Immer mehr Vorsorgeeinrichtungen würden ausserhalb der traditionellen Anlageklassen ihr Heil suchen, stellt die Axa-Expertin Christina Böck fest.

Christina Böck ist ‹CIO Switzerland & Head Solution Strategists Central Europe› bei Axa Investment Managers. Ihre Kolumne für finews.ch erscheint monatlich.

Institutionelle Investoren der 2. Säule in Deutschland gehen mehrheitlich davon aus, dass die Zinsen noch mindestens drei Jahre sehr niedrig bleiben werden, wie unlängst einer Umfrage zu entnehmen war. Was Schweizer Pensionskassen-Manager in dieser Hinsicht denken, ist zwar leider nicht bekannt. Aber es ist anzunehmen, dass sie wohl eine ähnliche Einschätzung haben.

Daher ist es nicht verwunderlich, dass viele Pensionskassen ihr Heil ausserhalb der traditionellen Anlageklassen suchen. Denn mit Anleihen ist heute in keinem Fall mehr viel Rendite zu verdienen.

Trend zu riskanteren Anlagen

Entweder bleibt die Gesamtperformance für die nächsten Jahre niedrig, oder sie wird auf Grund steigender Zinsen sogar durch Kapitalverluste negativ. Daher ist allgemein der Trend hin zu riskanteren Anlagen zu beobachten – dies sowohl zwischen den verschiedenen Anlageklassen als auch innerhalb jeder einzelnen Anlageklasse.

So sind die Aktienallokationen tendenziell über die letzten Jahre erhöht worden. Dies liegt sicher zu einem Teil schlicht am steigenden Wert der Aktienallokationen, also einem reinen Markteffekt – aber das neu entstandene Vertrauen in die Aktienmärkte hat auch zu wirklichen Neuallokationen geführt.

Attraktive Eintrittspreise

In der Schweiz investieren immer mehr Vorsorgeeinrichtungen in Aktien der Schwellenländer, wenn auch mit geringen Beträgen, insbesondere seit den Marktturbulenzen im vergangenen Sommer. Dennoch nutzen viele die nun attraktiveren Einstiegspreise. Auch kleine Kapitalisierungen stehen im Fokus: In der Tat tendieren Small Caps in einem Moment der Wachstumserholung, wie wir sie nun erleben, zu einer besonders guten Performance.

Innerhalb der Klasse der Anleihen gehen die Vorsorgeeinrichtunge ein deutlich stärkeres Kreditrisiko ein und wollen aus hochqualitativen Schweizer Anleihen oder internationalen Staatsanleihen in Unternehmensanleihen wechseln, wobei alle Ratingklassen angesehen werden.

Noch ein Schritt weiter?

So beraten wir viele Kunden zu dem für sie optimalen Risikoprofil des Anleiheportfolios, wobei eine Mischung aus Investment-Grade-Anleihen, High-Yield-Bonds, aber auch Schwellenländer-Anleihen aufgenommen werden. Diese Anlagen geschehen meist über aktiv verwaltete Vehikel, da die passiven Vehikel unter der mangelnden Liquidität und häufig entsprechend hohen Transaktionskosten leiden.

Nur die grösseren Kassen gehen noch einen Schritt weiter und interessieren sich für Darlehen. Diese Anlageklasse bietet in der Tat interessante Risiko-Rendite-Profile: extrem geringe historische Ausfall- und Verlustquoten bei minimaler Duration (variabel verzinst, also kaum Zinsrisiko) bei interessanten Spreads.

Stabile, langfristige Performance

Häufig nachgefragt werden Wandelanleihen. Nach den Finanzkrisen dieses Jahrtausends schätzt man hier das asymmetrische Profil: Beschränktes Verlustrisiko nach unten durch den «Bondfloor», attraktives Wertsteigerungspotential nach oben durch die Aktienoption.

Immer grösserer Beliebtheit erfreuen sich Katastrophenanleihen (Cat-Bonds). In der Tat haben diese so gut wie keinerlei Bezug zur Entwicklung der Finanzmärkte, weisen aber eine sehr stabile und langfristige Performance auf.

Deutliche Zeichen

Immobilien erfreuen sich nach wie vor grosser Beliebtheit. Hier sollte man allerdings nach dem anhaltenden Anstieg der Preise in der Schweiz und der Migrationsinitiative die Frage nach einer möglichen internationalen Diversifikation stellen. In der Schweiz ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass die Leerstände in kommerziellen Liegenschaften zunehmen und die Renditen sinken werden.

Weniger als in der Vergangenheit erhalten wir heute Anfragen für inflationsindizierte Anleihen. Dies ist das deutlichste Zeichen dafür, dass das Barometer für die Anleger definitiv auf «Risk on» steht.


Christina Böck bildete sich an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster zur Diplom-Kauffrau aus, bevor sie einen Master in Management (Finance) an der H.E.C. in Paris erlangte.

Nach verschiedenen Praktika war sie ab 1994 bei der Dresdner RCM Gestion in Paris tätig. Später wechselte sie zur Allianz-Pimco-Gruppe. Zu Axa Investment Managers in Paris stiess sie im April 2001. Seit März 2007 arbeitet Christina Böck in Zürich, heute als ‹CIO Switzerland & Head Solution Strategists Central Europe›.

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