Graham_WainerDie Bedeutung der US-Präsidentschaftswahlen werde massiv überschätzt, findet Graham Wainer vom Finanzinstitut GAM.

Von Graham Wainer ist Global Head Private Clients bei GAM

Der Wahlkampf um den nächsten US-Präsidenten wird als richtungsweisend dargestellt. Inwieweit sich dies an einem der zwei Kandidaten festmachen lässt, ist indes völlig ungewiss.Nach vierjähriger Amtszeit ist der Hype um Barack Obama längst grosser Ernüchterung gewichen. US-Arbeitsmarktdaten zeigen, dass die Wirtschaft nicht genügend Jobs schafft, um mit dem Bevölkerungswachstum Schritt zu halten.

Die Arbeitslosenquote ist noch immer höher als vor der Krise und Immobilienpreise befinden sich auf einem Niveau wie zuletzt vor neun Jahren. Weniger als eine Woche vor der Wahl werden sich Anleger zu Recht fragen, welcher Kandidat besser für die Wirtschaft und die Märkte wäre.

Aggressive Ausgabenkürzungen

Die vereinfachte Antwort könnte lauten: Die Republikaner würden den aufgeblähten Staat durch aggressive Ausgabenkürzungen wieder auf einen finanzierbaren Pfad zurückführen. Steueranpassungen animierten die Verbraucher zu mehr Konsum, was wiederum den Unternehmen zu Gute käme. Und letztlich könnte die Wirtschaft wieder merklich wachsen.

Im Falle einer Wiederwahl Barack Obamas jedoch würden wirtschaftliche Interventionen das astronomische Haushaltsdefizit weiter ansteigen lassen – mit schlussendlich katastrophalen Folgen für das Land.

Nichts ist umsonst

Solch eine Beurteilung wird der weitaus komplexeren Realität sicher nicht gerecht. Es sollte nicht vergessen werden, dass das Haushaltsdefizit unter dem demokratischen Präsidenten Bill Clinton sank und unter dem republikanischen Präsidenten George W. Bush anstieg.

Natürlich klingen Steuersenkungen verlockend, doch den amerikanischen Wählern ist durchaus bewusst, dass die Verschuldung lauf Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) mit 80 Prozent des Bruttonilandprodukts (BIP) bereits zu hoch ist.

Es ist offensichtlich, dass Steuergeschenke nicht dauerhaft ausgeteilt werden können. Letztlich müssen solche Vergünstigungen wieder zurückgezahlt werden.

Risiko einer Rezession

Mitt Romney ist zugute zu halten, dass er keinen Vorschlag über ungedeckte Steuersenkungen unterbreitet. Der geplante Haushaltsausgleich inmitten einer Phase schwachen Wachstums birgt allerdings das Risiko in die Rezession abzugleiten.

In Grossbritannien zum Beispiel sind die Kosten für die Absicherung gegen einen Ausfall seit Frühjahr 2011 gestiegen, während die Gilt-Renditen und das Wachstum gesunken sind. Es wird deutlich, dass Sparen allein nicht ausreicht, um die Staatsverschuldung zu bekämpfen. Zusätzlich muss die Wirtschaft wachsen.

Ein Paradigmenwechsel tut not

Die Strategie der Demokraten sieht eine kontinuierliche Stimulierung der Wirtschaft vor. Das damit verbundene Defizit soll im Laufe der Zeit mit Hilfe des auf diese Weise generierten Wachstums gesenkt werden. Stolz weisen die Demokraten darauf hin, dass die Beschäftigung unter Barack Obama 30 Monate in Folge angestiegen ist.

Auf sachlicher Ebene ist dies unbestreitbar, doch seit Obamas Amtsantritt lag der monatliche Zuwachs meist unter den 125'000 Stellen, die zusätzlich benötigt werden, um mit dem Bevölkerungswachstum in den USA Schritt zu halten.

Bloss ein Strohfeuer

Eine neue Strategie muss her, denn die aktuellen Konjunkturmassnahmen wirken allmählich erschöpft. Zuletzt war dies nach der Auflegung der dritten Lockerungsrunde (QE3) durch die Federal Reserve am 13. September zu beobachten. Zunächst zog der S&P 500 kräftig an, sank ein paar Tage darauf jedoch unter sein ursprüngliches Niveau.

Trotzdem ist Obama der festen Überzeugung, dass das Wirtschaftswachstum durch staatliche Interventionen angekurbelt werden kann und wird im Falle eines Wahlsiegs wohl nicht von diesem Standpunkt abweichen.

Viel Lärm um wenig Wirkung

Anleger sollten sich nicht von unrealistischen Erwartungen leiten lassen. Seit 1980, als Ronald Reagan gegen Jimmy Carter antrat, waren die Präsidentschaftswahlen niemals mehr der Schlüssel zur wirtschaftlichen Erholung. Dies wird 2012 schon aufgrund der Natur der aktuellen Herausforderungen kaum anders sein.

Bestenfalls lässt sich mit einiger Sicherheit sagen, dass die Demokraten versuchen werden, wirtschaftspolitische Auseinandersetzungen so weit wie möglich zu reduzieren, während die Republikaner staatliche Interventionen minimieren und der Wirtschaft weitestgehend freien Lauf lassen würden.

Die Wähler werden sich zu diesen unterschiedlichen Ansätzen ihre eigene Meinung bilden. Und Anleger können sich beruhigt auf grundlegende Marktentwicklungen konzentrieren, während der vierjährliche Wahlzirkus vorbeizieht.

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