
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  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
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  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.35%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
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