Mancher institutionelle Investor musste in letzter Zeit feststellen, dass man ungeliebt gewordene Positionen im Rentenportfolio schwieriger abstossen kann, sagt Axa-Strategin Christina Böck.

Christina Böck ist ‹CIO Switzerland & Head Solution Strategists Central Europe› bei Axa Investment Managers. Ihre Kolumne für finews.ch erscheint monatlich.

War es früher für US-Kreditanleihen möglich, an einem Nachmittag eine grössere Position zu liquidieren, so braucht man heute einen Monat. Und beginnt dann noch der Markt zu sinken, tut es umso mehr weh, wenn man die Position mit einem Verlust verkaufen muss, der im Entscheidungs-Zeitpunkt nicht abzusehen war.

In der Tat sorgen die in den letzten Jahren eingeführten Regeln und Kapitalbedingungen dazu, dass Banken als Market-Maker nicht mehr die ihnen angebotenen Positionen auf die eigenen Bücher nehmen können.

Das kann dauern

Die wichtigsten und am stärksten einengenden Regeln sind dabei die Kapitalvorschriften für Handelsbücher des Basler Komitees (Basel 2,5), die das Halten von Inventar schlicht verteuern. In der Konsequenz können die Banken einem Kunden ein Papier nur noch abnehmen, wenn sie auf der anderen Seite schon wieder einen neuen Käufer dafür gefunden haben. Und das kann dauern...

Auch die Zahlen belegen diese Entwicklung: Laut Statistiken der Federal Reserve (Fed) von New York hielten Emissionsbanken 2007 rund 235 Milliarden Dollar an Unternehmensanleihen – heute sind es nur noch circa 56 Milliarden Dollar. Gleichzeitig hat sich die Kapitalisierung des Marktes in der gleichen Zeit fast verdoppelt.

Regelrechter Absturz

Aussagen von Bankverantwortlichen bestätigen das: Früher waren die Emissionshäuser bereit, auch schon einmal eine gute Portion einer Anleihe auf den eigenen Büchern zu halten – heute muss alles vorplatziert sein.

Über diese Phänomene hat man in den letzten fünf Jahren schon einiges gehört – aber was ist deren Bedeutung heute? Im Mai hatte US-Notenbank-Chef Ben Bernanke für den Herbst eine Reduktion der quantitativen Lockerung angekündigt (die nun ausfällt). Sofort stiegen die Zinsen in den Bondmärkten extrem an. Die Anleihemärkte stürzten regelrecht ab – anstatt sich schrittweise an die neuen Gegebenheiten anzupassen.

Herumfragen bei anderen Kunden

Insbesondere in den Kreditmärkten und bei den Schwellenländerbonds sind die Kurse so schnell eingebrochen, dass es nicht allein durch die Ankündigungen gerechtfertigt erschien. Die Brutalität dieser Bewegungen kann man mit grosser Sicherheit diesen beschriebenen, strukturellen Veränderungen bei den Banken zuschreiben.

Wenn die Banken den Endkunden Papiere nicht mehr abkaufen können, um es auf die eigenen Bücher zu nehmen – und dies auch zu Preisen, bei denen sie sich ein gutes Geschäft versprechen können – so dauert es nun einfach länger, bis sie durch das Herumfragen bei anderen Kunden potentielle Käufer für den Titel gefunden haben. Und während dieser Frist bewegen sich die Märkte weiter und schneller als bisher.

Auch in der Schweiz

Dieses Phänomen ist übrigens auch ähnlich im Schweizer Bondmarkt zu beobachten. Allerdings stellt man da eine leichte Differenzierung fest: Kunden, die in engen Beziehungen zu den Investmentbanken stehen, ihnen demnach auch substanziell Positionen abzukaufen bereit sind und sie dadurch mit Liquidität unterstützen, werden denn auch besser bedient als die übrigen Marktteilnehmer.

Was sind die Konsequenzen für das Portfoliomanagement? Diese schlechteren Liquiditätsbedingungen müssen viel expliziter als in der Vergangenheit eingeplant werden. Das kann heissen, strukturell eine grössere Portion Cash zu halten. Aber man sollte auch bereit sein, verstärkt mit Derivaten abzusichern, wenn der Verkauf der zu Grunde liegenden Papieren nicht sofort gelingen kann.

Boom von 2005 bleibt illusorisch

Langfristig wird man sich wohl Gedanken über die Struktur der Anleihemärkte an sich machen: Wird es Handelsplattformen vergleichbar den Aktienmärkten geben? Bei der grossen Anzahl von verschiedenen Anleihen eines einzigen Emittenten ist dies aus heutiger Sicht aber illusorisch.

Eine Hoffnung bleibt: Wenn die Zinsen eines Tages wieder steigen, dann gibt es vielleicht substanziell wieder mehr Investoren in Anleihen, und die Liquidität könnte sich dadurch auch wieder verbessern – aber auf die Niveaus des Investmentbanken-Booms um 2005 werden wir allein dadurch nicht wieder kommen.


Christina Böck bildete sich an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster zur Diplom-Kauffrau aus, bevor sie einen Master in Management (Finance) an der H.E.C. in Paris erlangte.

Nach verschiedenen Praktika war sie ab 1994 bei der Dresdner RCM Gestion in Paris tätig. Später wechselte sie zur Allianz-Pimco-Gruppe. Zu Axa Investment Managers in Paris stiess sie im April 2001. Seit März 2007 arbeitet Christina Böck in Zürich, heute als ‹CIO Switzerland & Head Solution Strategists Central Europe›.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.29%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.9%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.4%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.61%
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