Viele Anleger fragen sich derzeit, ob sie Werte halten sollen, die keine Renditen erzielen? Zehnjährige Bundesanleihen rentieren um die null Prozent. Was ist zu tun, fragt sich Axa-Strategin Christina Böck.

Christina Böck ist ‹CIO Switzerland & Head Solution Strategists Central Europe› bei Axa Investment Managers. Ihre Kolumne für finews.ch erscheint monatlich.

Investoren sollten immer mit der Analyse ihrer Passiven beginnen. Für eine Pensionskasse sind das die Verpflichtungen gegenüber den Versicherten. Innerhalb der Schweizer Regulierung sind die Verpflichtungen gegenüber Rentnern bekannt, für diese bleibt das Langlebigkeits-Risiko.

Im Hinblick auf die Aktiven existieren im Beitragsprimat noch keine festen Zahlungsverpflichtungen; einerseits da das angesparte Kapital statt einer Zahlungsverpflichtung bilanziert wird, andererseits aber auch wegen der Freizügigkeit – in manchen Branchen ist heute überhaupt nicht abzuschätzen, wie die Belegschaft in fünf Jahren aussehen wird.

Ökonomisch unattraktiv

Daher ist es eigentlich unmöglich, die Anlagen genau auf die Verpflichtungen abzustimmen (das in anderen Ländern beliebte Liability Driven Investment, kurz LDI). Ausserdem sind die Zinsen bekanntermassen sehr niedrig – heute Festverzinsliche zu kaufen, um sie an Verbindlichkeiten anzulehnen, erscheint den meisten Investoren schlicht ökonomisch unattraktiv.

Wenn man also mit dem LDI in diesem Sinne das Gesamtrisiko nicht wirklich reduzieren kann, so erscheint es kleverer, sich von vornherein um die passende strategische Anlageallokation zu bemühen, mit der die Mindestrendite langfristig generiert werden kann. Sollten Bonds Teil dieser Allokation sein?

Langfristig rentabel

Rentenzahlungen der nahen Zukunft sind mit relativ hoher Sicherheit bekannt. Je weiter wir blicken, desto unsicherer werden sie. Unabhängig von der Zinsentwicklung, ist es angebracht, diesen Abfluss mit Bonds gleicher Laufzeiten zu «matchen», da es keine andere Anlageklasse mit so guter Vorhersehbarkeit gibt – vor allem, wenn man sich an gute Bonitäten hält.

Je länger der Horizont, desto unattraktiver sind Bonds allerdings: Über einen Konjunkturzyklus – etwa acht Jahre – kann man mit einer Aktienrendite von rund vier Prozent über dem risikofreien Zins rechnen. Dies gilt sowohl für globale als auch für Schweizer Aktien. Trotz kurzfristiger Schwankungen sind Anlageklassen wie Aktien, Immobilien, Infrastruktur oder Rohstoffe langfristig rentabel und sollen in die strategische Allokation einfliessen.

Breit diversifizieren

Um jedoch während Krisenzeiten bestehen zu können, muss man Obligationen halten. Die Diversifikationseffekte zwischen den Anlageklassen mit hoher Rendite und Anleihen sind wichtig. Um davon zu profitieren, sollte aber auch das Bond-Portfolio breit diversifiziert sein. Dazu gehören Staatsanleihen sowie Unternehmensanleihen aller Bonitäten.

Hier ist die Diversifikation zwischen Kreditsegmenten genauso wichtig wie die Aufteilung auf möglichst viele geographische Regionen. Auch illiquide Instrumente wie Unternehmenskredite sollten in Betracht gezogen werden – zumal man diesen zeitlich entfernte Zahlungen entgegenstellt.

Taktische Analyse nicht vergessen

Nach der Analyse der strategischen folgt die der taktischen Situation: Auch wenn Obligationen nicht vollständig verbannt werden sollen, ist klar, dass momentan die Zinsen sehr niedrig sind – dennoch sollte man nicht aus den Augen verlieren, dass die gesamte Anlegerschaft die Zinsen seit mindestens zehn Jahren als «zu niedrig» bezeichnet.


Christina Bock 180Christina Böck studierte an der Wilhelms-Universität in Münster, bevor sie einen Master in Management an der H.E.C. in Paris erlangte. Ab 1994 war sie bei der Dresdner RCM Gestion tätig. Später wechselte sie zur Allianz-Pimco-Gruppe. Zu Axa Investment Managers stiess sie 2001 und arbeitet seit 2007 in Zürich als ‹CIO Switzerland & Head Solution Strategists Central Europe›.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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