Die UBS hat einen neuen Chef für das Onshore-Geschäft in Europa ernannt. Er war vorher Investmentbanker. Ist er der richtige Mann füs Wealth Management?

Jakob.Stott.quadratNach dem guten Abschneiden der UBS im 1. Halbjahr 2010 nimmt die «neue» UBS weiter Gestalt an. Ende letzter Woche gab die Schweizer Grossbank eine wichtige Personalie bekannt: Der 55-jährige Däne Jakob Stott wird per 1. Oktober Head Wealth Management Europe.

Damit hat die UBS eine weitere, strategisch wichtige Position für die Zukunft neu besetzt. Denn mit der zunehmend schwierigen Praxis im europäischen Offshore-Geschäft, erhält umgekehrt das Onshore-Banking in Europa einen immer grösseren Stellenwert.

Führung von mehr als 45 Niederlassungen

Hier geht es darum, mit kompetenten Teams vor Ort die Klientel abzuholen, und trotz der geringeren Margen hohe Erträge zu erzielen.

Konkret wird Jakob Stott die Führung von mehr als 45 Niederlassungen in Deutschland, Grossbritannien, Frankreich, Monaco, Italien, Spanien, Österreich, Luxemburg, Belgien und den Niederlanden obliegen. Einzig das Schweizer Wealth-Management-Geschäft wird weiterhin von Stefan Bodmer geführt.

Spezialität: Integrationen

Jakob Stott blickt auf eine fast 30-jährige Karriere in der Bankbranche zurück. Und was selten dabei ist: Über die ganze Zeit hielt er einer einzigen Bank die Treue: J.P. Morgan. Zuletzt bewährte er sich als rechte Hand von Bill Winters, dem früheren Co-Chief-Executive; Stott amtete dabei als Chief Operating Officer der Investmentbank für die Marktregion EMEA (Europe, Middle East & Africa).

Letztes Jahr wurde Bill Winters abgesetzt, was Stott wohl den Abgang erleichtert haben dürfte. Zuvor war Stott massgeblich an der Integration der Not leidenden US-Investmentbank Bear Stearns in den J.P.-Morgan-Konzern in Europa zuständig gewesen. Überdies war er auch massgeblich beteiligt an der Einbettung des britischen Wertschriftenhauses Cazenove.

Investmentbanker im Wealth Management?

Wichtige Erfahrungen sammelte Stott auch zwischen 1998 und 2003, als er Head of Investmentbanking für Zentral- und Osteuropa, den Nahen Osten und Afrika war. Dass nun ausgerechnet ein Investmentbanker die Leitung einer Wealth-Management-Abteilung übernimmt, mag auf Anhieb überraschen.

Offenbar zeichnet sich in der Branche nun aber ein Trend ab; wonach bewährte Investmentbanker angeblich besser das Cross-Selling zwischen den verschiedenen Einheiten organisieren können.

Ziel: Zusatzerträge

Gerade vor dem Hintergrund sinkender Margen, steigender Kosten für Regulation und Compliance und einer schwer abschätzbaren Entwicklung an den Märkten erhält die Verzahnung von Finanzdienstleistungen aus dem Wealth Management und dem Investmentbanking eine immer grössere Bedeutung. Denn nur so lassen sich offenbar (privat)kundenseitig zusätzliche Erträge generieren.

Neuer Trend

Solche Überlegungen spielten ebenfalls eine Rolle bei der Ernennung des früheren UBS-Investmentbankers Rory Tapner, der künftig das Vermögensverwaltungsgeschäft des britischen RBS-Konzerns leiten soll, wie vergangene Woche bekannt wurde.

Damit zeichnet sich ein neuer Trend ab, der darauf abzielt, dass ausgewiesene Investmentbanker die bestehende Produktepalette besser an die Kunden bringen können.

Stott: «Onshore-Geschäft bietet enorme Chancen»

Jakob Stott sagt denn auch: «Ich werde mich darauf konzentrieren, das integrierte Geschäftsmodell in Europa zum Vorteil unserer Kunden zu stärken. Das europäische Onshore-Geschäft bietet enorme Chancen für das Wealth Management der UBS.»

Und Stotts direkter Vorgesetzter, Jürg Zeltner, seines Zeichens CEO Wealth Management, pflichtet dem klar bei, wenn er sagt: « Unter der Führung von Jakob Stott werden wir als Anbieter einer breiten Produktepalette und massgeschneiderter Beratung weiter festigen können.»

Motivationsstark und umsichtig

Der Däne soll denn auch, wie Zeltner weiter ausführt, sich dafür einsetzen, den Marktanteil der UBS zu erhöhen und das europäische Wealth-Management-Geschäft auszubauen. Nicht zuletzt wegen seiner bisher grossen Loyalität zu J.P. Morgan Chase eilt Stott in der Branche ein ausgezeichneter Ruf voraus. Er gilt als motivationsstark und umsichtig.

Mit seiner Erfahrung bei Integrationsprojekten bringt er überdies Know-how mit, das nützlich sein dürfte, beim weiteren Aufbau einer «neuen» UBS. Als Europäer kann er dabei sicherlich auch Impulse eingeben, die nicht zwangsläufig aus dem Rezeptbuch des amerikanischen Bankgeschäfts stammen.

 

 

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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