Fiona Frick ist eine der wenigen Frauen an der Spitze eines Schweizer Finanzinstituts. Mit Unigestion hat die Genferin noch einiges vor. Neu ist auch ein Standort in Zürich.

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Die 44-jährige Genferin Fiona Frick ist eine höchst loyale Mitarbeiterin. Seit nunmehr zwanzig Jahren steht sie im Dienst von Unigestion, einem in Genf beheimateten Finanzinstitut, das auf die Vermögensverwaltung für institutionelle Anleger und Family Offices spezialisiert ist.

Fricks grosse Leidenschaft im Beruf gehört dem Investieren. Das Unternehmen verwaltet heute rund 12 Milliarden Franken und sieht in den derzeit schwierigen Märkten enorme Chancen, um weiterzuwachsen. Unigestion setzt dabei auf Minimum-Varianz-Strategien, welche Fiona Frick bereits Mitte der neunziger Jahre mitentwickelt hat (mehr dazu im nachstehenden Interview). 

Weitere Mitarbeiter gesucht

Mit seinen derzeit 159 Beschäftigten ist Unigestion bereits an verschiedenen Standorten in der Welt präsent; seit wenigen Monaten auch in Zürich, wo der frühere Clariden-Leu-Banker Daniel Ritz die Leitung hat, wie  finews.ch berichtete.

Jahr für Jahr hat sich Unigestion zum Ziel gesetzt, zehn bis zwölf neue Leute zu engagieren. Das Reserach spielt innerhalb des Unternehmens eine sehr wichtige Rolle. Zu diesem Zweck arbeitet Unigestion auch eng mit der ETF Lausanne und der Swiss CFA Society zusammen, wie Fiona Frick im Interview erklärt. 

Frau Frick, seit rund einem Jahr leiten Sie den Genfer Vermögensverwalter Unigestion. Was hat Sie motiviert, diesen Job anzunehmen?

Einer der Hauptgründe für meine Nomination dürfte gewesen sein, dass ich schon seit 20 Jahren für Unigestion arbeite. In dieser Zeit habe ich mein Engagement für dieses Unternehmen und dessen Werte wohl ausreichend zum Ausdruck gebracht. Für mich persönlich war es eine grosse Ehre, dieses Angebot zu erhalten.

Die Finanzbranche wird nach wie vor von Männern dominiert. Fühlen Sie sich bisweilen einsam auf Ihrem Posten?

Eine Investmentgesellschaft zu führen, ist keine «One-Man»- oder eben «One-Woman-Show». Vielmehr werde ich von acht Kollegen im Executive Committee unterstützt. Das ist wichtig – dieser Mix an Persönlichkeiten, verbunden mit einer gemeinsamen Unternehmenskultur.

Gibt es auch Vorteile als Frau in Ihrer Funktion?

Das glaube ich nicht. Umgekehrt denke ich auch nicht, dass ich als Frau irgendwelche Nachteile habe.

Die Schweizer Finanzbranche steht derzeit von verschiedenen Seiten unter Druck. Wie spüren Sie diese neuartige Situation momentan?

Im Ausland ist es tatsächlich schwieriger geworden. Das Schweizer Banking und das Bankgeheimnis haben einen negativen Beigeschmack erhalten. Mit dem Fall UBS, dem Steuerstreit mit der EU und dem Druck aus den USA auf das Bankgeheimnis hinterfragen viele Kunden in Europa die schweizerischen Tugenden wie Solidität, Zuverlässigkeit und Qualität. Das ist eine Tatsache.

Wohin wird das führen?

Wir stehen erst am Anfang einer grossen Konsolidierung in unserer Branche. Der Fall Wegelin hat diese Entwicklung weiter beschleunigt. Ich denke, dass es auch auf dem Platz Genf noch zu erheblichen Veränderungen kommen wird.

Bietet diese Ausgangslage auch Chancen auf eine Übernahme für Unigestion?

Wir sind bisher weitgehend aus eigener Kraft gewachsen. Grundsätzlich wird sich daran nichts ändern. Anstatt ein anderes Unternehmen zu übernehmen, stellen wir lieber einzelne Teams an. Der starke Schweizer Franken macht es für uns einfacher, ausländische Teams anzuheuern.


«Das Research von heute ist die Performance von morgen»


Wir haben im vergangenen Jahr rund ein Dutzend erstklassige Leute eingestellt. In dieser Grössenordnung wollen wir heuer erneut wachsen. Zudem arbeiten wir eng mit der ETH Lausanne und der Swiss CFA Society zusammen.

Was für Vorteile bringt das mit sich?

Von unseren aktuell 159 Beschäftigten arbeiten rund 60 Personen im Research. Wir legen grossen Wert darauf, dass in Zusammenarbeit mit den erwähnten Institutionen in unserem Haus geforscht wird. Jeder Anlagespezialist erhält einen Research-Auftrag als Teil seiner Zielsetzungen. Damit verbessern wir unseren Investitionsprozess permanent. Wir betreuen auch Master-Studenten und sind so als Arbeitgeber attraktiv. Ich sage immer: Das Research von heute macht die Performance von morgen aus.

Was muss ein Finanzinstitut heute bieten?

Die glamourösen und schrillen Zeiten im Banking sind definitiv vorbei. Anlagestrategien dürfen keine Überraschungen mehr bergen. In der Vermögensverwaltung erwarten die Kunden heute einen möglichst tiefen Grad an Unvorhersehbarem. Gefragt sind einfache und verständliche Finanzprodukte. Kommt hinzu, dass viele Kunden heute viel klarere Vorstellungen haben als früher. Sie sind einkommensorientiert, was angesichts der tiefen Zinsen nicht überraschend ist.

Wie gehen Sie auf diese Erfordernisse ein?

Zum einen konzentrieren wir uns auf institutionelle Kunden, also auf Pensionskassen und Versicherungen, sowie auf Family Offices. Hier liegt unsere Expertise. Wir betreuen keine Retail- oder Endkunden. Daran wird sich auch nichts ändern.


«Wir verwalten derzeit 12 Milliarden Franken»


Zudem fusst Unigestion auf drei Säulen: Hedgefonds, Private Equity und Minimum-Varianz-Lösungen. Damit verwalten wir aktuell 12 Milliarden Franken.

Eingangs haben Sie für einfache und verständliche Produkte plädiert. Allerdings dürften nicht alle Anleger wissen, was Minimum-Varianz-Lösungen sind. Können Sie etwas Nachhilfe leisten?

In den neunziger Jahren entwickelte der Finanzprofessor Robert Haugen die These, dass ein Aktienportfolio, das so optimiert wird, dass es das geringstmögliche Risiko aufweist, eine bessere Performance erzielt als beispielsweise der S&P 500-Index. Bei besagtem Depot handelte es sich um ein Portefeuille mit minimaler Varianz, auch Minimum-Varianz-Portfolio genannt. Haugen wies nach, dass die Finanzmärkte die Anleger belohnen, die es verstehen, ihr Risiko respektive die Wertschwankungen zu kontrollieren. 1995 hat Unigestion aufgrund meiner Initiative einen eigenen Minimum-Varianz-Ansatz lanciert.

Wie hat sich dieser Bereich entwickelt?

Von den 12 Milliarden Franken, welche Unigestion derzeit verwaltet, sind 4,6 Milliarden in Minimum-Varianz-Lösungen investiert. Dieser Betrag ist über die Jahre stetig gewachsen. Wir haben diesen Ansatz sukzessive bei immer mehr Aktienkategorien eingeführt, zuletzt bei Aktien aus Schwellenländern sowie bei Absolute-Return-Strategien.

Warum sollten eher konservativ ausgerichtete Anleger wie Pensionskassen oder Versicherungen ausgerechnet in nichtalltägliche Lösungen wie den Minimum-Varianz-Ansatz investieren?

Auch bei dieser Klientel hat ein Umdenken stattgefunden, was angesichts der volatilen Finanzmärkte und der anhaltend tiefen Zinsen nicht verwunderlich ist. Ich stelle fest, dass die Kunden heute viel stärker renditeorientiert sind und klar zum Ausdruck bringen, worin ihr Anlageziel bestehen soll. Auch sie stehen unter einem markant gestiegenen Performance-Druck.

Was für langfristige Konsequenzen hat dieses Umdenken bei den Institutionellen?

Bei den Pensionskassen steht der Deckungsgrad langfristig unter Druck. Das ist ein grosses Problem. Zudem kommt es aufgrund der verschärften Regulierung und des Kostendrucks zu einem riesigen Konzentrationsprozess.


«Das Benchmark-orientierte Denken hat ausgedient»


Die Versicherungen ihrerseits müssen ihre Anlagen aufgrund des Swiss-Solvency-Test und von Solvency II stärker an den Verpflichtungen ausrichten. Mit anderen Worten: Es wird immer schwieriger, eine angemessene Rendite zu erzielen, zumal noch die Risikofähigkeit abnimmt.

Wie reagiert Unigestion auf diese fundamentalen Veränderungen?

Es ist eine Tatsache, dass die Investoren heute sogenannte absolute Renditen erwarten. Oder mit anderen Worten: Das Benchmark-orientierte Denken hat ausgedient, weil es einem Anleger nichts nützt, wenn er im Vergleich zu einer Referenzgrösse trotzdem 30 Prozent im Minus ist. Institutionelle Investoren verfolgen deshalb immer häufiger einen Core-Satellite-Ansatz.

Das müssen Sie uns noch etwas genauer erklären.

Den Kern, also den «core», einer Anlage machen kostengünstige und effiziente Indexanlagen aus, zum Beispiel Exchange Traded Funds. Ergänzend dazu lässt sich mit den sogenannten Satelliten, also in verschiedenen Teilbereichen, eine aktive Strategie fahren, die einerseits zu einer gewissen Diversifikation verhilft und anderseits mehr Rendite abwirft als nur indexierte Anlagen.

Nach Genf, London, New York, Paris, Singapur und Guernsey hat Unigestion unlängst eine Niederlassung in Zürich eröffnet. Warum kommt der Schritt in die Deutschschweiz erst so spät, obwohl es das Unternehmen schon seit rund 40 Jahren gibt?

Wir haben festgestellt, dass unsere Kunden aufgrund der schwierigeren Märkte mehr Nähe zu uns wünschen. Zudem vertrat ich immer die Auffassung, dass wir in der Deutschschweiz noch mehr wachsen können.


«Unsere Niederlassung in Zürich ist ein Brückenkopf»


Das aktuelle Umfeld ist der ideale Zeitpunkt dafür, denn viele institutionelle Anleger haben begonnen, ihre Vermögen neu zu verteilen. Das ist eine einmalige Chance. Unsere neue Niederlassung in Zürich ist der ideale Brückenkopf dafür.

Im Vergleich zu anderen Anbietern ist Unigestion ein kleiner Akteur im Markt. Warum sollte man ausgerechnet zu Ihnen wechseln?

Wir sind ein unabhängiges und rentables Unternehmen, dessen Eigenkapital zu 70 Prozent dem leitenden Management gehört. Das zwingt uns zu einem langfristigen Denken. Damit setzen wir einen Kontrapunkt zu manch anderen Instituten auf dem Markt. Ausserdem investieren wir gemeinsam mit unseren Kunden in die Strategien, die wir für sie verwalten. Das führt zusätzlich zu übereinstimmenden Interessen.

Werden Sie im Markt nicht zunehmend von mächtigen, meist global tätigen Unternehmen überrundet?

Nein. Die Analyse von Hedgefonds, Private-Equity-Anlagen und Minimum-Varianz-Strategien erfordert spezifische Kenntnisse, die wir seit der Gründung des Unternehmens vor 40 Jahren sukzessive aufgebaut und verfeinert haben. Wir sind bekannt für unsere Kompetenz. Ein weiterer Vorteil ist die grosse Stabilität, die aus unserer langfristigen Orientierung resultiert. Zudem wächst für immer mehr Beschäftigte in der Finanzbranche das Interesse, in kleineren Unternehmen zu arbeiten.

Tatsächlich? Warum denn?

Weil man in kleineren Einheiten unternehmerischer tätig sein kann, und man sieht erst noch, was man zum Geschäft beiträgt. Das ist ein klarer Trend, der sich in den nächsten paar Jahren noch verstetigen wird und uns hervorragende Mitarbeiter zuführt.


Frick-FionaFiona Frick ist seit Anfang 2011 Chief Executive Officer von Unigestion. Sie studierte Literatur und Philosophie an der Universität Dijon, machte einen Master in Betriebswirtschaft am Institut Supérieur de Gestion in Paris und absolvierte diverse Managementkurse an der IMD Business School in Lausanne.

Sie stiess 1990 zur Genfer Unigestion, wo sie zunächst als Analystin, später als Finanzanalystin und Obligationenmanagerin tätig war. Im Jahr 1995 baute sie die Minimum-Varianz-Strategie für das Unternehmen auf. Fiona Frick ist verheiratet und hat zwei Söhne.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.32%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.78%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.89%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.34%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.67%
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