Eine hitzige Blog-Debatte in Deutschland bringt an den Tag, wie blank die Nerven angestammter Anbieter angesichts der Digitalisierung liegen. Auch ein Schweizer Start-up teilt aus.

Helge Lach war gerade gar nicht zum Lachen zumute. Das Geschäftsleitungs-Mitglied der Deutschen Vermögensberatung DVAG mit Sitz in Frankfurt hat kürzlich in einem Blog-Eintrag scharf gegen die Konkurrenz geschossen: Nämlich gegen jene Fintech-Start-ups, die auch im Versicherungs-Geschäft aus dem Boden schiessen. Und den Platzhirschen das Terrain streitig machen.

«Sie wollen smarte Versicherungsmanager oder Versicherungshelden sein und versprechen Beratung mit nur einem Klick», giftelt Lach. Doch hinter dem selbstbewussten Auftritt verberge sich «ein Geheimnis»: Die Fintech-Anbietern seien auf eine Maklervollmacht und damit Gebühren aus. Apps würden die Kunden dazu verleiten, ihnen diese unwissentlich zu erteilen.

Schlag und Gegenschlag

«Was ist von solchen Geschäftsmodellen und Praktiken zu halten?», fragt der DVAG-Mann rhetorisch. Und stellt in 15 Punkten klar: nicht viel.

Unter den von Lach geschmähten «Versicherungshelden» sticht aus Schweizer Sicht ein Name heraus: Knip. Das deutsch-schweizerische Unternehmen gehört hierzulande zu den erfolgreichsten Fintech-Start-ups und konnte kürzlich neues Kapital in Millionenhöhe lösen.

Knip ist es denn auch, die als erste zurückgeschlagen hat. Dennis Just, Gründer und CEO von Knip, bloggte seinerseits einen «offenen Brief» Richtung DVAG. Darin nahm auch er kein Blatt vor den Mund.

«Mit dem Rücken zur Wand»

«Ihr seid der Grund, dass es uns gibt», entgegnete der Knip-Chef. Die Versicherungsvermittler seien die mit Abstand unbeliebteste Berufsgruppe in ganz Deutschland. Strukturvertriebe im Pyramidensystem seien Hauptgründe dafür, so Just.

Schliesslich machten die Anwürfe nur deutlich, so der Jungunternehmer, dass rein vertriebsorientierte und technologieferne Anbieter «mit dem Rücken zur Wand stehen».

Kampf um den Kunden

Harte Worte also, die den Konflikt zwischen Fintech-Start-ups und Finanz-Establishment in überspitzter Form darstellen. Dessen ungeachtet darf davon ausgegangen werden: Den Konflikt gibt es, gerade im Versicherungswesen, wo der Kampf um den Kunden eingesetzt hat.

Fintech-Apps kommen dabei ohne teures Agentur-Netz aus, weil sie über Mobilgeräte direkt zum Kunden gelangen. «Viele traditionelle Makler, Agenten und deren Verbände laufen derzeit Sturm in der Hoffnung, die neue Konkurrenz damit schwächen zu können», hiess es bei Knip auf Anfrage.

Wie stark es hinter den Kulissen im Schweizer Versicherungswesen brodelt, kann nur vermutet werden. Sichtbar ist, dass grosse Anbieter wie etwa Axa Winterthur selber begonnen haben, die Fintech-Schiene zu forcieren.

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