In den letzten Wochen seien einige Dinge geschehen, die einem Anleger wieder Lust aufs Investieren in bisher als zu riskant angesehene Klassen geben könnten, sagt Christina Böck von AXA.

Christina Böck ist Head of Investment Solutions Switzerland bei AXA Investment Managers. Ihre Kolumne für finews.ch erscheint monatlich.

Christina_Bock_75_2Die Europäische Zentralbank (EZB) hat mit ihrer «OMT» betitelten Zusage des Aufkaufs von Staatsanleihen Hoffnung gemacht. Ähnliches ist in den USA geschehen, wo die Notenbank (Federal Reserve, Fed) zum dritten Mal ein Programm zum Kauf von Anleihen im Markt auflegt – diesmal will sie Hypothekentitel kaufen. Ist also die Rettung in Sicht, und daher die Perspektive auf den Aktienmärkten wieder gut?

Spanien spielt Verstecken

So einfach wird es wohl leider nicht sein. Der positive Aspekt an der Ankündigung der EZB war die Bindung der Staatsanleihekäufe an die Tatsache, dass das betreffende Land den Unterstützungsantrag an das ESM unterzeichnet haben muss.

Aber Spanien, auf Grund der Bankenschulden heute am meisten im Fokus, spielt noch Verstecken – was mancher sogar auf eine Abmachung mit der deutschen Kanzlerin zurückführt, die mitten im Wahlkampf steht...

Und genau dort liegt das Problem: Auch wenn langfristig nun die richtigen Rahmenwerke bestehen, so sind doch noch viele Hürden zu überwinden, insbesondere politischer Natur – und die ist bekanntlich wankelmütig.

Grosse Sorgen in den USA

Auf dem Weg aus der Schuldenkrise hinaus muss bekanntermassen bei allen europäischen Staaten stark gespart werden – nirgendwo besteht noch Spielraum, die Volkswirtschaft mit fiskalischen Massnahmen zu stützen. Die Gesamtverschuldung in den USA liegt sogar auf noch höherem Niveau – auch wenn dies die Märkte momentan nicht zu interessieren scheint.

Hier macht konkret die Verlängerung der laufenden vorübergehenden Steuersenkungen der Bush-Ära unter dem Namen «Fiscal Cliff» grosse Sorgen – der politische Kalender und die Konstellationen um die Wahlen sind so ungünstig, dass es bezüglich der Steuerpolitik hier sicher zu Turbulenzen kommen wird.

Widersprüchliches Umfeld

So entsteht eine Dichotomie: Das systemische Risiko in Europa erscheint stark verringert, aber die zyklischen Risiken verstärken sich wieder. In der Tat weisen alle makro-ökonomischen Daten und dies weltweit auf eine Abschwächung hin. In Europa dürften wir 2013 eine erneute Rezession erleben.

In diesem widersprüchlichen Umfeld ist die richtige Investition eine Art Kompromiss: Es ist schwierig, für Aktien heute eine wirklich positive Empfehlung auszusprechen: Die von den Analysten noch vorhergesagten 12 Prozent Gewinnwachstum sind viel zu optimistisch.

Recht gesunde Bilanzen

Realistischer sollte man bei rückgängigem Wachstum auch von schrumpfenden Umsätzen und sinkenden Profiten ausgehen – die heute relativ hohen Margen werden kaum gehalten werden können.

Auch wenn ihre Gewinne sinken sollten, so sind doch die Bilanzen der Unternehmen recht gesund. Dies spricht auch weiter für die Investition in Unternehmensanleihen: Die Kreditspreads sind immer noch hoch genug, um für das Risiko von Ausfällen zu kompensieren, die in akzeptablem Rahmen bleiben werden.

Exotische Anlageklassen

Im zinstragenden Bereich ganz besonders interessant sind ein paar Sonderfälle, für die man einen gewissen Analysebedarf aufwenden muss – was ihre Werthaltigkeit mit begründet. Fast alle Anlagen, die früher hauptsächlich von Banken gehalten wurden, sind heute relativ preiswert, wie Unternehmensdarlehen oder auch Immobiliendarlehen.

Viele exotischere Anlageklassen wie CLOs können heute als Sicherheiten für besicherte Darlehen an Banken dienen. Für kleinere Institutionen oder gar Privatleute ist dies sehr schwierig – aber als mittlere Pensionskasse ist der Aufwand vertretbar, die nötige Zeit in einen kompetenten und unabhängigen Berater zu investieren.


Bock_Christina_qChristina Böck (Bild) bildete sich an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster zur Diplom-Kauffrau aus, bevor sie einen Master in Management (Finance) an der H.E.C. in Paris erlangte.

Nach verschiedenen Praktika war sie ab 1994 bei der Dresdner RCM Gestion in Paris tätig. Später wechselte sie zur Allianz-Pimco-Gruppe, wo sie vier Jahre im Asset Management (internationale Anleihen) arbeitete.

Zu AXA Investment Managers in Paris stiess sie im April 2001. Seit März 2007 arbeitet Christina Böck in Zürich als Head of Investment Solutions Switzerland und ist dabei unter anderem für das Team «CHF Fixed Income» verantwortlich.

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